Über drei Rosen und die untrennbare Kette des Herzens: Die Rosenlegung der Freimaurer
Ostholstein/Plön. Friedhöfe sind Orte des Gedenkens und der Wertschätzung der Toten. Wer in den kommenden Tagen einen Friedhof besucht, der wird auf einigen Gräbern vielleicht ein ganz besonderes Zeichen des Gedenkens finden. Dabei geht es um ein alljährliches Ritual, durch welches Freimaurerlogen ihre verstorbenen Mitglieder würdigen: die Rosenlegung.
Rund um den 24. Juni, den Johannistag, machen sich auch die Freimaurer der Johannesloge „Zum Goldenen Apfel“ aus Eutin auf den Weg, ihrer Verstorbenen auf den Friedhöfen zu gedenken. Die Mitglieder vollziehen dann die Rosenlegung, bei der drei Rosen auf das Grab gelegt werden und als feierliches Symbol der Verbundenheit die sogenannte Bruderkette gebildet wird.
„Mit der Bruderkette eröffnen und beschließen wir jede freimaurerische Zusammenkunft. Diese Kette soll die Welt umspannen und uns Brüder in Eintracht vereinen. Auch wenn ein Mitglied verstirbt oder wir seiner gedenken, wie bei der Rosenlegung, reichen wir uns die Hände und bilden die Bruderkette“, erklärt Meister vom Stuhl Hans-Peter Kirscht. Untermauert wird diese Zeremonie mit dem Spruch „Ich entlasse dich, Bruder, aus der Kette der Hände, die Kette des Herzens bleibt untrennbar“.
So wie die Kette als eine Reihe ineinandergreifender Glieder als Symbol der Verbundenheit gilt, haben auch die Rosen eine besondere Bedeutung. „In der Zusammenstellung der drei Johannisrosen in Rot, Hellrot und Weiß werden sie als Liebe, Licht und Leben gedeutet. Gemeint ist damit die Bruderliebe, die Weisheit und das Leben an sich“, erläutert Uwe Muchow, Distriktmeister der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Egal, wie lange ein Bruder schon tot ist, dieses Ritual werde weltweit an jedem Grab jedes verstorbenen Bruders zelebriert, so Uwe Muchow.
Auf dem Friedhof in Neustadt sind das zum Beispiel 15 Freimaurer, deren Gräber mit den drei Rosen geschmückt werden, darunter viele Kaufleute und der ehemalige Bürgermeister Max Rehr (1878-1962, Bürgermeister von 1919-1933), der 1955 zum Ehrenbürger Neustadts ernannt wurde. Auf dem Friedhof in Eutin sind es über 20 Gräber von Freimaurern, darunter der Schriftsteller und Verwaltungsbeamte Anton von Halem (1752-1819), dessen Privatbibliothek den Grundstock der heutigen Eutiner Landesbibliothek bildete.
Begleitet wird die maurerische Rosenlegung zudem mit dem Austausch persönlicher Erinnerungen an den Verstorbenen oder – sofern sein Tod schon lange zurückliegt – mit einem Vortrag über sein Lebenswerk. Das Leben und Wirken eines jeden Mitglieds wird von der Loge dokumentiert. Uwe Muchow: „So wird deutlich, was jeder Bruder für uns bedeutet, auch lange über den Tod hinaus.“
Die Johannesloge „Zum goldenen Apfel“ in Eutin wurde am 6. August 1771 in den Räumen des Eutiner Schlosses gegründet von Johann Daniel Siegfried Leonhardi, Sekretär am Hofe des Fürstbischofs Friedrich August von Holstein-Gottorf. Bis heute ist sie gebildet aus Mitgliedern aus den Kreisen Ostholstein und Plön. Weitere Informationen gibt es unter www.zum-goldenen-apfel.de. (he)