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Petra Remshardt

Munition in den Meeren

Neustadt in Holstein. In der deutschen Ostsee wurden nach dem 2. Weltkrieg 300.000 Tonnen konventionelle Munition und 40.000 Tonnen chemische Waffen versenkt. Für die Lübecker Bucht wird davon ausgegangen, dass 50.000 Tonnen Bomben, Minen und Granaten zum Teil in geringer Wassertiefe liegen. Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass durch Strömung oder bei starken Stürmen mit entsprechendem Wellenschlag giftige Substanzen und Partikel an die Badestellen und Strände befördert werden. Munition und die Behälter, in denen Kampfstoffe versenkt wurden, korrodieren weiter und können möglicherweise schädliche Substanzen freisetzen.
Deshalb hat der Bürgermeister der Stadt Neustadt den Beschluss des Planungs-, Umwelt- und Bauausschusses umgesetzt und den Umweltminister des Landes Schleswig-Holstein gebeten, sich gemeinsam mit den anderen Küstenländern, der Bundesregierung und dem Europäischen Parlament für die Errichtung eines Finanzierungsinstruments zur umweltverträglichen Entsorgung der Munitionsaltlasten, insbesondere in der Lübecker Bucht, einzusetzen.
In seinem Antwortschreiben teilt Umweltminister Albrecht mit, dass er die Sorge um unsere Ostsee und die Forderung nach Aufstellung eines Finanzierungsfonds zur Beräumung sehr gut nachvollziehen kann. Er habe bereits als Mitantragsteller den Beschluss bei der 93. Umweltministerkonferenz mit der Überschrift „Gefährdung von Mensch, Umwelt und Natur durch Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee - notwendiger Einstieg in eine geordnete Bergung“ mit initiiert. Auch ist die Vielfalt der Herausforderungen durch Munitionsaltlasten in der Ostsee ein Schwerpunktthema des Umweltministeriums, das verstärkt mit den internationalen Partnern angegangen werden soll.
In einem weiteren Schritt hat das Umweltministerium die Lübecker Bucht für ein Pilot-Monitoring ausgewählt und finanziert ein entsprechendes Projekt der Partner aus Schleswig-Holstein. Die beim Monitoring gewonnenen Daten zur Belastung der Meeresumwelt mit sprengstofftypischen Verbindungen werden analysiert und toxikologisch bewertet. Erst dann lässt sich ableiten, welche Gefahr die Munitionsaltlasten für den Menschen und die Umwelt konkret darstellt. Letztlich verweist der Umweltminister darauf, dass der politische Klärungsprozess mit dem Bund und anderen Bundesländern über die Frage der Finanzierung der Bergungsmaßnahmen bereits eingeleitet wurde.
Um die Problematik der versenkten Kriegsmunition systematisch anzugehen, ist eine Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Nord- und Ostsee (BLANO) gegründet worden, die folgende Aufgaben hat: Maßnahmen zum Umgang mit Gefahrensituationen, Entwicklung und Fortschreibung eines Munitionskatasters, Entwicklung von neuen Beseitigungsmethoden mit verbesserter Umweltverträglichkeit, Maßnahmen zur Vervollständigung des lückenhaften Lagebilds, Intensivierung von Archivrecherchen, weitergehende Untersuchungen von bekannten Munitionsversenkungsgebieten und Munitionsverdachtsflächen, Maßnahmen zur zukunftsorientierten Bewertung, Entwicklung eines systematischen Verfahrens zur Risikobewertung und Priorisierung munitionsbelasteter Flächen.
Auf Basis der vorhandenen Daten und Erkenntnisse zu der in der Ostsee versenkten Munition soll also eine Risikoanalyse erarbeitet werden, die Auskunft darüber gibt, welche Munition zuerst geborgen werden muss. Das im Aufbau befindliche Munitionskataster für die Ostsee soll schnellstmöglich zu Ende geführt werden, um die mit militärischen Altlasten belasteten Gebiete vorrangig sprengungsfrei räumen zu können.
Mit der Etablierung der in Entwicklung befindlichen robotischen Bergungstechnik für Munition am Meeresboden, wird ein entscheidender Baustein für die Lösung dieses Problems gesehen.
Was bedeuten die oben angeführten Informationen für meinen Strandbesuch?
Was ist beim Auffinden von Munition am Strand zu tun?
- Das Objekt nicht anfassen oder aufheben. Falls es schon aufgehoben wurde, legen Sie es vorsichtig ab, am besten so wie es schon vorher lag - Stöße und Erschütterungen müssen vermieden werden. Jede unsachgemäße Behandlung kann zur Zündung führen.
- Bleiben Sie ruhig und entfernen Sie sich von der Fundstelle.
- Warnen Sie andere Strandbesucher.
- Informieren Sie sofort die örtliche Polizei, die Strandaufsicht oder den Tourismus-Service und warten Sie möglichst auf das Eintreffen der Einsatzkräfte.
Was beim Sammeln von Bernstein am Strand zu beachten ist:
- In bestimmten Bereichen (zum Beispiel Usedom) besteht die Gefahr, dass am Strand vorkommende, im Aussehen Bernstein ähnelnde Fundstücke tatsächlich Bestandteile von Brandmunition sind. Dies kann beispielsweise weißer Phosphor sein, der sich nach dem Trocknen an der Luft selbständig entzündet.
- Sammeln Sie Bernstein-Funde nie in Ihrer Kleidung oder in brennbaren Behältnissen.
- Verwenden Sie zum Sammeln ein Metallbehältnis.
- Falls sich Ihr Fund entzünden sollte: Warnen Sie andere Strandbesucher. Informieren Sie sofort die örtliche Polizei, die Strandaufsicht oder den Tourismus-Service.
Wenn Sie diese Hinweise beachten, besteht keine Gefahr bei ihrem Aufhenthalt an den Stränden in Neustadt, Pelzerhaken und Rettin. (red)


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