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Marlies Henke

Armin Mueller-Stahl: Ein Weltbürger im Kloster

Cismar. Armin Mueller-Stahl ist ein Publikumsmagnet. Entsprechend groß war der Andrang bei der Eröffnung seiner Ausstellung am vergangenen Sonntag im Kloster Cismar. Der 93-jährige Künstler selbst erschien mit Käppi, Gehstock, wachem Blick und in Begleitung seiner Frau Gabriele Scholz.

Die Ausstellung „Es genügt ein Mensch zu sein“ von Armin Mueller-Stahl im Kloster Cismar als Dependance des Ostholstein-Museums bietet vielfältige Einblicke in das Schaffen des charismatischen Künstlers. Dafür haben die Kuratorinnen Dr. Julia Hümme und Sophie Matuszczak 80 Werke aus den letzten zwei Jahrzehnten – Ölbilder und Arbeiten auf Papier – ausgewählt. Sie zeigen Mueller-Stahls Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz und die Tragweite menschlichen Handelns.

Einflüsse aus Theater und Film auf die Kunst

„Armin Mueller-Stahls Bilder sind geprägt von seinen persönlichen Empfinden, seinem beruflichen und privaten Erfahrungen, seiner scharfen Beobachtungsgabe und seinen vielseitigen Interessen. Vor allem wird auch deutlich, wie sehr er sich in menschliche Lebenslagen hineinversetzen kann“, hob Dr. Julia Hümme hervor. Im Zusammenspiel von genauer Beobachtungsgabe, Empathie und reicher Lebenskenntnis gelinge es ihm, sein Umfeld, einzelne Charaktere, Alltagsszenen und besondere Situationen schnell zu erfassen. Dabei hätten seine schauspielerische Tätigkeit, seine jahrzehntelange Erfahrung auf der Theaterbühne und vor der Kamera sowie der alltägliche Umgang mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Profession Einfluss auf ihn, so die Museumsleiterin weiter.

Thematische Vielfalt: Ein Rundgang durchs Kloster

In der Ausstellung wird deutlich, wie eng das schauspielerische und malerische Schaffen von Mueller-Stahl miteinander verknüpft sind. Sowohl seine eigenen Erfahrungen als auch geschichtliches und aktuelles weltpolitisches Geschehen spielen dabei eine Rolle. Die Ausstellung gliedert die Werke in verschiedene thematische Blöcke und bietet eine einzigartige Gelegenheit, diese Vielseitigkeit zu entdecken.

So sind im Kassenraum Porträts seiner Musiker-Kollegen zu sehen, während im großen Saal das Theater und die Literatur thematisiert werden, ergänzt durch Fotos aus Mueller-Stahls privatem Archiv. Ein weiterer Raum widmet sich dem Menschen an sich und seinen Emotionen und Lebensumständen. Im letzten Raum der ersten Etage werden die weltpolitischen Einflüsse auf den Künstler beleuchtet. Abschließend präsentiert der Kuppelsaal Porträts von Persönlichkeiten.

„Bei Mueller-Stahl steht auch hier der Mensch und sein Handeln im Vordergrund. Seine persönlichen Kriegs- und Lebenserfahrungen veranlassen ihn, wie er selber sagt, stets sorgenvoll auf politische Entwicklungen, auf Terror und Kriege und deren Auswirkungen zu blicken“, erklärte Julia Hümme.

 

Die Botschaft hinter den Bildern

Mueller-Stahl ergänzt viele seiner Bilder durch kurze Anmerkungen, die seine Verbindung zu dem Dargestellten unterstreicht. Ein Beispiel ist das Werk „Nathan der Weise“ mit der Aufschrift „Es genügt ein Mensch zu sein“, die auch als Titel der Ausstellung dient. Dieser Titel sei nicht nur als Zitat gewählt worden, sondern auch wegen seiner vielschichtigen Interpretationsmöglichkeiten, wie Julia Hümme erklärte: „Zum einen lässt sich die Aussage als positives Signal, als ein Aufruf zur Menschlichkeit verstehen, gemäß dem Motto: Es ist so einfach: Sei menschlich, und die Welt wird ein besserer Ort. Zum anderen impliziert der Ausspruch mit Blick auf die Missstände in der Welt aber auch eine ganz andere Auslegung. Der Mensch in all seinem Wirken birgt nicht nur Gutes in sich. Es genügt offenbar, ein Mensch zu sein, um die Welt in Brand zu stecken. Zugleich ermutigte Hümme die Besucher, ihre eigene Interpretation des Titels zu finden, Raum für weitere Auslegungen bietet er reichlich.

Facettenreiche Persönlichkeit der deutschen Kulturgeschichte

Armin Mueller-Stahl, geboren 1930 in Tilsit, Ostpreußen, ist eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Kulturgeschichte. Seine vielseitigen Talente als oskarnominierter Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Maler haben ihn zu einem facettenreichen Künstler gemacht. In der DDR war er einer der beliebtesten Filmdarsteller. Nach seiner Ausreise 1979 in die Bundesrepublik setzte er seine Erfolge fort, ab den 90er Jahren insbesondere in Hollywood. Später konzentrierte er sich verstärkt auf Musik, Schreiben, Malen und Zeichnen. Seine bildnerischen Werke werden weltweit in Museen und Ausstellungen gezeigt. Seit 2010 ist er Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein und seit 2015 auch Ehrenbürger des Kreises Ostholstein.

Regionale Wertschätzung für einen Weltbürger

Landrat Timo Gaarz hob die besondere Bedeutung der Ausstellung hervor und äußerte sich optimistisch, dass sie ein breites Publikum ansprechen werde. Für ihn sei es eine ganz besondere Ehre, Armin Mueller-Stahl und seine Ehefrau in Cismar begrüßen zu dürfen.

Mueller-Stahl sei seit vielen Jahren eng mit der Region und unserem Ostholstein-Museum verbunden. „Diese Verbundenheit ist von unschätzbarem Wert“, betonte Gaarz.

Bis zum 18. August besteht die Möglichkeit, die vielseitige Bilderwelt von Armin Mueller-Stahl im Kloster Cismar in der Bäderstraße 42 zu erkunden. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. (he)


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