

Neustadt. Die gute Nachricht zuerst: Schleswig-Holstein hat die niedrigste Rate an Herzinfarkten in Deutschland. Dies ist jedoch nicht mehr als ein statistischer Wert, denn noch immer gibt es genügend Potenzial in Sachen Vorbeugung und Aufklärung. Vor diesem Hintergrund lieferte die Veranstaltung „Frauenherzen schlagen anders“ in Kooperation mit dem Aktionsbündnis „Neustadt gegen den Herzinfarkt“ wertvolle Tipps und Hilfestellungen.
Als Schirmherrin begrüßte Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider Teilnehmer und Gäste und lobte die Arbeit des Aktionsbündnisses. Sie wies noch einmal darauf hin, im Notfall lieber einmal umsonst als einmal zu spät oder gar nicht den Rettungsdienst zu alarmieren. „Als Gleichstellungsbeauftragte ist es mein Anliegen und Ziel, Frauen zu stärken und mit Aufklärung und Information aufzuzeigen, wo noch Handlungsbedarf besteht, damit Gleichstellung auch in der Lebenswirklichkeit von Frauen ankommt. Ein Thema ist Frauengesundheit“, sagte Gleichstellungsbeauftragte Natalia von Levetzow.
Nach einer gut frequentierten Messe, wo unter anderem ein Rettungswagen begutachtet und an Wiederbelebungspuppen geübt werden konnte, folgten verschiedene Fachvorträge.
Prof. Dr. Peter Radke von der Schön Klinik klärte anhand von anschaulichen Statistiken und verständlich und unterhaltsam vorgetragenen Informationen über Risikofaktoren (Alter, genetische Veranlagung, Gewicht, Rauchen, mangelnde Bewegung) sowie die Notwendigkeit einer schnellen Behandlung auf. „Frauen haben weniger häufig die typischen Symptome eines Herzinfarktes. Dadurch wird die Gefahr unterschätzt, der Krankenwagen zu spät gerufen, was wiederum die Prognose verschlechtert“, erläuterte Prof. Dr. Peter Radke, der präventiv zu Bewegung, möglichst fünfmal die Woche an der frischen Luft, Spazierengehen, Fahrradfahren oder Rasenmähen, gesunder Ernährung mit Obst, Gemüse und Fisch sowie Gewichtskontrolle riet.
Nicole Riedel, DRK-Bereitschaftsleiterin in Süsel, beschrieb sehr anschaulich und lebensnah, was im Notfall passiert. Ihre klare Botschaft: „Keine Hemmung vor dem Rettungsdienst.“
Der Großteil der Gäste äußerte sich sehr positiv über die Veranstaltung und lobte das gelungene Konzept mit umfassendem Informationsangebot, viel Praxis und aufschlussreichen Vorträgen. Viele nahmen Anregung und Inspiration mit, sich einem gesünderen Lebenswandel zuzuwenden. „Es war eine tolle Zusammenarbeit mit vielen engagierten Mitwirkenden“, bilanzierte Natalia von Levetzow im Namen der Veranstalter. (mg)
Der Herzinfarkt gehört weiterhin zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Der aktuelle „Herzbericht Deutschland 2016“ weist eine Sterblichkeit des akuten Herzinfarktes von 59 Verstorbenen pro 100.000 Einwohner und somit mehr als 100 Todesfälle durch akuten Herzinfarkt allein im Landkreis Ostholstein aus. Je eher es gelingt, das verschlossene Herzkranzgefäß mit einem Ballonkatheter zu eröffnen und damit die Durchblutung des Herzmuskels wieder herzustellen, umso besser ist die Prognose. Dadurch wird nicht nur die Sterblichkeit von Infarktpatienten gesenkt, sondern auch die Lebensqualität nach dem Infarktereignis verbessert. Neben einer optimierten Rettungskette, beispielsweise durch die Einrichtung eines 24-Stunden-Notfall-Ruf-Systems mit ständiger Herzkatheter-Bereitschaft, ist besonders wichtig, dass Betroffene die Warnsignale eines Herzinfarktes kennen und im Notfall schnell und richtig handeln. „Niemals zögern, Notruf (112) wählen“ lautet hier die lebensrettende Devise. Ziel des Aktionsbündnisses „Neustadt gegen den Herzinfarkt“ ist es, die Bevölkerung über Risiken, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten von Herzerkrankungen und insbesondere dem akuten Herzinfarkt zu informieren und damit Hemmschwellen abzubauen.