Marlies Henke

Haffkrugs langjährige Verbindung zu Venezuela

von Helmut Kurth
Wer in Haffkrug vom Strand in die Bahnhofstraße gehen möchte, kann nach wenigen hundert Metern rechts in den leicht ansteigenden Knoopsweg einbiegen. Dabei macht sich wohl kaum jemand weitere Gedanken über die Herkunft des Namens. Doch wer sich für die Geschichte Haffkrugs interessiert, weiß, der volle Name lautet Gustav Adolf Knoop. Ein Ur-Haffkruger, hier wurde er 1855 geboren und ist 1925 gestorben. Der letzte Eigentümer des ehemaligen Elisabeth-Bads aus der Knoopschen Dynastie. Doch nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen um eine direkte Bahnverbindung für Haffkrug, verließ er nach seinem Ingenieurstudium in Dresden und einigen Jahren beim Bauamt in Chemnitz seine Heimat, zuerst in Richtung Mexico, um 1891 eine neue Herausforderung in Venezuela anzunehmen. Hier wurde er mit der außerordentlich schwierigen Aufgabe, dem Bau der ersten Eisenbahnlinie zwischen der westlich von Caracas gelegenen Stadt Valencia und Hauptstadt beauftragt.
 
Über 25 Stationen und 80 Tunnel mussten auf der 178 Kilometer langen gebirgigen Strecke errichtet werden. Nach Fertigstellung bekleidete Gustav Knoop, den die Venezolaner „Don Gustavo“ nannten, 27 Jahre die Stelle als Direktor der venezolanischen Eisenbahngesellschaft. Er nutzte diese Zeit, um entlang der Bahnstationen zwischen Valencia und Caracas größere Ländereien aufzukaufen, um Gewerbegebiete oder Parks mit seltenen tropischen Pflanzen und Bäumen anzulegen. So entstand um die Bahnstation Los Teques, die etwa eine Autostunde von Caracas entfernt liegt, ein tropischer Park, der vor Knoops Rückkehr nach Haffkrug im Juni 1923 den Namen „Parque de Knoop“ erhielt.
 
Beim Präsidenten der venezolanischen Handelskammer verabschiedete sich Gustav Knoop im selben Jahr mit den Worten: „Der Schutz der Bäume sichert Venezuela seine Zukunft“. Die venezolanische Regierung dankte ihm für sein 32jähriges Engagement mit mehreren hohen Auszeichnungen. Ebenso in aktuellen Bildbänden über die Parks von Venezuela ist man voll des Lobes über Gustav Knoop und nennt ihn einen „ersten Umweltschützer des Landes“, da er unter anderem den „ersten botanischen Garten Venezuelas“ angelegt hatte. Doch nicht nur sein Einsatz für die Natur, sondern auch seine ständigen Bemühungen um eine Aufrechterhaltung der deutsch-venezolanischen Beziehungen in den wirren Jahren des Ersten Weltkrieges haben zu weiteren hohen Auszeichnungen von beiden Seiten beigetragen.
 
Nach seiner Rückkehr nach Haffkrug blieben ihm nur noch zwei Jahre bis zu seinem Tod. Doch nach dem Verlassen von Venezuela bemühten sich zahlreiche Weggefährten und Verehrer von Gustav Knoop, die Erinnerung an ihn wach zu halten und verschönerten im März 1972 seinen Park mit einer Bronzebüste „dem Naturschützer und Freund der Bäume“. Der Zufall wollte es, dass 1978 Urenkel Helmut Kurth die Venezolanerin Marisela Consolani heiratete. Sie war nicht wenig erstaunt, als sie mit einer noch lebenden Tochter von Gustav Knoop, die in Valencia geboren wurde und in Haffkrug lebte, Spanisch sprechen konnte. Ebenso überrascht war sie, als sie nach der kirchlichen Trauung in Caracas beim Besuch des Eisenbahnmuseums feststellen musste, dass Gustav Knoop einen festen Platz in der Geschichte des Landes eingenommen hat und zu den Gründungsvätern der deutsch-venezolanischen Beziehungen zählt. Über die anschließende Fahrt der jung Verheirateten nach Los Teques, wo nach einem Rundgang durch den „Parque de Knoop“, in den ein Teilstück der alten Eisenbahntrasse integriert wurde, berichtete die lokale Presse. So schrieb die Zeitung „Universal“, dass sie in dieser Liebesbeziehung keinen Zufall sehe, sondern „Vorfahren stellten diese Beziehung her“. Wenn dem so sein sollte, ist die Erinnerung an „Don Gustavo“ doppelt wertvoll. In der Vereinigung „Amigos del parque de Knoop“ erzählt man sich gerne diese Geschichte.


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