

Eutin. „Kraft meines Amtes“, beendete der Obermeister der Kfz-Innung Eutin Frank Famulla den offiziellen Teil der Freisprechung, „spreche ich Sie hiermit frei.“ Frei aus der Rolle des Lehrlings, frei zum Junggesellen, zum vollen Mitarbeiter am Anfang einer langen und erfolgreichen Berufslaufbahn, denn „den Grundstock dafür haben Sie mit ihrer Ausbildung gelegt.“ 21 Auszubildende und angehende Kfz-Mechatroniker, 20 davon mit dem Schwerpunkt Pkw-Technik, einer mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik, sprach die Kfz-Innung Eutin in der vergangenen Woche frei. „Sie sind bestens qualifiziert, um sich im Kfz-Gewerbe zu behaupten“, gratulierte auch Gastgeber und Sparkassendirektor Joachim Wallmeroth den jungen Männern. „Und das hat sich so rasant entwickelt, dass es mehr IT ist als alles andere. Ohne bits und bytes funktioniert gar nichts mehr. Und ein fliegendes Auto ist vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt, wie wir denken.“ Zumindest aber Hybrid- und E-Technologie sind schon jetzt Bestandteil der Ausbildung nach neuer Prüfungsordnung. „Sie haben Ihre Eignung nachgewiesen, bestimmte Arbeiten an E- und Hybridfahrzeugen auszuführen. Unser Handwerk bedeutet Wandel und ständige Fortbildung“, so Frank Famulla, „zögern Sie nicht, auch eigene Ideen einzubringen, arbeiten Sie mit Sorgfalt, Präzision und Kreativität.“
„Fürs Schrauben muss man geboren sein“, sagt einer der frischgebackenen Junggesellen - das stimmt sicher in vielen Fällen, aber der Innungsbeste Nicolas Gube beweist das Gegenteil. Er hat sich für den Beruf des Kfz-Mechatronikers nur in Ermangelung einer Alternative entschieden, erzählt er, und dann schnell festgestellt, dass es der perfekte Beruf für ihn sei. Nach der Lehre war für ihn kein Gesellenplatz in seinem Ausbildungsbetrieb frei, eine Freie Werkstatt in Neustadt hat den Innungsbesten nur zu gern genommen – und hier fühle er sich auch richtig wohl.
Mit nur einem Punkt weniger ist Vincent Fiebelkorn ebenfalls Innungsbester - für ihn scheint mit dem Gesellenbrief ein Traum in Erfüllung gegangen zu sein: Er erzählt strahlend, dass er schon als Junge mit seinem Vater zusammen geschraubt habe. Jetzt darf er es offiziell - erstmal weiter in seinem Ausbildungsbetrieb, dem Kfz-Service Schönwalde. Aber vielleicht will er in absehbarer Zeit auch wieder zur Schule gehen, denn mit seinem Gesellenbrief hat Nicolas Gube auch die Fachhochschulreife erlangt.
So unterschiedlich wie die Junggesellen sind auch ihre Wege, auf denen sie sich jetzt ins Berufsleben begeben – viele werden von ihren Betrieben übernommen, einige gehen weiter zur Schule oder haben dank fundierter Ausbildung und dem Herzen, mit dem man im besten Falle seinen Beruf ausübt, einen Job in einer anderen Werkstatt bekommen. Allen ist die Erleichterung anzusehen, dass die Lehrjahre beendet sind – dass das Lernen nicht aufhört, das legt ihnen Obermeister Frank Famulla nachdrücklich ans Herz. „Verschnaufen Sie einen Augenblick und feiern Sie tüchtig“, so Famulla, „aber denken Sie auch daran: Das ist ein Aufbruch, der Ihnen viele Chancen schenkt. Gute Kfz-Mechaniker werden gebraucht. Wie wichtig das ist, merken wir immer erst, wenn nichts mehr läuft. Sie gewähren unsere Mobilität.“ Denn auch wenn sie in ihrem Berufsleben mehr Skeptikern begegnen, mehr Menschen, die es sicher besser wüssten als sie: „Überzeugen Sie die Skeptiker mit Ihrer Arbeit. Jeder wird die Qualität erkennen, weil Ihre Arbeit konkret und nicht abstrakt ist.“
Lob für die Junggesellen, aber auch Dank gegenüber den Ausbildungsbetrieben war der Tenor der Freisprechung - „die Region braucht Sie, liebe Unternehmer, um Ausbildungsplätze und später Arbeitsplätze zu vergeben“, so Joachim Wallmeroth, „Jahr für Jahr zeigen Sie großes Engagement.“
Großes Engagement bescheinigte Reinhard Henß-Thamm, Lehrer an den Beruflichen Schulen des Kreises Ostholstein, auch seinem Ausbildungsjahrgang - einem ganz besonderen Jahrgang, wie auch Frank Famulla betonte, denn der ganze Jahrgang scheint förmlich zum Schrauben geboren, das haben die Jungs bereits damit bewiesen, dass sie weit über die Unterrichtsstunden hinaus ein Auto zerlegt und zum Unterrichtsmodell für folgende Schulklassen wieder zusammengeschweißt haben. Zudem bescheinigte der Lehrer seinen ehemaligen Schülern eine Eins in Pünktlichkeit, Fröhlichkeit und guter Laune.
