

Schleswig-Holstein. Die Corona-Krise belastet die Wirtschaft in Schleswig-Holstein spürbar und betrifft mittlerweile fast jedes Unternehmen unabhängig von der Branche. Neun von zehn der befragten Unternehmen (87 Prozent) geben an, dass die Krise bereits negative Auswirkungen auf ihr Geschäft hat. Das geht aus der zweiten Blitzumfrage der IHK Schleswig-Holstein unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) vermeldet den kompletten Stillstand der Geschäftstätigkeit.
2.269 Unternehmen beteiligten sich an dieser Umfrage und gaben ihre Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise ab. In der Befragung Anfang März waren es noch vier von zehn Betrieben (39 Prozent), die Auswirkungen auf ihre Geschäftslage spürten. Es zeigt sich, dass sich die Lage bei den schleswig-holsteinischen Unternehmen in den vergangenen Wochen extrem verschärft hat und schnelle Hilfe dringend erforderlich ist.
Auch in allen anderen Branchen erwarten rund 90 Prozent der Unternehmen negative Auswirkungen. Fast alle Teilnehmer der Umfrage gehen von einem Umsatzrückgang für 2020 aus. Rund ein Drittel (31 Prozent) erwartet sogar beträchtliche Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent. Die Betriebe passen ihre Beschäftigungspläne an die Krisensituation an: 36 Prozent gaben an, dass sie Personal abbauen müssen.
Was fordert die Wirtschaft: Zuschüsse und Liquiditätshilfen
Vor keiner Branche macht die Krise halt, nahezu alle Unternehmen spüren die Folgen. Besonders betroffen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind das Gastgewerbe und die Reisebranche. Hier kämpfen fast alle Betriebe um ihre Existenz. Außerdem trifft es die personenbezogenen Dienstleistungen und den Einzelhandel mit besonderer Härte. Die angekündigten Überbrückungskredite aus dem 500 Mio. Euro Sofortprogramm des Landes sollen vor allem Betrieben aus der Gastronomie und Hotellerie das Überleben sichern . Der Einzelhandel leidet aber ebenso unter den verordneten Schließungen.
Die Vergabe von Überbrückungskrediten droht allerdings nicht schnell genug zu erfolgen, denn es ist vorgesehen, dass die Banken weiterhin mindestens zehn Prozent der Risiken aus dem Neugeschäft mit dem KfW-Programm halten müssen. Das kann die Kreditprüfung verlangsamen. „Wir fordern daher weiterhin gemeinsam mit dem DIHK eine Haftungsfreistellung der Hausbanken von 100 Prozent für diese KfW-Kredite vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, sichergestellt durch eine 100-prozentige Staatsgarantie.“
Als besonders wirksam bewerten die Unternehmen Soforthilfen in Form von Zuschüssen: 74 Prozent halten dies für ein sehr relevantes Mittel zur Unterstützung. Aber auch das Kurzarbeitergeld sowie Steuerstundungen oder die Herabsetzung von Vorauszahlungen halten sie für wichtige Hilfen. Vor allem hier sehen die Betriebe Nachbesserungsbedarf: 69 Prozent sind der Meinung, dass die Zuschüsse aufgestockt werden müssten, rund 40 Prozent sehen Verbesserungsbedarf bei steuerlichen Unterstützungen wie der Unternehmenssteuersenkung und den Steuerstundungen.
Das Wirtschaftsministerium und die Investitionsbank haben die im Dialog geäußerten Forderungen der IHK Schleswig-Holstein aufgegriffen und die Voraussetzungen für ein Zuschussprogramm auf den Weg gebracht. „Gestern wurde der Antrag der IB SH auch über die IHK-Website mehr als 6.000 Mal heruntergeladen und über unsere Beratungshotline (0451 6006-250) hatten wir mehrere hundert Anfragen zum Antrag und zum Verfahren. „Derzeit sind leider noch nicht alle Fragen abschließend durch Bund und Land beantwortet; dies betrifft so wichtige Fragen wie zum Beispiel welches Vermögen ist anzurechnen oder wie sind Auszubildende zu berücksichtigen. Diese offenen Punkte müssen schnellstmöglich geklärt werden, damit die Mittel auch wirklich zeitnah ausgezahlt werden können.
„Und selbst, wenn das nun über die IB SH umgesetzte Zuschussprogramm des Bundes für viele kleine Unternehmen eine Unterstützung sein dürfte, sehen wir aber auch Finanzierungslücken, vor allem bei Existenzgründungen nach dem 30. November 2019 und bei Unternehmen mit 11 bis 50 Beschäftigten. Hier haben andere Bundesländer weitergehende Maßnahmenpakete geschnürt, die das Bundesprogramm sinnvoll ergänzen.“ (red)