Petra Remshardt

Anzeige: Einblicke in ein Leben im Alter

Heinrich Manthey schildert ungeschönt und ehrlich den Alltag im Seniorenheim aus seiner Sicht.

Heinrich Manthey schildert ungeschönt und ehrlich den Alltag im Seniorenheim aus seiner Sicht.

Schönwalde. Heinrich Manthey hat ein Buch über seinen Alltag im Seniorenheim geschrieben. Die Einsamkeit, das Gefühl, den Alltag nicht mehr selbst gestalten zu können, aber auch das Selbstbewusstsein, eigene Ansprüche geltend zu machen und die Erfahrung, dass das Leben im Pflegeheim auch viel Gutes bieten kann - vieles davon findet sich auf den 224 Seiten, auf denen Heinrich Manthey seinen Alltag in einem Schönwalder Pflegeheim schildert. „Mein Leben im Seniorenheim“ hat er sein Buch genannt und so klar und schnörkellos wie der Titel, sind die einzelnen Kapitel abgefasst.
Der 81-Jährige beschreibt seine Empfindungen und Beobachtungen, spart dabei weder vermeintlich nebensächliche Details noch Konflikte aus. Diese Genauigkeit ist das tragende Konzept des Buches: „Ich will die Menschen vorbereiten, denn die wenigsten wissen, was sie nach einem Umzug ins Pflegeheim erwartet“, erklärt der ehemalige Versicherungsfachmann und auch diese Feststellung geht, wie alles, was er festgehalten hat, auf seine persönlichen Erlebnisse zurück. Nach einer Operation im Sommer 2015 ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Die eigene Wohnung ist dafür nicht geeignet und so beginnt für den Mann, der immer selbstbestimmt gelebt hat, ein neuer Abschnitt: „Ich konnte den Wechsel ins Heim gar nicht so schnell begreifen“, so beschreibt er die Schwierigkeiten des Einlebens. Er tut sich schwer mit dem Umbruch, den dieser Schritt für ihn bedeutet. In seinem Buch schreibt er von Gefühlen der Angst und der Trostlosigkeit. Im Stil von Tagebucheintragungen hält er in loser Folge fest, was ihm wichtig ist, gibt Gespräche mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern wieder, beschreibt einzelne Situationen, die ihn beschäftigen. Dabei spart er nicht mit Kritik am Verhalten einzelner Menschen, reflektiert aber auch das eigene Auftreten und rückt dabei die Strukturen in den Fokus, unter denen die Pflegekräfte nach seiner Einschätzung ebenso zu leiden haben wie die alten Menschen: Zu wenig Zeit, zu wenig Personal.
Den Impuls, seine Erlebnisse so ungeschönt zu Papier zu bringen, brachte eine Anfrage der AOK-Nordwest, die im Rahmen einer Studie die Bedingungen in Pflegeheimen untersuchen lassen wollte, so Manthey. Für ihn ist der Bericht schon das zweite Buch, das er in disziplinierter Schreibtischarbeit fertigstellen konnte. Seine Erfahrungen als Flüchtlingskind haben bereits eine Leserschaft gefunden. Das Schreiben baut ihn auf, gibt ihm Rückhalt: „es hilft mir, das eigene Ich zu bewahren!“, sagt er. Wenn der Kugelschreiber über die Seiten gleitet, ist das auch ein Aufbegehren gegen den Stillstand.
Was noch hilft, auch im Alter, auch im Pflegeheim die Freude am Leben wachzuhalten? Der Kontakt zu anderen Menschen. Durch das gesamte Buch ziehen sich Begegnungen und Beziehungen, aus denen Heinrich Manthey Kraft zieht: Freundschaften und Bekanntschaften im Schönwalder Pflegeheim, nette Gesten der Pflegekräfte, Verbindungen zu Ärzten und Mitarbeiterinnen der Brücke Ostholstein bestärken ihn. Und vermeintliche Kleinigkeiten wie ein Spielenachmittag mit ein bisschen Klatsch und Tratsch können dazu führen, dass Heinrich Manthey am Abend notiert: „Das war ein schöner Tag!“ Über einen Zeitraum von drei Jahren hat er festgehalten, was ihn bewegt. Das Ergebnis ist ein Buch, das den Appell: „Gib Dich nicht auf und habe den Mut anzusprechen, was Dich stört und belastet!“ an alle (alten) Menschen richtet. Und es ist ein Plädoyer für gegenseitige Wertschätzung und einen respektvollen Umgang miteinander. Auf diese Weise hat sich für Heinrich Manthey selbst Einiges zum Positiven gewendet. Das zu betonen ist ihm wichtig. Für sich kann er sagen: Er ist angekommen in seinem Pflegeheim, auch das ist zu lesen. Zwischen den Zeilen und ganz konkret wie im Kapitel „Mein Zimmer“: „Hier ist mein Reich, hier fühle ich mich wohl.“
Wer das Buch „Mein Leben im Seniorenheim“ lesen möchte, kann es bei Heinrich Manthey telefonisch unter 0162-7398776 oder auf dem Postweg unter der Anschrift Heinrich Manthey, Pommernring 35-37, 23744 Schönwalde bestellen. Auch vom Erstling „Mein Leben nach der Vertreibung“ sind noch Exemplare zu haben. (aj)


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