Schön sei es zu wissen, betonten die beiden Innungsbesten in ihrem Rückblick auf ihre Ausbildungszeit, dass die letzten Jahre zu einem sinnvollen Ergebnis geführt hätten. Unterrichtsstunden, frei von Fachthematiken, Ausflüge zur Luftwaffe nach Jagel oder das Sicherheitstraining hätten den theoretischen Teil der Ausbildung merklich aufgelockert. Sie seien nun diejenigen, die die Probleme selber lösen müssten, dank der Ausbildung „durch unsere Meister und Gesellen ist das aber kein Problem“, so Nicolas Gube, „danke, dass wir immer willkommen waren.“
Freigesprochen wurden im Ausbildungsberuf „Kraftfahrzeugmechatroniker“ Schwerpunkt Pkw-Technik: Moritz Dieckmann, Friedrich Autoteile GmbH, Neustadt, Phillip Diercks, Autohaus am Bungsberg Arend Knoop e.K., Schönwalde, Lucas Fibelkorn, Ulrich Pasdzierny Kraftfahrzeugmechanikermeister, Stockelsdorf, Vincent Fiebelkorn, Kfz-Service Schönwalde e. K., Schönwalde und Nicolas Gube, Süverkrüp + Ahrendt GmbH & Co. KG, Eutin (als Innungsbeste), Nico Haß, Autohaus am Bungsberg Arend Knoop e.K., Schönwalde, Timo Hauschild, Mike Stender Kraftfahrzeugtechnikerbetrieb, Eutin, Nick Johannsen, Senger Holstein GmbH, Neustadt, Marvin Künkel, Auto-Schneider-GmbH, Timmendorfer Strand, Marcel Liebrecht, Auto & Freizeit Nord GmbH & Co. KG, Eutin, Benjamin Maretzki, Auto Hagen, Markus Hagen e.K., Neustadt, Sascha-Philipp Motzek, Senger Holstein GmbH, Eutin, Alexander-Sebastian Prill, Auto-Schneider-GmbH, Timmendorfer Strand, Dustin Uchneytz, Autohaus am Bungsberg Arend Knoop e.K., Schönwalde. Im Ausbildungsberuf „Kraftfahrzeugmechatroniker“ Schwerpunkt Nutzfahrzeugtechnik wurde Julian Wilken, Süverkrüp + Ahrendt GmbH & Co. KG, Eutin, freigesprochen.
Ihre vorgezogene Gesellenprüfung im Sommer 2016 haben abgelegt und wurden nun freigesprochen: Robin Miles Brändle, Jens Reverey Kraftfahrzeugmechanikermeister, Oldenburg, Dennis Gerts, Stefan Stabe Kraftfahrzeugmechanikermeister, Stockelsdorf, Nshan Khachatryan, Erik Sakalauskas Kraftfahrzeugtechnikerbetrieb, Eutin, Martin Kmet, Autohaus Am Gogenkrog GmbH, Neustadt, Merlin Klindt, Autohaus am Bungsberg Arend Knoop e.K., Schönwalde und Patrick Püschel, Süverkrüp + Ahrendt GmbH & Co. KG, Preetz. (ed)