

Neustadt. Eine Krankenversicherung, moderne medizinische Diagnostik und schnelle Hilfe bei Notfällen gehören zum Standard der medizinischen Versorgung, die wir kennen und als Selbstverständlichkeit betrachten. Es gibt aber Regionen in der Welt, wo die Menschen dieses Privileg nicht genießen können. Im April und Mai fand in Neustadt, Lübeck und Hamburg eine intensive Schulung für einen Mediziner aus Mustang (heute Nepal) statt. Das ehemalige Königreich Mustang im Himalaya gehört zu den abgeschiedensten Regionen der Welt und die medizinische Versorgung ist schlecht. Eine kleine Gruppe von Medizinern, unter anderen Ram Gurung behandelt die Menschen in Mustang und kompromisslos versuchen, die Situation zu verbessern. Dieser Mediziner wurde von der Hilfsorganisation „Via Cordium“ im Rahmen eines Pilotprojektes zu einer intensiven Schulung nach Neustadt eingeladen und durch praktisch orientierten Unterricht sowie Hospitationen hauptsächlich an der Schön Klinik Neustadt auf den medizinisch neusten Stand gebracht.
Die Humanitäre Hilfsorganisation „Via Cordium“ mit dem Sitz in Lübeck wurde 2015 hauptsächlich von den Ärzten der Schön Klinik Neustadt gegründet, organisierte im April und Mai 2018 einen vierwöchigen medizinischen Kurs für einen Mediziner aus Mustang - Ram Gurung. Die Schulung beinhaltete 30 Unterrichtseinheiten, die durch Ärzte und spezialisierte Pflegekräfte, größtenteils aus der Schön Klinik Neustadt, realisiert wurde, einer mehrwöchigen Hospitation an der Schön Klinik Neustadt (hauptsächlich Chirurgie und interdisziplinäre Notfallambulanz) sowie Satellitenveranstaltungen. „Der große Vorteil einer direkten, individuellen Schulung ist es, dass wir als Unterrichtende die Kenntnisse unseres Gastes erfragen können. Der Unterricht kann dann auf sein Wissen und seine Möglichkeiten vor Ort abgestimmt werden“, so Mathias Tomala, Vorsitzender von „Via Cordium“und Chirurg der Schön Klinik Neustadt.
Die Gruppe der Unterrichtenden bestand aus Mathias Tomala (Projektleitung), Thomas Mahro und Dr. Helga Untiedt (Projektmanagement), Anna Maria Kirschbaum und Dr. Casten Slotty (Innere Medizin), Mathias Tomala und Dr. Laura Hänsel (Chirurgie und Handchirurgie), Dr. Olaf Stahlhut (Orthopädie), Christin Cebulsky und Prof. Wolfgang Eichler (Schmerztherapie), Tim-Oliver Schulz und Katja Hellinger (Wundmanagement) und Kathrin Schwarck (Gipslehre).
Ram Gurung erhielt neben den einzelnen Unterrichtsstunden und der Hospitation im Krankenhaus außerdem die Möglichkeit einer Hospitation in der Neustädter Allgemeinarztpraxis bei Frau Dr. Elisabeth Konrad. Der Unterricht fand darüber hinaus auch in Lübeck und Hamburg statt. Abgerundet wurde der Kurs durch Satellitenveranstaltungen wie Hospitation in einer orthopädischen Praxis in Lübeck (Dr. Niels Samelin), Reanimationskurs, manuelle Therapie (Ines Neubold) und Besichtigung der Orthopädischen Werkstatt Bauche.
Die große Herausforderung für die Lehrenden bestand darin, aktuelles medizinisches Wissen an die Gegebenheiten eines abgelegenen Dorfes im Himalaya ohne moderne medizinische Geräte anzupassen. „Ram ist sehr aufgeschlossen und neugierig“, berichtet der Kardiologe Dr. Carsten Slotty aus der Schön Klinik Neustadt. „Er hat die vermittelten Inhalte aufgesaugt wie ein Schwamm“. Der verheiratete Vater von zwei Kindern Ram Gurung war mit der Schulung sehr zufrieden und lobte die Sinnhaftigkeit des Projektes. „Der über Monate vorbereitete Kurs hat sein Ziel, die medizinische Fähigkeiten eines Mediziners aus Mustang zu verbessern, erreicht“, so Dr. Helga Untiedt, Oberärztin der Radiologie der Schön Klinik Neustadt und Vize-Vorsitzende von „Via Cordium“. „Jetzt kann er sein Wissen vor Ort weiter geben“.
Das Projekt wurde mit privaten Spenden von „Via Cordium“ mit Unterstützung der Schön Klinik Neustadt realisiert. Der Vorstand von „Via Cordium“ mit dem Ehrenvorsitzenden des Vereins Professor Pavel Dufek bedankte sich beim kommissarischen Klinikgeschäftsführer Dirk Beutin für die Unterstützung.
Vor wenigen Tagen ist Ram Gurung wieder in Mustang zurückgekehrt. Er hat einen langen Weg mit dem Flugzeug, einem Nachtbus, wieder einem Flugzeug, einem Jeep und zum Schluss mit dem Pferd hinter sich gebracht. „Via Cordium“ plant mit Ram Gurung, den lokalen Behörden und dem Prinzen von Mustang weitere Projekte in der Region zur Unterstützung der medizinischen Versorgung. (red)