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Gesche Muchow

5 Millionen Euro für das Cap Arcona-Museum

Neustadt. Ein gutes Beispiel dafür, was gelingen kann, wenn viele engagierte Menschen an einem Strang ziehen, ist das Cap Arcona-Museum in Neustadt. Am heutigen Freitag gab es die frohe Botschaft, dass der Haushaltsausschuss eine Anschubfinanzierung von 5 Millionen Euro beschlossen hat. 500.000 Euro stehen bereits in 2022 bereit.

 

„Es ist ein großer Schritt in einer unvorstellbar kurzen Zeit, den wir erreicht haben. Ich bin sehr glücklich darüber und bedanke mich insbesondere bei der Stadtverwaltung, der Stadtverordnetenversammlung und dem Bürgermeister für ihre besonderen Anstrengungen“, betonte Uwe Muchow, 1. Vorsitzender des Fördervereins. Er erinnert sich noch gut, wie der gesamte Prozess damals in Gang gekommen ist: „Als im Frühjahr 2020 auf der Jahreshauptversammlung des Museumsvereins die Frage aufkam, wie es denn nun mit dem Cap Arcona-Museum weiter gehen soll, konnten wir uns nicht vorstellen, ein Museumsneubau in absehbarer Zeit zu verwirklichen. Dennoch nahmen wir uns der Aufgabe mit großem Enthusiasmus an. Die gemeinsamen Anstrengungen des Vereins mit Bürgermeister Mirko Spieckermann und Klaas Raloff vom Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten tragen nun gute Früchte“, sagte Uwe Muchow, als er von der Anschubfinanzierung des Bundes erfuhr.

 

Bürgermeister Mirko Spieckermann freute sich ebenfalls über diese Nachricht, die er von der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn erhielt, die sich im Vorfeld bereits sehr für das Projekt eingesetzt hat. „Die Bereitstellung dieser Mittel ist ein klares Bekenntnis des Bundes zum Gedenken an diese furchtbare Katastrophe. Diese Anschubfinanzierung wird eine angemessene Darstellung und eine moderne Ausstellung in einem Neubau ermöglichen“, sagte er. Die Stadt wird nun konkrete Planungsschritte einleiten und daran arbeiten, die vollständige Finanzierung auch mit Hilfe des Landes Schleswig-Holstein und der Stiftung für Gedenkstätten des Landes sicherzustellen.

 

MdB Bettina Hagedorn führte aus: „Ich habe mich sehr gefreut, dass die Stadt Neustadt zum Jahresende 2021 ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zum zeiTTor-Museum erwerben konnte, um die seit Jahren erarbeiteten Vorplanungen für ein Dokumentationszentrum ‚Cap Arcona‘ endlich in die Tat umzusetzen. Am 22. April 2022 habe ich den ‚Letter of Intent“ der Stadt Neustadt unterschrieben und mich damit verpflichtet, mich nachdrücklich für die Realisierung dieses wichtigen Projektes einzusetzen. Ich bin überglücklich, dass es mir nun gelungen ist, in der ‚Bereinigungssitzung‘ für den Bundeshaushalt 2022 eine ‚Anschubfinanzierung‘ von 5 Millionen Euro von 2022 bis 2025 für dieses mutige und wichtige Projekt in Neustadt zu verankern“. Gerade angesichts des ‚Verstummens der Zeitzeugen‘ sei ein solches Dokumentationszentrum „Cap Arcona-Katastrophe 1945“ auch als Lernort für die jüngere Generation von ungeheurem Wert und es sei großartig, dass es seit Jahren in Neustadt eine gewachsene Kooperation mit dem überregionalen Netzwerk des Cap Arcona-Gedenkens sowie mit den Akteuren der historisch- politischen Bildungsarbeit mit der Unterstützung der Bürgerstiftung gibt, so die Bundestagsabgeordnete. Auch das Engagement des Kinder- und Jugend-Netzwerkes (KJN) und der Schulen bereichere die Arbeit in Neustadt enorm, bekräftigte Bettina Hagedorn. (red/gm)

