„Der Geschichte ein Gesicht geben“
Neustadt in Holstein. Eine besondere und außergewöhnliche Ausstellung unter dem Titel „KZ-Unwelten: Homosexuelle Männer in Konzentrationslagern Ravensbrück und Stutthof“ wurde am vergangenen Sonntag im zeiTTor-Museum der Stadt Neustadt eröffnet - bewegend, emotional und nachdenklich.
„Hier wird sich nicht nur einem lange vernachlässigten und verdrängtem Thema gewidmet, hier bekommen persönliche Schicksale ein Gesicht“, erklärte Bürgermeister Mirko Spieckermann in seiner Begrüßung. Die Ausstellung thematisiert die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus und die Kontinuität der Ausgrenzung in der Nachkriegszeit. Sie ist ein gemeinsames Projekt des Museums Stutthof (Polen) und der Muthesius Kunsthochschule aus Kiel. Viele Akteure, teils Angehörige, haben im Zuge der Recherchen mit ihrem familiären Wissen einen großartigen Beitrag geleistet. „Eine tolle gemeinsame deutsch-polnische Erinnerungsarbeit“, betonte Mirko Spieckermann.
Ein großer Unterstützer der Ausstellung neben dem Verein der Freunde und Förderer des Museums, der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein und vielen Ehrenamtlichen ist die Stiftung Hoffmann/Sprenger. Im Namen von Thomas Sprenger und Dr. Matthias Hoffmann hieß es in dem von Mirco Schlippes verlesenen Grußwort: „Mit unserer Stiftung möchten wir einen Beitrag zum Schutz von Minderheiten leisten. Wir sind uns sehr bewusst darüber, welches Schicksal uns erwartet hätte, wären wir in Zeiten der Nazi-Herrschaft ein homosexuelles Liebespaar gewesen. Dieses Bewusstsein macht uns dankbar dafür, dass wir in der heutigen deutschen Gesellschaft in Freiheit leben können. Wir sind uns sicher, dass die Konfrontation der Schicksale die Haltung der Betrachter verändert und das eigene Handeln beeinflusst. Unsere Gesellschaft benötigt Menschen, die sich der Erforschung und Präsentation der Vergangenheit widmen und die sich mit dem Ergebnis der Forschung auseinandersetzen.“
Katharina Jesdinsky, Werkstattleiterin künstlerische Drucktechniken der Muthesius Kunsthochschule, deren Studierende sich zwei Semester mit dem Thema auseinandergesetzt haben und zu einem Arbeitsaufenthalt in Ravensbrück waren, erläuterte, dass der historische Teil der Ausstellung in den Sprachen deutsch, englisch und polnisch ist. Sie forderte dazu auf, eine Gesellschaft zu schaffen, die von Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit geprägt ist.
Einer, der während der Ausstellungseröffnung sehr persönlich und emotional berichtete, war Günter Schön. Sein Vater Friedrich-Wilhelm Schön war Insasse im Konzentrationslager. „Es müssen unvorstellbare Geschehnisse gewesen sein. Die Insassen galten nicht als lebenswürdige Menschen“, erläuterte Günter Schön, der durch die Kontakte im Zuge der Ausstellung von einer spannenden Reise in die Vergangenheit sprach. Die Spurensuche habe dabei viel Licht in die Dunkelheit gebracht. Durch die Nachforschungen seien viele Erlebnisse an Tageslicht gekommen. (mg)
Die Sonderausstellung „KZ-Unwelten: Homosexuelle Männer in Konzentrationslagern Ravensbrück und Stutthof“ ist für Interessierte noch bis zum 26. Mai zu besuchen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 10.30 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr.