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Die Tierhilfe Ostholstein geht ins letzte Jahr Bis Mitte 2018 sollen alle Tiere vermittelt und der Verein komplett abgewickelt sein

Die Tierhilfe Ostholstein geht ins letzte Jahr
Bis Mitte 2018 sollen alle Tiere vermittelt und der Verein komplett abgewickelt sein
Stolz ist 1. Vorsitzende Anna Gomberg auf die von ihr ausgebildeten Tierpflegerinnen Maria Orthmann und Janne Lempert, die beide gerade mit Bestnoten ihren Abschluss gemacht haben (v. lks.).
Die neugiereigen Waschbären sind demnächst auf VOX zu sehen.
Auch die „frechen Gänse“ bekommen bald ein neues Zuhause.
Der idyllische Garten der Tierhilfe Ostholstein.
Stolpe. Der Verein besteht seit fast 18 Jahren und zählt fast 400 Mitglieder. Gleichwohl übernahm in all den Jahren nur ein sehr kleiner Kreis von Personen die vielen kraftraubenden Aufgaben in dem Tierschutzverein, der im Jahr insgesamt rund 600 Tiere aufnimmt, sofern notwendig aufpäppelt. betreut, pflegt, wieder auswildert oder vermittelt. Mittelpunkt des Ganzen ist 1. Vorsitzende Anna Gomberg, die nach und nach das idyllisch gelegene und von ihr bewohnte Grundstück in Stolpe zu einer Wildauffang- und Tierkrankenstation und einem Tierheim umfunktionierte. Sie hat mit ihren Mitarbeitern und Vereinskollegen unzählige Tiere kommen und gehen gesehen, sie an sieben Tagen in der Woche Tag und Nacht gepflegt, sich um Tierarztkosten gekümmert und Vereinsgelder und Spenden akquiriert. Alles für den guten Zweck und zum Wohl der Tiere. Doch nun steht die Tierhilfe Ostholstein vor dem Aus. Anna Gomberg und ihre treuen Helfer können und wollen nicht mehr: „Ich hatte vor einiger Zeit einen schlimmen Sturz und erhole mich noch immer davon“, erzählt Anna Gomberg im Gespräch mit dem reporter. Sie schaffe die ganze Arbeit einfach nicht mehr und aus diesem Grund stehe der Entschluss, die Tierhilfe aufzulösen, fest.
Bis Mitte des nächsten Jahres werde es noch dauern, bis alles abgewickelt ist, bis dahin mache der Verein auch seine Arbeit normal weiter, nimmt Fundtiere auf und vermittelt sie. Parallel dazu sei es gerade gelungen, für ihre lieb gewonnenen und eher schwer vermittelbaren „Dauergäste“ ein neues Zuhause zu finden. „Ich bin sehr glücklich, dass wir unter anderem unsere beiden Waschbären, die Laufenten, unsere frechen Gänse und auch die Schildkröten tatsächlich unterbringen konnten“. Die VOX-Fernsehsendung „Hund, Katze, Maus“ habe Interesse an den Tieren bekundet und wird die Tiere in ihrer Sendung thematisieren und habe für sie ein neues Zuhause gefunden.
Immer wieder fallen der engagierten Tierschützerin im Gespräch kleine Anekdoten und Geschichten ein, die sie mit den Tieren, aber auch den Menschen in den letzten 18 Jahren erlebt hat. Nicht immer sind ihre Erfahrungen positiv: „Mindestens 40 Prozent der Leute halten unsere Arbeit für selbstverständlich und danken sie uns nicht. Dazu gehört leider auch die Stadt Neustadt“, so Anna Gomberg. Der Verein habe immer die jährlich benötigten Gelder von rund 99.000 Euro allein aufbringen müssen und von der Stadt beziehungsweise dem Amt Ostholstein-Mitte lediglich die Fundtierpauschale bekommen. Diese decke jedoch im Jahr gerade einmal einen Monatsbedarf an Geldern ab, erläuterte Vorstandsmitglied Gabriele Flick. „Diese 150 Euro pro Tier reichen nicht einmal für die erste tierärztliche Untersuchung und Behandlung der Tiere“, so die Vorsitzende. Allein 2016 habe die Tierhilfe Ostholstein auf eigene Kosten 80 Katzen kastriert und diese jahrelangen Bemühungen könne man inzwischen deutlich merken, da viel weniger Babykatzen ausgesetzt, herumstreunern und/oder abgegeben würden. „Wenn man da nicht dran bleibt, haben wir innerhalb kürzester Zeit wieder unzumutbare Verhältnisse“, prognostiziert Anna Gomberg und erinnert an die unzähligen Wildkatzen, die vor Jahren noch beispielsweise Pelzerhaken unsicher machten.
„Wir bedauern die Abwicklung der Tierhilfe sehr und bemühen uns derzeit um anderweitige Unterbringungsmöglichkeiten“, berichtet Ordnungsamtsleiter Klaas Raloff auf Nachfrage des reporters. Er beurteilt die Zusammenarbeit mit der Tierhilfe Ostholstein in der Vergangenheit als immer gut. Ein eigenes Tierheim werde die Stadt Neustadt jedoch natürlich nicht installieren, sondern lediglich neue Kooperationen suchen. Denn im Gegensatz zu einem Tierschutzverein, der Tierschutz und Tierhilfe in jeglicher Form gewähren wolle, seien die Gemeinden nur zur Unterbringung von Fundtieren verpflichtet und müssten bei Haltungsmängeln einschreiten, so Klaas Raloff. Dafür seien im Haushaltsansatz derzeit 11.000 Euro vorgesehen. Wie bisher auch, könne man sich an das Bürgerbüro in Neustadt wenden, das auch die Aufgaben des Fundbüros wahrnimmt, rät der Ordnungsamtsleiter.
Für Anna Gomberg stellt dies keine zufriedenstellende Lösung dar: „Im Sinne der Tiere hoffe ich, dass sich in Neustadt noch eine bessere Alternative finden lässt. Ich jedenfalls stehe immer gern für Gespräche zur Verfügung“, bekräftigt Anna Gomberg abschließend. (gm)


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