

Neustadt. Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen. Bereits wenige Wochen nach den Titelkämpfen in Pyeongchang richtet Bobpilot Nico Walther, Silbermedaillengewinner in Südkorea, seinen Blick Richtung Peking 2022. Und ein wichtiger Partner auf seinem Weg nach China ist die Firma F&F Lasertechnik aus Neustadt. Denn die Zusammenarbeit hat schon in Asien Früchte getragen. „Ohne die ausgefeilte Kufentechnik von F&F wäre ich vermutlich höchstens auf dem Bronzerang gelandet“, erklärte Nico Walther während eines Besuches des F&F-Standortes in Neustadt.
Teammitglied aus dem Norden? Die Visite beim Materialsponsor nutzte der 27-Jährige, der für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet, auch, um im nicht gerade Wintersport verwöhnten Norden ein wenig Werbung für seine Sportart zu machen. Und die Chance, dass bei den nächsten Olympischen Spielen gar ein Schleswig-Holsteiner auf dem Podest landet, ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Wie Nico Walther mitteilte, haben Kevin Kuske und Christian Poser sein Bobteam verlassen. Demnach wird händeringend nach einem Anschieber gesucht. „Er muss schnell sein, eine gewisse Größe und das passende Gewicht haben“, fasst Nico Walther das Anforderungsprofil eines potenziellen Kandidaten zusammen. In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Anschieber dabei oftmals unterschätzt. „Er kann im Kampf um Hundertstel den Unterschied ausmachen“, weiß Nico Walther. Jemanden auf Weltklasseniveau zu bekommen, sei daher nicht einfach. Wer sich angesprochen fühlt, darf sich gerne mit Nico Walther unter www.bobteamwalther.de/kontakt oder über dessen Facebookseite in Verbindung setzen.
Der Weg zu Silber: Nico Walther wurde der Wintersport quasi in die Wiege gelegt. In nur zwei Kilometer Entfernung zur Bobbahn in Altenberg aufgewachsen, begann er mit sechs Jahren mit dem Rodeln und wechselte mit 21 zum Bobsport. Nur sechs Jahre später holte er olympisches Silber. Eine Medaille sei allerdings wie ein großes Puzzle, bei dem alle Teile passen müssen. Und hier kommt nun auch wieder F&F ins Spiel. Die Kufenprofis von der Ostsee waren in Südkorea vor Ort (der reporter berichtete), um Nico Walther bestmöglich mit einer neu entwickelten Schleiftechnologie zu unterstützen.
Doch damit ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. „Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, erläuterte F&F-Geschäftsführer Jens Sager und kündigte an, zur neuen Weltcupsaison eigene, komplett neue Kufen exklusiv für Nico Walther zu entwickeln. Dadurch erhoffe man sich, dem Bobpiloten in diesem sehr techniklastigen Sport weitere Vorteile zu verschaffen. „Mittelfristig ist es unser Ziel, zum Kufenhersteller für Bobs aufzusteigen“, ergänzte Geschäftsführer Andreas Babbe. Die Rohlinge zur Kufenherstellung sind ausschließlich bei einem Schweizer Anbieter erhältlich.
Anruf genügt: Die Verbindung von F&F, die seit vielen Jahren bereits mit Eisschnellläuferin Claudia Pechstein zusammenarbeiten, mit Nico Walther ist hingegen, nennen wir es, kurios. Im Sommer 2017 klingelte bei F&F das Telefon und am anderen Ende der Leitung sagte ein junger Mann: „Hallo, hier ist Nico Walther. Sie wissen vermutlich nicht wer ich bin, aber ich könnte ihre Hilfe brauchen.“ „Dass das Miteinander bis zuletzt geheim gehalten wurde, war der Tatsache geschuldet, dass wir vor und während Olympia keine zusätzliche Unruhe für Nico Walther wollten“, teilte Jens Sager mit.
Olympische Spiele: Zum Thema Olympia und Austragungsorte hat Nico Walther eine deutliche Meinung: „Ich finde es extrem schade, dass die Bewerbung von München aufgrund der Bürgerbefragung gescheitert ist. Die Chancen einer Austragung auf deutschem Boden wären sicher groß gewesen. München und die Region hätten nahezu alle Wettkampfstätten vorhalten können, im Gegensatz zu Peking, wo alles neu gebaut werden muss. Überhaupt würde ich mir wünschen, Olympische Spiele wieder an traditionelle Wintersportorte zu vergeben.“ Generell sei Olympia aber noch immer das größte Sportereignis der Welt. „Und egal wo, der Gedanke an Olympia motiviert bis in die Haarspitzen“, ließ Nico Walter wissen. (mg)