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Marlies Henke

zeiTTor für zuhause – Von Krankheitsdämonen und Wieselhoden als Verhütungsmittel

Neustadt. Museen und Ausstellungen dürfen durch die Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder öffnen. Auch das zeiTTor lädt ab nächster Woche zu spannenden Entdeckungsreisen in die Vergangenheit ein. Mit zwei kleinen Beispielen wollen wir heute schon Lust auf Geschichte machen.
 

Das Schwert aus dem Süseler Moor
Sehr viel ist nicht bekannt über das imposante Schwert aus dem Süseler Moor. Doch es lassen sich spannende Geschichte darum spinnen. Möglich ist zum Beispiel, dass es bei einem Angriff auf die friesische Siedlung auf der Süseler Schanze verloren wurde. Doch Schwerter wie diese waren keine besonders gut geeignete Kampfwaffe für den Krieg, vermutet Museumsleiter Dr. Frank Wilschewski. „Dieser Schwerttyp heißt Bihänder und musste mit zwei Händen geführt werden. Im Krieg hielt man sein Schwert aber in einer Hand und in der anderen das Schild.“ Mit größerer Wahrscheinlichkeit wurden Bihänder eingesetzt, etwa wenn es in Zweikämpfen um ein Gottesurteil ging. „Wenn ein Richter kein Urteil fällen konnte, wurde die Sache in einem Zweikampf geklärt“, erklärt Wilschewski, „Im Mittelalter glaubte man, dass nach Gottes Urteil der Schuldige fällt. Vielleicht wurde unser Bihänder auch im Rahmen einer Sühnemaßnahme deponiert, aber das ist wissenschaftlich nicht überliefert.“ Eine weitere Idee basiert auf der Volksmedizin, in der Dämonen und böse Geister als Verursacher von Krankheiten betrachtet wurden. Diese galt es zu beschwören mit einer Formel und einem unbenutzten spitzen oder scharfen Gegenstand. So bannte man den Krankheitsdämon durch eine Zauberformel zum Beispiel in einen Dolch, den man dann ins Wasser warf. „An verschiedenen Stellen in Flüssen Norddeutschlands wurden Ansammlungen solcher spitzer oder scharfer Geräte aus dem Mittelalter gefunden, die offenbar nicht in Rahmen einer militärischen Auseinandersetzung dorthin gekommen sind“, erzählt Wilschewski.
 
Sex im Mittelalter
Jede Kultur und jede Zeit hatte ihre eigene Sexualmoral. Im Mittelalter gab es drei Blickwinkel: Aus Sicht der Kirche diente ehelicher Sex ausschließlich der Fortpflanzung. Bereits die Freude am Sex galt als Sünde. Außerehelicher Sex war tabu. Weltliche Mediziner betrachteten Sex jedoch durchaus als gesundheitsfördernd. Und dann gab es die Sichtweise des einfachen Volkes, das Sex auch unter dem Aspekt des Lustgewinnes betrachtete. „Als einzige Möglichkeit, auf gottgerechte Art eine Schwangerschaft zu vermeiden, galt Keuschheit“, erklärt Dr. Frank Wilschewski. Wer sich die Freuden des Sex nicht nehmen lassen wollte oder auch keinen Kindersegen wünschte, verließ sich zum Beispiel auf Kräutertinkturen, Salben und Tränken. Neben dem „Coitus interruptus“ galt auch der „Coitus intermenstruus“ als Verhütungsmethode. Dabei vertrat man die Ansicht, dass Geschlechtsverkehr an bestimmten Tagen vor oder nach der Menstruation ohne Folgen bliebe. Doch meist beruhte das Vermeiden unerwünschter Schwangerschaften durch diese Methoden auf Zufall oder Glück. „Nur ein einziges Verhütungsmittel soll einen Wirkungsgrad von 100 Prozent haben“, erzählt Frank Wilschewski“, „Dieses 1.200 Jahre alte Rezept geht so: „Man nehme ein Wiesel und schneide ihm den Hoden ab. Dann lasse man das Tier laufen. Die Wieselhoden werden in eine Eselshaut genäht und der nackten Frau um die Lenden gebunden. Wer das als Mann sieht, hat garantiert keine Lust mehr.“
 
Nach Corona-Pause wieder geöffnet
Das zeiTTor kann ab Dienstag, dem 19. Mai wieder besucht werden. Für den Publikumsverkehr öffnet das Museum von dienstags bis sonntags zunächst jeweils von 14 bis 17 Uhr. Nach dem coronabedingten Hygienekonzept dürfen sich maximal 28 Gäste gleichzeitig im Museum aufhalten. Zum Schutz der Besucher und Mitarbeiter besteht Maskenpflicht. Die Ausstellungsräume im Kremper Tor und das Museum Cap-Arcona bleiben geschlossen. Angebote wie Mitmachstationen und Audioguides sind zunächst noch nicht möglich. (he)


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