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Petra Remshardt

Schule und Museum – Wie geht das zusammen? Dorf- und Schulmuseum Schönwalde sucht neue Wege der Museumspädagogik

Schönwalde. Vor dreißig Jahren, im September 1987, nahm im Dorfmuseum Schönwalde die erste Museumspädagogin im Kreis Ostholstein ihre Arbeit auf. Anfang des Monats feierte Renate Schäfer ihren 80. Geburtstag und trat damit nach ihrer Pensionierung 1998 ein zweites Mal in den Ruhestand. Vieles in der alten Dorfschule am Ruhsal erinnert noch weiterhin an die Pädagogin, die über ihren einstigen beruflichen Auftrag hinaus, fast 20 Jahre ehrenamtlich weitermachte. Mit dem promovierten Historiker und Lehrer an der Waldorfschule in Lensahn, Dr. Hubertus Hiller, will der Förderverein als Träger des Museums nun neue Wege gehen und das reichlich gefüllte Magazin für Projektarbeiten mit Schülern öffnen. Die erste lautet „Ästhetik des Alltags“.
 
Die Verbindung zwischen Renate Schäfer und dem Dorfmuseum entstand bereits vor 1987. Damals kam die Lehrerin regelmäßig mit ihren Schülern die wenigen Meter über den Schulhof von der neu gebauten Grund- und Hauptschule herüber. „Herrmann Michaelsen meinte ich wäre eine geborene Museumsfrau“, erinnert sich Schäfer an die Zeit. Der Museumsgründer und Hauptlehrer a.D. setzte sich daraufhin für die Freistellung von Renate Schäfer im Umfang von sieben Stunden an der Friedrich-Hiller-Schule ein. Die holsteinische Geschichte las sich die damit erste Museumspädagogin des Kreises aus den Jahrbüchern für Heimatkunde des ehemaligen Kreises Oldenburg an.
 „Die Arbeit machte mir vom ersten Tag an Spaß“, erfreut sich die Neustädterin noch heute an den Erinnerungen an die Anfänge. Sie und das Museum traten in den Museumsverband ein und wurden Mitglied im Arbeitskreis Museumspädagogik. Mit viel Engagement besuchte Schäfer Vorbildungen, entwickelte Gruppenangebote und verteilte Flyer an die Schulen. Alles mit durchschlagendem Erfolg. Bis zu 6.000 Besucher zählte man in Schönwalde Anfang der 1990er Jahre.
 Um die Gäste betreuen zu können, etablierte die Pädagogin einen Kreis von Museumsbetreuern, deren Einsatz sie bis ins vergangene Jahr koordinierte. Zusammen mit dem Helferkreis organisierte Renate Schäfer Sonderausstellungen, Tage der offenen Tür und Aktionstage. Zu dieser Zeit leitete Hubertus Hiller die Arbeit im Museum. Auch mit ihm zusammen entstanden über die Jahre verschiedene Publikationen, die noch heute nachgefragt werden. Allen voran die Fibel zum Erlernen der altdeutschen Schrift. Das liebevoll gestaltet Heft nutzen noch heute Grundschulen im Land für den Unterricht der vierten Klasse. Um auch anderen die Arbeit mit den Kindern zu ermöglichen, schrieb die inzwischen pensionierte Lehrerin ihre Erfahrung maßgeschneidert auf das Dorf- und Schulmuseum Schönwalde in eine „pädagogischen Leitfaden“ nieder. „Dieser Leitfaden hilft uns heute sehr, wenn wir Kindergruppen alles rund um die Geschichte der Waagen oder unsere Mausefallen näherbringen.“, freut sich Marc Dobkowitz über dieses besondere Vermächtnis.
Die Qualität der Arbeit, die über reine Museumspädagogik hinaus ging, fand auch überregional Beachtung. Museumspädagogen aus dem ganzen Land und Studenten aus Kiel und Flensburg fanden den Weg nach Schönwalde. Mit studentischer Hilfe begann sowohl die Inventarisierung als auch die Digitalisierung der Bestände. 2007 würdigte auch der Kreis Ostholstein die Arbeit und verlieh dem Museum seinen Kulturpreis. Renate Schäfer lies sich nicht bremsen und organisierte die bis heute beibehaltenen Jahresausflüge, die sie mit umfangreichen Hintergrundinformationen garnierte. Bei den Museumsbetreuern bedankte sie sich mit einem jährlichen Abend, auf dem sie einen Vortrag hielt. Mit Blick auf die vielen Menschen, die in den dreißig Jahren mit ihr für „ihr Museum“ engagiert haben, sagte die Pensionärin: „Ich möchte mich bei all den Helfern, zu denen auch Tochter und Enkel gehörten, die mich tüchtig unterstützt haben, bedanken.“
 
Die Zeit der Museumspädagogik mit freigestellten Lehrkräften ist vorüber. Die Zeit vor 100 Jahren steht kaum mehr in den Lehrplänen. Das Magazin, das schon Hermann Michaelsen für den Heimat- und Sachkundeunterricht nutzte, bleibt gefüllt. Unzählige Meter Akten zur Heimatkunde und über 1000 Schulwandbilder vom späten 19 Jahrhundert bis in die 1970er Jahre warten auf ihre Neuentdeckung. Erstmals möchte Dr. Hubertus Hiller mit einer Klasse der Waldorfschule aus Lensahn nun ein Projekt jenseits der Ausstellungsflächen angehen. An zwei Wochenenden dürfen sich die Schüler hinter den Kulissen bewegen und eigene Forschungen zum Thema „Ästhetik des Alltags“ anstellen. In dieser Art der Museumspädagogik könnte die Zukunft kleiner Museen wie dem Dorf- und Schulmuseum Schönwalde liegen. (red)


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