

Neustadt. Von Mut, Zuversicht, Tatkraft und Durchhaltevermögen wurde am vergangenen Samstag im Waldorfkindergarten mehrfach und voller Begeisterung gesprochen. Zum Jubiläum der integrativen Einrichtung waren sich Gastgeber und Gastredner einig, dass diese Tugenden und Fähigkeiten wesentlich zur Gründung vor 40 Jahren und dem langjährigen Bestehen beigetragen hatten. Eine besondere Leistung, die mit einem besonderen Fest, sehr viel Wertschätzung und einer großen Gästeschar gefeiert wurde.
Kinder, Eltern, Ehemalige, Mitarbeiter, Verein, Stadtvertreter, Unterstützer - angesichts dieses Publikums schien auch die Leiterin des integrativen Waldorfkindergartens Beatrix Spiegel sichtlich gerührt. Sie warf einen Blick auf die Anfänge des Kindergartens, auf beherzte Eltern mit Kindern im Kindergartenalter, die von dem Konzept der Waldorfpädagogik so angetan waren, dass sie einen Waldorfkindergarten in Neustadt gründen wollten. „Um ein Ideal in eine Realität umzusetzen, muss man Mut haben und über finanzielle Mittel verfügen“, betonte Beatrix Spiegel. Sowohl Mut als auch Geld wurden aufgebracht, Letzteres in Form eines größeren Betrages, den die damalige Unterstützerin Cläre Panse zur Verfügung stellte (der reporter berichtete) sowie von den Eltern, die jeweils ein Darlehen von 3.000 DM beisteuerten. Als weiteres Merkmal für das gute Gelingen nannte Spiegel die tatkräftige Eigenleistung der Eltern, sei es beim Umzug in die Burgstraße mit Gründungs-Kindergärtner Joachim Botha (heute 1. Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins), bei der Erweiterung um eine zweite und dritte Gruppe oder bei den Gründungen der integrativen Frühförderstelle vor 27 Jahren oder der Krippengruppe im Jahr 2009. „Rege Bautätigkeit in eigener Regie ist etwas, was unseren Verein auszeichnet“, betonte Spiegel.
Neben dieser „äußeren Geschichte“ des Vereins habe aber auch eine besondere Intention gesteckt, nämlich etwas zu schaffen, das vor 40 Jahren unüblich gewesen: einen Hort, einen Garten zu schaffen für alle Kinder, eben auch Kinder mit Behinderung. „Die Begrifflichkeit hat sich in den 40 Jahren verändert. Vor 40 Jahren war Integration ein Novum. Heut klingt es fast schon veraltet und wurde abgelöst durch den Begriff Inklusion. Und das bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört, egal wie er aussieht, welche Sprache er spricht oder ob er eine Behinderung hat. Legt man diese Definition zugrunde, so können wir mit Recht sagen, das ist ein Ort, wo seit 40 Jahren Inklusion praktiziert wird“, so Spiegel, die sich ausdrücklich als Stellvertreterin für das gesamte Kollegium vorstellte.
Im Anschluss überbrachte Friedrich-Karl Kasten als stellvertretender Bürgermeister das Grußwort der Stadt. Was vor 40 Jahren trotz vieler Probleme geschaffen wurde, ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Kinderbetreuung in Neustadt“, betonte Kasten. Nils Gehrke, ehemaliges Kindergartenkind und Zivildienstleistender in der Neustädter Einrichtung und jetzt Vater eines Kindergartenkindes sprach im Namen der Elternschaft: „Für mich ist es ein besonderes Qualitätsmerkmal, dass viele, die früher selbst als Kind hier waren, auch ihre Kinder wieder in diesen Kindergarten schicken. Viele von uns Eltern werden jetzt an diese wertvolle Zeit erinnert.“
Der Integrative Waldorfkindergarten wurde am 1. Oktober 1977 gegründet und gehörte zu den ersten Waldorfkindergärten in Deutschland, die einen integrativen pädagogischen Ansatz umsetzen. Grundlage der Arbeit ist die anthroposophische Menschenkunde Rudolf Steiners und anthroposophische Heilpädagogik. (he)