Petra Remshardt

Die Entwicklung Dahmes zu einem Seebad

Die Entwicklung Dahmes zu einem Seebad
Ostseebad Dahme Ende des 19. Jahrhunderts (AK Jens Paustian)
Badeleben in Dahme Ende des 19. Jahrhunderts
Schröders Gartencafé
Der Klein-Käthner Johann Jochim Jürgen Schröder verkauft 1836 sein Land und eine Realschmiedegerechtigkeit an Ernst Wilhelm Stender (spätere Schmiede Rassow) und zieht selbst mit seiner Familie nach Dahmeshöved, wo es zu der Zeit noch keine Bebauung gibt. Sein Wohnhaus und die Scheune in Dahme werden Stück für Stück abgebrochen und in Dahmeshöved wiederaufgebaut.
Der sich entwickelnde Badebetrieb führte 1842 zum Ausbau des bisher als Rauchboden genutzten Dachgeschosses des Schröderschen Hauses in Dahmeshöved. Drei Fremdenzimmer konnten angeboten werden. Für einen Antrag auf Erteilung der Schankerlaubnis wurde die halbe Konzession erteilt. Damit begann eine mehr als 150 Jahre lange Tradition des Gartenrestaurants am Leuchtturm, der noch heute viele nachtrauern. Die Schrödersche Erdbeertorte mit Sahne und Borkenschokolade war über die Grenzen Dahmes bekannt.
Schröder war wahrscheinlich nicht der erste
Es ist anzunehmen, dass Schröder nicht der Erste war, der Gästezimmer anbot und dass es auch Sommergäste in Dahme gab. Wahrscheinlich hat er schon 1830, als er nach Dahme kam, gesehen, dass sich auch mit der Vermietung von Zimmern Geld verdienen ließ. Wir können also davon ausgehen, dass es schon in den 1830-er Jahren Badegäste gab. Aber Seebad?
Der nächste schriftlich überlieferte Hinweis stammt aus den Wagrisch-Fehmarnschen Blättern von 1853. Unter der Überschrift Ostsee-Bad bei Dahme schreibt der Dahmer Gastwirt Christian Wulf:
„Vielfachen Anforderungen entsprechend, habe ich mich entschlossen, hieselbst eine Vorkehrung zur Benutzung des Seebades zu treffen und meine Wirtschaft so einzurichten, dass fremde Badegäste unter billigen Bedingungen ein anständiges Unterkommen finden können. Dahme, den 1sten Juni 1853“
An selber Stelle finden wir einen redaktionellen Beitrag von einem Mediziner, Badearzt, aus Cismar:
„Das Dorf Dahme, in dem durch seine romantische Naturschönheit bekannten Amte Cismar, unmittelbar an der Ostsee belegen, und zwar an einer Stelle, wo die Küsten des benachbarten Mecklenburgs bereits auf viele Meilen zurückgetreten sind, bietet ein so reines Ostseewasser dar, wie keiner der älteren Holsteinischen Badeorte, da einestheils kein bedeutendes Binnenwasser in der Nähe abfließt, anderntheils die freie See das Ufer bespült. Man darf das dortige Seebad daher mit Recht als sehr kräftig empfehlen und (es) kann der Unterzeichnete die Versicherung hinzufügen, dass Herr Wulff für die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit seiner resp. Gäste nach Kräften Sorge tragen werde. Cismar, den 1. Juni 1853 C. Iversen, Dr.“
Eindeutiger Hinweis
Dieses ist ein eindeutiger Hinweis auf Dahme als Ostseebad. Nicht nur durch die Bekanntmachung des Christian Wulff, sondern auch durch die Empfehlung eines Mediziners, dem Arzt C. Iversen aus Cismar, die man als bestes „Marketing“ für Dahme und Herrn Wulff betrachten kann.
1853 gab es drei Gasthöfe (Mumm, Babbe, Wulff) und mehrere Pensionen sowie Privatzimmer in Dahme. Daraus lässt sich nach einem Entwurf für eine Dahmer Chronik aus dem Jahr 1979 eine Gästezahl von 350 bei ca. 5000 Übernachtungen abschätzen. Man könnte also schon von einem Beginn Dahmes als Ostseebad sprechen. Trotzdem sollte es noch beinahe 30 Jahre dauern.
1866 hatte Dahme schon eine regelmäßige Dampfschiffverbindung nach Lübeck und Dänemark.
Interessant zu notieren, dass andere Ostseebäder wie Kellenhusen, Grömitz und Scharbeutz zu dieser Zeit noch nicht von einem Dampfschiff angelaufen wurden. Anscheinend gab es schon genügend Gäste für einen solchen Service.
In den Jahren 1867 - 1874 geschieht die Urvermessung Dahmes durch die Preußen und Erstellung eines Flurbuchs. Es befinden sich Vermessungsingenieure und Beamte, teilweise mit ihren Familien, im Ort.
Die große Sturmflut von 1872
Die große Sturmflut vom 13. November 1872 zerstört große Teile des Ortes. 10 Menschen ertranken. Dank einer Spendenwelle aus dem ganzen Reich kann ein Wiederaufbau beginnen. Vordringlich wird in den Jahren 1874 bis 1876 ein neuer, stärkerer Deich aus Lehm gebaut, weiter weg von der Strandlinie. Der Ausbau wird auf 4 Meter über Normalnull ausgeführt.
1879 wird der Leuchtturm von Dahmeshöved gebaut. Aber 1881?
In der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläums des Badeortes im Jahre1931 finden wir folgende Begründung:
„Erst im Jahre 1881 hatte sich ein richtiges, bescheidenes Badeleben entwickelt und man sprach vom Ostseebad Dahme“.
Das war Anlass genug das 50-jährige Jubiläum zu feiern. Keine weitere Begründung. Kann es so sein, dass nach Jahren der Stagnation der Kurdirektor Basedow einen Aufreißer brauchte, wie den: „1881-1931, 50 Jahre Ostseebad Dahme, Jubiläumssportjahr, Strandfeste Juni, Juli, August …“?
Auf der Gedenktafel zum 100-jährigen Jubiläum des Seebades Dahme steht:
„Seit 1881 ist Dahme ein konzessioniertes Ostseebad.“.
Konzessioniert für was? Schankkonzessionen gab es schon für alle Wirtshäuser in Dahme. Sind Konzessionen für den Betrieb von Badeanlagen, Hotel und Pensionen gemeint? Oder eine Konzession zum Gebrauch der Bezeichnung Ostseebad? Warum gibt es keine vergleichbaren Konzessionen für andere Ostseebäder? Wenn man nachfragt und versucht belegbare Unterlagen zu finden zeigt sich, dass es derartige Konzessionen nicht gibt. Vielmehr betrachtete man in Zusammenhang mit der 100-Jahr Feier die in der Festschrift von 1931 angegebene Begründung als zu schwach und meinte „konzessioniert“ höre sich besser an. Wir feierten also 1981 die 100-Jahr Feier weil 1931 die 50-Jahr Feier stattfand und wir werden 2031 die 150-Jahr Feier aus demselben Grund abhalten. Und das ist auch in Ordnung so.
Dr. Jürgen Möller, www.wirliebendahme.de (red)


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