Petra Remshardt

Gleichstellungsbeauftragte fordern Aufwertung von Pflegeberufen

Eutin. Anlässlich des Internationalen Tag der Pflege, am 12. Mai, weisen die Gleichstellungsbeauftragten in Ostholstein auf die Missstände im Gesundheitsbereich hin. Sie unterstützen die Kampagne „Wenn, dann jetzt: Pflegerebellion“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, denn das Pflegepersonal braucht eine Lobby. Schon viel zu lange arbeiten Pflegekräfte - ein Großteil davon sind Frauen - in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und in der häuslichen Pflege unter extremen Bedingungen. Zu wenig Personal für zu viele Patientinnen und Patienten, hohe psychische und physische Belastung, großer Zeitdruck und zu schlechte Bezahlung. Diese Missstände sind lange bekannt. Seit Jahren werden Krankenhäuser auf Ertrags- und Gewinnorientierung ausgerichtet. Die Lasten tragen die Pflegekräfte und die Patienten. Die Corona-Pandemie hat den Unmut darüber wachsen lassen. Viele Pflegekräfte haben ihren Beruf an den Nagel gehängt, weil den Versprechungen die Situation zu verbessern, keine Taten folgten.

Die Gleichstellungsbeauftragten fordern eine Gesundheitspolitik, die sich am Gemeinwohl orientiert. Pflegeberufe müssen endlich aufgewertet und die Arbeitsbedingungen grundlegend verbessert werden. „Wir brauchen starke Signale, um den Pflegeberuf für Frauen und Männer attraktiv zu machen“, so fasst Silke Meints, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ostholstein, das Statement der Gleichstellungsbeauftragten in Ostholstein zusammen.
Einzelne Statements:
„Die Autoindustrie wird in der Pandemie mit Milliarden-Summen subventioniert, die Pflegekräfte werden beklatscht. Solange männerdominierte Jobs mehr wert sind, als Arbeit, die zu 80 Prozent von Frauen getragen wird, ist der Weg zur Gleichstellung noch weit“, sagt Natalia von Levetzow, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neustadt.
„Die anstehende Bundestagswahl sollte endlich ein Anlass für ernst gemeinte, zügig umzusetzende Lösungen von allen Parteien sein“, sagt Gudrun Dietrich, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Stockelsdorf.
„Ein politisches Aussitzen der Rebellion würde die Pflege unmenschlich machen. Wesentlich größere gesellschaftliche und finanzielle Probleme würden dann die Folge sein“, sagt Sonja Sesko, Gleichstellungsbeauftragte Gemeinde Ratekau.
„So schön es sich anfangs auch anfühlte, Beifall und ein „Dankeschön“ zu erhalten reicht leider nicht, um als Pflegekraft weiter unter diesen Bedingungen arbeiten zu können,“ sagt Christiane Helbing-Gloger, Gleichstellungsbeauftragte Amt Oldenburg-Land. (red)


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