Kellenhusen/Obersulm. Ostseebad Kellenhusen, Seebrücke. Der Himmel hat seine Schleusen geöffnet, leichter Regen fällt auf „Lady Prom“, die bunte, elegante Strandpromenade. Der reporter trifft sich mit Sabrina Greinig, Mutter Regina und den Kindern Feli und Mara. Sie lächeln, wirken erholt. Der Charme von Kellenhusen hat seine Wirkung nicht verfehlt. Eine Bekannte von Sabrina Greinig hatte der Familie ein paar erholsame Tage zwischen Wald und Wellen ermöglicht. Der Hintergrund ist jedoch kein schöner.
 
Sabrinas Bruder, der 27-jährige Jerrid aus Obersulm (Baden-Württemberg) hat Blutkrebs. Nur ein passender Stammzellspender kann sein Leben retten. Seine Familie, seine Freunde und vor allem seine Schwester, die vor einem Jahr auch ihren Mann verloren hat, setzen alle Hebel in Bewegung, um zu helfen. Gemeinsam mit der DKMS organisieren sie eine Online-Registrierungsaktion.
 
Als Rettungssanitäter finanziert sich Jerrid sein Studium der Medizintechnik selbst. Er befindet sich kurz vor seinem Abschluss und hat bereits ein Vertragsangebot der Uniklinik Kiel in der Tasche, als er sich in einer Stuttgarter Kieferklinik beide Weisheitszähne ziehen lassen muss. Doch anders als erwartet kommt es zu keinerlei Wundheilung. Als die Ärzte eine Woche nach dem Eingriff die Fäden ziehen möchten, stehen sie vor einem Rätsel: der komplette Mundraum ist offen und entzündet. Jerrid hat Leukämie! Ein Schock für die ganze Familie.
 
Bereits die erste Chemotherapie hat Jerrid sehr mitgenommen. Doch als Grundoptimist kommt Aufgeben für ihn nicht in Frage: Er ist Mitglied beim DRK, spielt Schlagzeug, befindet sich beruflich in den Startlöchern, liebt seine Familie – für ihn gibt es viele Gründe zu kämpfen. Aber alleine kann er es nicht schaffen.
 
Da seine Schwester Sabrina als Spenderin nicht in Frage kommt, kann Jerrid nur überleben, wenn es – irgendwo auf der Welt – einen Menschen mit nahezu gleichen Gewebemerkmalen gibt, der zur Stammzellspende bereit ist. Um in dieser schwierigen Situation nicht tatenlos zu bleiben und die Suche nach einem „genetischen Zwilling“ für Jerrid aktiv zu unterstützen, rufen seine Schwester und Freunde gemeinsam mit der DKMS dazu auf, sich als potenzielle Stammzellspender registrieren zu lassen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise findet die Registrierungsaktion nicht wie üblich an einem zentralen Veranstaltungsort statt, sondern erfolgt – zum Schutz der Bevölkerung – ausschließlich online.
 
„Wir sind froh, dass wir über diesen Weg auch in dieser besonderen Situation zur Registrierung aufrufen können“, erklärt Sabrina Greinig, die die Aktion für ihren Bruder ins Leben gerufen hat. Sie selbst befindet sich mit ihren beiden kleinen Kindern (Feli, 6 Jahre und Mara, 8 Jahre alt) in einem emotionalen Ausnahmezustand: vor einem Jahr stirbt ihr Mann Michael an einem Hirntumor. „Eine solche Situation möchte ich nicht noch einmal durchstehen. Im letzten Jahr war mein Bruder Jerrid immer für mich da und ist für meine Kinder zu einem Papa-Ersatz geworden. Sein chaotisches, immer strahlendes und positives Wesen tut den beiden unendlich gut. Sie lieben Jerrid über alles. Jetzt liegt er in der gleichen Klinik, auf der gleichen Station, auf der mein Mann seine letzten Tage verbracht hat. Das ist für alle nur sehr schwer zu ertragen. Aber um Jerrid zu helfen, müssen und wollen wir stark bleiben.“
 
Um Jerrid zu helfen und seine Wünsche zu erfüllen, appellieren seine Familie und Freunde: „Jerrid ist der beste Sohn, Bruder und Onkel, den man sich vorstellen kann. Wir möchten ihn nicht auch noch verlieren. Deshalb bitten wir alle - lasst euch registrieren.“ (red/mg)
 
So läuft die Registrierung:
 
Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann Jerrid und anderen Patienten helfen und sich mit wenigen Klicks über www.dkms.de/jerrid-will-leben die Registrierungsunterlagen nach Hause bestellen. Die Registrierung geht einfach und schnell: Mithilfe von drei medizinischen Wattestäbchen und einer genauen Anleitung sowie einer Einverständniserklärung kann jeder nach Erhalt des Sets selbst einen Wangenschleimhautabstrich vornehmen und anschließend per Post zurücksenden, damit die Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können. „Wir hoffen, dass wir mit unserem Online-Aufruf eine Welle der Hilfsbereitschaft auslösen. Je mehr Menschen sich registrieren lassen, desto größer sind die Überlebenschancen für Jerrid. Denn nur wer registriert ist, kann auch als Lebensretter gefunden werden“, so Sabrina Greinig.
 
Besonders wichtig ist es, dass die Wattestäbchen nach dem erfolgten Wangenschleimhausabstrich zeitnah zurückgesendet werden. Erst wenn die Gewebemerkmale im Labor bestimmt wurden, stehen Spender für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung.
 
Auch Geldspenden helfen Leben retten, da der DKMS für die Neuaufnahme eines jeden Spenders Kosten in Höhe von 35 Euro entstehen.
DKMS-Spendenkonto, Kreissparkasse Tübingen
IBAN: DE64 6415 0020 0000 2555 56
Verwendungszweck: LPS 235 Jerrid