 

Zur Cap Arcona-Katastrophe:

Die „Cap-Arcona-Katastrophe“ in der Neustädter Bucht am 3. Mai 1945 zählt zu den herausragenden Ereignissen in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs. Der Tod von über 7000 KZ-Häftlingen aus vielen Ländern Europas im Zuge der Auflösung des nationalsozialistischen Lagersystems hat eine vielfältige Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nach sich gezogen. Internationales Engagement erfolgt durch enge Zusammenarbeit der Amicale Internationale KZ-Neuengamme, insbesondere im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 3. Mai. Seit vielen Jahren besteht ein vielseitiges ehrenamtliches Engagement der Zivilgesellschaft, gerade auch im Bereich der Jugendarbeit und der Schulen. In Neustadt in Holstein soll nun ein Zentrum dieses Erinnerns entstehen – ein zeitgemäßer Dokumentations- und Lernort, der den Dimensionen des Geschehens gerecht wird und mit innovativen Angeboten die historisch-politische Bildungsarbeit zur NS-Geschichte bereichert. Dieses anspruchsvolle Vorhaben benötigt breite Unterstützung und nachhaltige finanzielle Förderung.

 

Das Cap Arcona-Museum:

Bisher waren nach der Bereitstellung von Fördermitteln durch das Land Schleswig-Holstein Planungen zur Umgestaltung eines Raumes im zeiTTor-Museum vorgesehen. Eine angemessene Darstellung der anspruchsvollen Inhalte wäre dort aber nur sehr eingeschränkt möglich gewesen.

• Ende 2021 ist es der Stadt Neustadt in Holstein gelungen, das Nachbargrundstück des stadtgeschichtlichen zeiTTor-Museums zu erwerben. Die internationale Bedeutung und historische Tragweite der Cap Arcona-Katastrophe erfordern eine differenzierte und zeitgemäße Präsentation, die die Ereignisse einordnet, die Biografien von Opfern und Überlebenden darstellt, das Verhalten der Täter*innen und der Bevölkerung hinterfragt und die „zweite Geschichte“ der Aufarbeitung und des Gedenkens nach 1945 dokumentiert. Dabei sollen auch die Morde an über 200 Häftlingen aus dem KZ Stutthof am Neustädter Strand nur wenige Stunden vor der Schiffskatastrophe angemessen dargestellt werden.

• Die Stadt Neustadt in Holstein ist bereit sich dieser Verantwortung zu stellen und für das Dokumentationszentrum die Trägerschaft zu übernehmen. Sie hat bereits vor mehreren Jahren für die inhaltliche Konzeption einen wissenschaftlich besetzten Begleitausschuss ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem 2021 beauftragten Kuratorenteam plant der Begleitausschuss die Inhalte für die neue Cap-Arcona-Ausstellung. Im Zuge dieser Konzeptionierung wurde die Wichtigkeit dieses Anliegens bereits durch eine Personalkostenförderung der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten zur Förderung einer pädagogischen Fachkraft für den Bereich Cap Arcona dokumentiert und unterstützt.

• Im Frühjahr 2022 wurde an verschiedenste Adressatinnen und Adressaten ein Letter of Intent versendet, der das Projekt skizziert und möglichen Unterstützerinnen und Unterstützern die Möglichkeit gab, ihr Wohlwollen zu signalisieren. Die überwältigende Anzahl positiver Rückmeldungen gab den Handelnden vor Ort das Signal, auf dem richtigen Weg zu sein.

• Auch seitens des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, mit dem ein intensiver Austausch im Rahmen eines Lenkungsausschusses stattfindet hat von Anfang an Rückhalt und Unterstützung für das Projekt signalisiert.

• Der planerische Kostenrahmen wird derzeit auf Basis der Konzeptstudie ermittelt. Es war jedoch schon zu Beginn offensichtlich, dass die Realisierung des Projektes nur mit großer Unterstützung durch Bund und Land möglich sein würde. (red/gm)


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