

Neustadt. 60 Millionen Menschen haben aktuell keine Heimat.
Viele von ihnen befinden sich auf der Flucht, verbunden mit der Hoffnung auf ein
Leben in Frieden. Nach bisherigen Prognosen werden im Kreis Ostholstein bis Ende
des Jahres rund 3.600 Menschen aufgenommen. Das heißt, 2.000 bis 2.500 kommen
noch. Schon jetzt appelliert Landrat Reinhard Sager, kleinere
Gemeinschaftsunterkünfte auszuweisen. Für Neustadt wird bis Ende 2015 mit einer
Zahl von etwa 300 Flüchtlingen gerechnet. „Wir schaffen das mit vereinten
Kräften“, sagte Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider auf einer Sitzung der
Stadtverordnetenversammlung im November, auf der parteiübergreifend alle
Stadtverordneten eine gemeinsame Erklärung abgaben. In dieser heißt es im
Wortlaut:
„Das in unserem Grundgesetz gegebene Versprechen ‚Politisch Verfolgte
genießen Asylrecht‘ steht derzeit vor einer seiner größten Bewährungsprobe. Seit
nunmehr 70 Jahren leben wir in Frieden und Sicherheit. Wir verfügen über
Möglichkeiten, denjenigen helfen zu können, die aufgrund politisch instabiler
und kriegsbedingter Verhältnisse in ihren Ländern zu uns flüchten müssen.
Als ‚Ort der Vielfalt‘, als Europastadt und als weltoffene Hafenstadt fühlen
wir uns dazu verpflichtet, die zu uns gekommenen Flüchtlinge willkommen zu
heißen und ihnen die zum Einleben in unserer Gemeinschaft notwendige Hilfe und
Unterstützung zu gewähren. Wir begrüßen daher ausdrücklich die bisherigen
Anstrengungen vieler Neustädter sowie das Wirken der Verwaltung bei der
Integration der zu uns gekommenen neuen Mitbürger.
Gleichzeitig sprechen wir unseren Dank für das bisher geleistete Engagement
aus, wohl wissend, dass die Herausforderungen zukünftig nicht nachlassen,
sondern wohl noch wachsen werden. Wir erinnern uns, dass in unserer Stadt alle
Menschen - ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft - gleiche Rechte, aber auch
gleiche Pflichten haben. Dies gilt auch und insbesondere für unsere neuen
Mitbürger.
Wir werden in enger Abstimmung mit der Verwaltung uns bemühen, die
erforderlichen Mittel für die Bedürfnisse unserer neuen Mitbürger, wie
insbesondere Wohnraum, Sprachvermittlung und schulische Integration, im Rahmen
unserer Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Unser Appell verbindet sich mit der Hoffnung, dass Bund, Land und Kreis ihren
finanziellen Verpflichtungen uns gegenüber nachkommen werden, auch wenn wir
wissen, dass wir uns auf zusätzliche Belastungen einstellen müssen.
Die Mitglieder der Neustädter Stadtverordnetenversammlung fordern alle Bürger
auf, den neuen Mitbürgern offen zu begegnen und sie willkommen zu heißen.“
(mg)