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Till Muchow
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Erste hybride Werkschau der ZVO-Zukunftswerkstatt

René Schlichting (ZVO), Jens Nordlohne (Moderator), Markus Schwartz (ZVO) bei der Präsentation der KI-gestützten Straßenzustandserfassung (v. lks.).

René Schlichting (ZVO), Jens Nordlohne (Moderator), Markus Schwartz (ZVO) bei der Präsentation der KI-gestützten Straßenzustandserfassung (v. lks.).

Bild: Reimo Schaaf

Sierksdorf. „Wir wollen, dass die Menschen in Ostholstein auch morgen hier noch gut leben können!“ Mit dieser Losung eröffnete die Verbandsvorsteherin Gesine Strohmeyer die erste hybride Zukunftswerkschau des Zweckverbands Ostholstein (ZVO). Über 150 Gäste aus Wirtschaft, Umwelttechnologie, Politik sowie Mitarbeiter des Zweckverbands Ostholstein nahmen an der interaktiven Veranstaltung teil, die aufgrund der Corona-Situation online aus der Eventfabrik in Neustadt übertragen wurde. Die Zukunftswerkstatt des ZVO gewährte dabei exklusive Einblicke in Projekte und Ideen, mit denen der Zweckverband langfristig die Lebensqualita¨t, Wettbewerbsfa¨higkeit und Innovationskraft in Ostholstein steigern möchte.
Gern wäre der Leiter der Kieler Staatskanzlei, Dirk Schrödter, persönlich vor Ort gewesen - aufgrund der parallel stattfindenden Web-Konferenz mit den Ministerpräsidenten und der Bundesregierung zur Corona-Krise konnte er sich allerdings nur digital hinzuschalten. Er lobte die Initiative des ZVO: „Die Landesregierung ist dankbar für das Engagement des ZVO. Sie entwickeln Ideen und Zukunftstechnologien, die Menschen vor Ort das Leben erleichtern. Machen Sie weiter so!“
Auch Landrat Reiner Sager, der als Präsident des Deutschen Landkreistages die Aktivitäten ähnlicher Organisationen der Ver- und Entsorgung beobachtet, hob die Innovationsfreudigkeit des ZVO hervor: „Die Ansprüche an Organisationen der Daseinsvorsorge steigen und wer sich nicht wandelt, ist ganz schnell weg vom Fenster. Der ZVO geht da voran. Wie er mit Veranstaltungen wie dieser die Kreativität aus der Mitarbeiterschaft und dem Verband weckt, ist super.“
Ein Schwerpunkt der hybriden Werkschau lag auf Projekten, mit denen gerade auch ländliche Regionen von der Digitalisierung profitieren können: Rene Schlichting, Manager für Innovation und Digitalisierung, erklärte wie Abfallfahrzeuge per ku¨nstlicher Intelligenz-App den Straßenzustand analysieren und Kommunen schnell und günstig Daten zur Reparatur von Schlaglöchern liefern können. Gesa Zimmer und Sven Christensen von der ZVO Energie GmbH zeigten dem Publikum virtuell, welches Potenzial in der Netzwerktechnologie „LoRaWan“ steckt, um Ostholstein zur „Smart Region“ zu machen. Dabei sei die Möglichkeit, dass Müllcontainer über diesen Übertragungsweg in Zukunft selbständig ein Signal senden, wenn sie entleert werden müssen nur eine Anwendung von vielen. Gesa Zimmer: „Wir sehen uns als Infrastrukturdienstleister und freuen uns über Kooperationen mit Unternehmen und Organisationen der Region, um gemeinsame LoRaWan-Projekte anzuschieben.“
Ein weiterer Schwerpunkt der hybriden Zukunftswerkschau galt dem Thema „Wasserstoff“. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte des ZVO, Holger Kroll, stellte zusammen mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Ostholstein, Jens Meyer, an einem Modell vor, in welche Richtung der Zweckverband denkt: „Wir wollen mit unserem vorhandenen Kraftwerk in Kombination mit Windkraftanlagen grünen Wasserstoff erzeugen. Neben der eigenen Nutzung können wir den produzierten Wasserstoff den Verbrauchern in Ostholstein zur Verfügung zu stellen.“ Jens Meyer ergänzte dazu: „Es geht darum, die CO2 Reduzierung mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden und wir sehen dafür Wasserstoff als große Chance. Wirtschaft und Zweckverband gehen da Hand in Hand.“
Klärschlamm „intelligent zu trocknen“, daran arbeitet Hanna Liedtke intensiv zusammen mit Deutschlands führendem Experten auf dem Gebiet, Ulrich Jacobs. Die Leiterin des Bereichs Abwasser will die ohnehin vorhandene Abwärme des Heizkraftwerks in Neustadt dafür nutzen, das Volumen des Klärschlamms auf ein Drittel zu reduzieren: „Damit verringern wir den kostspieligen Abtransport des Klärschlamms von 1.000 Lkw auf 300 Lkw-Fahrten pro Jahr und reduzieren den CO2 Ausstoß.“ Ulrich Jacobs zeigte in einer Glasröhre, was bei dem Prozess rauskommt: „Wir produzieren ein trockenes Endprodukt, das in etwa mit dem Brennwert von Braunkohle zu vergleichen ist und CO2-neutral verfeuert werden kann.“ Das Projekt soll in Kooperation mit anderen Kommunen realisiert werden.
Dass es besser sein kann, selbst erzeugte Sonnenenergie für eigene Zwecke zu nutzen, statt sie in häufig ohnehin überlastete Netze einzuspeisen, bewies Reimer von Wachholtz mit seiner Präsentation. Er zeigte, wie die Integration einer Photovoltaikanlage in die technische Infrastruktur des Wasserwerks Süsel dazu führen kann, beim betriebseigenen Energieverbrauch massiv einzusparen.
Über die Idee, in Kläranlagen zukünftig nur noch so viel Energie zu verbrauchen, wie man selbst erzeugt, sprach Andreas Nork, Regionalbereichsleiter Entwässerung: „Es gibt zwei Prozesse, die bislang getrennt voneinander ablaufen und viel Energie benötigen. Wir arbeiten daran, die sogenannte Nitrifikation und Denitrifikation simultan ablaufen zu lassen. Wenn das klappt, kommen wir unserem Ziel, energieautark zu arbeiten, einen riesigen Schritt näher.“
Regine Schlicht leitet das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kiel und zeigte sich als Expertin für Digitalisierung in der abschließenden Paneldiskussion sehr optimistisch, was die Zukunftsfähigkeit des Zweckverbands Ostholstein angeht: „Die Chance, die die Digitalisierung bietet, liegt im Facettenreichtum. Und den haben wir hier heute gesehen. Dazu ein motiviertes Team und das richtige Mindset - so wie es hier heute sichtbar wurde - davon profitieren alle.“ (red)


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