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Marco Gruemmer

"Es geschieht nichts" - Jakobskreuzkraut rund um Gömnitz

Gömnitz. Die Natur rund um den Gömnitzer Berg ist zweifelsohne traumhaft schön. Die Landschaft beeindruckt mit einer reichhaltigen Flora und Fauna und hat sich längst zu mehr als nur einem Geheimtipp für Wochenendausflügler entwickelt.
 
Eine Sache jedoch, die vor allem dem Gömnitzer Einwohner Richard Leder ein Dorn im Auge ist, trügt die gute Laune. Seit inzwischen fünf bis sechs Jahren breitet sich auf den Feldern das sogenannte Jakobskreuzkraut rasend schnell aus. Und wer sich in der Pflanzenwelt auch nur ein wenig auskennt, der weiß, dass das Jakobskreuzkraut giftig ist und schon in kleineren Mengen verzehrt, auch zum Tod führen kann. Jakobskreuzkraut bildet nämlich giftige sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PAs).
 
Was Richard Leder allerdings als besonders störend empfindet, ist, dass sich das massive Wachstum ungehindert fortsetzt. Ein Großteil der Flächen gehören der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Und von deren Seite geschieht nichts. Die Felder werden nicht bewirtschaftet, geschweige denn vom Jakobskreuzkraut befreit“, sagt Richard Leder, der bei einer weiteren Ausbreitung Gefahr für Mensch und Tier fürchtet und sogar von einer tickenden Zeitbombe spricht. Eine Kontaktaufnahme mit der Stiftung hat bislang noch zu keiner Lösung geführt. Dieses verwundert umso mehr, da auf der Internetseite des Landes folgende Textpassage zu finden ist: „Die Stiftung Naturschutz geht in Fällen konkreter Betroffenheiten seit einigen Jahren systematisch gegen Jakobskreuzkraut vor und wird dies auch in den kommenden Jahren fortsetzen.“
 
Dabei hat Richard Leder nicht nur das Wohl seiner eigenen Pferde, die auf einer von ihm gepachteten Wiese laufen, im Blick, sondern auch das von Vögeln und Rindern sowie speziell das der Anwohner. „Das Einatmen der Pollen könnte krebserregend und leberschädigend sein. Über Honig und Fleisch können die Abbauprodukte auch in die menschliche Nahrungskette gelangen“, meint Richard Leder. Er hatte bereits während einer Bürgerversammlung im vergangenen Jahr auf die Problematik aufmerksam gemacht. Auf eine Reaktion der Gemeinde Süsel wartet er laut eigener Aussage bis heute.
 
Auf Nachfrage des reporters entgegnete Bürgermeister Adrianus Boonekamp, dass ihm die Problematik durchaus bewusst sei und er seit geraumer Zeit mit allen Mitteln versuche, die Ausbreitung zu verhindern. „Jakobskreuzkraut ist in unserer Gemeinde ein großes Übel. Wir haben der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein schon des öfteren unsere Sichtweise erklärt, es passiert jedoch nichts. Dieses Vorgehen prangern wir an, jedoch sind uns die Hände gebunden“, erläutert Adrianus Boonekamp. Ihm sei es zudem unerklärlich, warum in verschiedenen Gutachten unterschiedliche Aussagen über die Gefährlichkeit des Jakobskreuzkrautes getätigt würden.
 
In einem Schreiben von Dr. Aiko Huckauf, Sachbearbeiter bei der Stiftung Naturschutz, heißt es unter anderem: „Aus landwirtschaftlicher Sicht ist das Jakobskreuzkraut eine Pflanze ohne Futterwert und damit eine unerwünschte Konkurrenzart, also ein Unkraut. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist es eine heimische, für das Grünland typische Art, deren Bedeutung als Nahrungsquelle und Lebensraum für zahlreiche Tierarten gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.“
 
Einer, der sich jahrelang intensiv mit der Thematik rund um das Jakobskreuzkraut auseinandergesetzt hat, ist Willi Latendorf aus Woltersmühlen. Seine Erkenntnisse basieren auf wisssenschaftlichen Grundlagen unter anderem der Universitäten München, Bonn und Braunschweig. Menschen mit Lungen- und Lebererkrankungen seien demnach besonders gefährdet. „Und dies ist kein Bangemachen oder eine Übertreibung“, sagt Willi Latendorf, der selbst auf Rindfleisch verzichtet und seinen Rapshonig nur noch direkt vom Imker bezieht.
 
Nochmal zu Richard Leder. Der Gömnitzer fordert eine umfassende Aufklärung. Er appelliert an die zuständigen Behörden, über das Jakobskreuzkraut aufzuklären und die Bevölkerung umgehend zu informieren. (mg)


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