Seitenlogo
reporter Neustadt

Freiwillige Feuerwehr Neustadt: „Wir müssen wieder gemeinsam an einem Strang ziehen“

Neustadt in Holstein. Gegen Mitternacht schloss Stadtwehrführer Marcel Moldenhauer am vergangenen Freitag die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr. Zu diesem Zeitpunkt waren fast fünf Stunden Regularien abgearbeitet worden, wobei allein die Wahlen über zwei Stunden in Anspruch nahmen.

Aufreibende Wahlen

Für fünf Positionen - stellvertretender Stadtwehrführer, Kassenwart, Schriftwart, Zugführer und Jugendwart - mussten neue Amtsinhaber gefunden werden. Bei jeder dieser Wahlen wurde eine geheime Abstimmung gefordert. Das entspricht zwar der Satzung, ist aber bei einigen Posten eher ungewöhnlich. Besonders die Wahl zum neuen Jugendwart gestaltete sich spannungsreich. Nachdem der stellvertretende Jugendwart Ian Maaß im ersten Wahldurchgang nur 29 Ja-Stimmen der 69 Wahlberechtigten erhalten hatte und für einen zweiten Wahlgang nicht mehr zur Verfügung stehen wollte, stellte sich Vanessa Gisa zur Wahl und wurde mehrheitlich (in offener Wahl) gewählt. Sie distanzierte sich von den Zwistigkeiten innerhalb der Wehr und betonte: „Es geht mir allein um die Jugendlichen, die wir fördern müssen.“. Ian Maaß bleibt stellvertretender Jugendwart.

Von Spannungen in der Feuerwehr ist schon länger die Rede. So wurde im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung von einer Spaltung, Unruhen sowie Anfeindungen gegenüber dem neu gewählten Stadwehrführer Marcel Moldenhauer gesprochen.

Moldenhauer selbst beschrieb am Freitag die große Anspannung, die er in den letzten Wochen bei der Vorbereitung auf die Versammlung erlebt hatte: „Was hier in letzter Zeit passiert ist, habe ich in 26 Jahren meiner Feuerwehrzeit so noch nicht erlebt, und das macht mich sehr traurig.“ Die Feuerwehr dürfe nicht in zwei Lager gespalten sein, betonte er und rief zu mehr Respekt untereinander auf: „Wir sollten uns wieder wie normale Feuerwehrleute benehmen und müssen gemeinsam an einem Strang ziehen!“ Um Mitternacht konnte man dann bei Moldenhauer eine gewisse Erleichterung spüren: „Ich bin froh, dass wir nun wieder einen vollständigen Vorstand haben.“

Zu den Berichten

Marcel Moldenhauer bot einen Rückblick auf das aktive Einsatzjahr 2023. So verfügte die Feuerwehr 2023 über 88 aktive Mitglieder, 19 Ehrenmitglieder, vier Reservemitglieder, 35 Jugendfeuerwehrleute, 18 Kinder in der Kinderabteilung, sieben Verwaltungsmitglieder und 223 fördernde Mitglieder. Insgesamt hatten die Aktiven 330 Einsätze zu bewerkstelligen, unter anderem drei Großfeuer, sechs „Feuer mittel“, 38 „Feuer klein“ und 12 Verkehrsunfälle. 43 mal rückte die Wehr aus für Türöffnungen, 25 mal für Menschen in Not und zehn mal für Tierrettungen. Es gab 70 Unwettereinsätze und 39 mal wurden Stoffe beseitigt. Hinzu kommen 14 Sicherheitswachen und vorbeugende Brandschutzmaßnahmen. Zudem wurden 38 Ausbildungsdienste und 12 Vorstandssitzungen durchgeführt. „Somit kommen wir auf 2.630 Stunden Ausbildung und Vorstandsarbeit“, berichtete Moldenhauer.

Im Anschluss verlas Lena Breede den Bericht der Jugendfeuerwehr (der reporter berichtete). Stefanie Rether blickte auf das vergangene Jahr der Kinderabteilung zurück und berichtete von dem gemeinsamen Eisessen, über die „Erste Hilfe am Kuscheltier“ und dem Besuch der Hundestaffel und den Ausbildungsnachweis Kinderflämmchen.

Gäste und Grußworte

70 Aktive, die Ehrenmitglieder sowie zahlreiche Vertreter der Stadt, von Vereinen und befreundeten Feuerwehren waren ins Feuerwehrgerätehaus gekommen. Stadtwehrführer Marcel Moldenhauer begrüßte zudem Bürgervorsteher Heinrich Holtfester, Bürgermeister Mirko Spieckermann und Kreiswehrführer Michael Hasselmann.

Bürgervorsteher Heinrich Holtfester betonte die Bedeutung der Feuerwehr für Neustadt und stellte die Notwendigkeit einer umfassenden Ausstattung heraus. Alle Einsätze der Wehr hätten gezeigt, dass ein gutes Team herausragende Leistungen bringt. „Natürlich ist es, dass in einer großen Gemeinschaft auch unterschiedliche Meinungen herrschen. Ich bin überzeugt, dass kameradschaftliche Gespräche Lösungen bringen.“

Kreiswehrführer Michael Hasselmann lobte die Stadt Neustadt und ihre Feuerwehr für das Konzept zu Krisensituationen wie den Stromausfall während des Blackouts in Neustadt im November. „Das ist ein Superkonzept, das in meinen Augen hier in Ostholstein führend ist. Daraus kann man nur lernen.“ Hasselmann hob des Weiteren die Bedeutung der Jugendarbeit hervor, die er als das wichtigste Element bezeichnete. Abschließend unterstrich er die Bedeutung von Kameradschaft und Zusammenhalt innerhalb der Feuerwehr. Diese Werte seien essenziell für eine funktionierende Gemeinschaft. „Das gute Miteinander sollten wir uns alle bewahren und wieder nach vorne schauen“, so Hasselmann.

Wahlen

Christian Exner wurde mit 54 Ja-Stimmen zum stellvertretenden Stadtwehrführer gewählt. Florian Kühn-Engelking ist neuer Kassenwart und Frederik Loof neuer Schriftwart. Zudem wurde Thorsten Andreas zum Zugführer des 2. Zuges und Vanessa Gisa (mit 57 Ja-Stimmen) zur Jugendwartin gewählt. Neuer Kassenprüfer ist Christian Strohbach.

Verpflichtungen auf die Wehr

Neuaufnahmen: Simone Steffen und Sameer Dalal; Übernahme aus anderen Wehren/Wiedereinsteiger: Jens Bischoff, Frederik Halbrock-Schwabl und Christian Steffen.

Beförderungen

Befördert wurden Michael Keiser und Pascal Fuchs zum Oberfeuerwehrmann; Daniel Schulz und Maximilian Preuß zum Hauptfeuerwehrmann**; Ian Maaß zum Hauptfeuerwehrmann***; Silke De Paola und Vanessa Gisa zu Löschmeisterinnen; sowie Jan-Henrik Heilsler und Alexander Friedrich zu Löschmeistern.

Ehrungen

Für langjährige Mitgliedschaft geehrt wurden Stefan Schäfer und Frederik Loof (10 Jahre), Torben Luttmann (30 Jahre), Uwe Neller und Heiko Schlewitz (40 Jahre) sowie Gerd Rossburg (50 Jahre). Bürgermeister Mirko Spieckermann zeichnete Heiko Schlewitz mit dem Brandschutzehrenzeichen in Gold für 40 Jahre aus. Zudem wurde Nicole Moldenhauer-Wildfang für ihr 18-jähriges Engagement als Kassenwartin gewürdigt.


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen