Petra Remshardt

Wohnraummangel ist eine Ursache für viele Probleme

Neustadt. In Neustadt gibt es einen eklatanten Mangel an bezahlbarem Wohnraum und zu wenig unterstützende Angebote für alleinerziehende Mütter und Väter. Darüber waren sich die Teilnehmer eines Runden Tisches einig, zu dem Propst Dirk Süssenbach vom Kirchenkreis Ostholstein kürzlich eingeladen hatte. An der Runde nahmen zwölf Vertreter verschiedener Hilfe-Organisationen, des Jobcenters sowie der Stadt teil. Ziel des Gesprächs war nicht nur eine Bestandsaufnahme zur sozialen Wirklichkeit in Neustadt, sondern auch der Austausch und das bessere Kennenlernen der Akteure untereinander. Für den Kirchenkreis ging es außerdem darum, auszuloten, wo sich die Kirche mit ergänzenden Angeboten einbringen kann.
Wo der Schuh am meisten drückt, war bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unumstritten: „Es ist sehr deutlich geworden, wie wichtig es ist, bezahlbaren Wohnraum zu haben, weil damit vielen einzelnen Problemlagen begegnet werden kann“, konstatierte Propst Dirk Süssenbach im Anschluss an das Gespräch. Klaas Raloff, Leiter des Amts für gesellschaftliche Angelegenheiten, sagte, es würden „dringend zusätzliche Kapazitäten“ gebraucht. Positiv bewertete er die gute Vernetzung der verschiedenen Hilfe-Einrichtungen untereinander.
Propst Süssenbach sprach von einem „offenen Austausch ohne Berührungsängste.“ Aus seiner Sicht wäre die Stadt „auf dem richtigen Weg, wenn sie jetzt den sozialen Wohnungsbau selbst in die Hand nimmt und Projekte realisiert.“ Es sei sinnvoll, solche Neubauten auch mit Fahrstühlen auszurüsten, da in Zukunft auch verstärkt Senioren auf kostengünstigen Wohnraum angewiesen seien.
 
Betroffen vom Mangel an günstigem Wohnraum in Neustadt sind längst nicht nur Obdachlose, die meist noch einer besonderen sozialen Betreuung bedürfen. Auf günstigen Wohnraum angewiesen sind auch Migranten, Senioren mit nur kleiner Rente und vor allem alleinerziehende Mütter und Väter. Besorgt zeigten sich die Teilnehmer über den sozialen und beruflichen Druck, dem vor allem die Alleinerziehenden ausgesetzt seien. Oft seien die Kinder die Leidtragenden. Pastorin Sarah Lotzkat von der Neustadter Kirchengemeinde sagte, sie wolle sich dieses Themas noch einmal besonders annehmen und sehen, welche Angebote die Gemeinde zur Entlastung oder zum Austausch speziell für alleinerziehende Mütter und Väter machen könne.
Teilnehmer der Runde - darunter Vertreter der Schuldnerberatung „Gate“, des Deutschen Roten Kreuzes, der Ameos Tagesklinik, der Brücke, des Kinderschutzbundes und kirchlicher Beratungsstellen - machten keinen Hehl aus ihrem Ärger über Vermieter, die minderwertigen Wohnraum teuer vermieten. „Es gibt Objekte, da wollen sie nicht wohnen, die machen depressiv“, meinte einer der Teilnehmer.
Geplant ist, nach der ersten Bestandsaufnahme den Austausch zwischen den Teilnehmern der Runde in einigen Monaten fortzusetzen und sich dann einzelnen Problemfeldern zuzuwenden. Den Tag über hatte Propst Dirk Süssenbach Gelegenheit, sich sowohl im Sozialkaufhaus als auch bei der Neustädter Tafel über aktuelle Entwicklungen und Bedürfnisse zu informieren. Außerdem besuchte er eine Wohngruppe minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge. (red)


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