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Marlies Henke
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Kitas zu Corona-Zeiten – Vom Reden und Vermissen

Neustadt. Neustadt ist ein wichtiger Gesundheitsstandort und daher gibt es viele Kinder, deren Eltern in krisenrelevanten Bereichen arbeiten. Die Neustädter Kitas befinden sich zurzeit in einer ganz besonderen Situation. Es gelten die Bedingungen für die sogenannte „Notbetreuung“, die seit dem 16. März zum Alltag gehören. Mit dem Erlass des Landes und der geltenden Verordnung des Kreises
vom 19. April wurden nun weitere Anpassungen vorgenommen. Während anfangs die maximale Zahl der Notbetreuung in den Kitas pro Einrichtung bei 10 Kindern lag, gilt mit der neuen Verordnung, dass maximal fünf Kinder pro Gruppe pro Einrichtung erlaubt sind. Neu ist auch, dass die Angebote der Notbetreuung jetzt auch für die Kinder gelten, bei denen nur ein Elternteil in einem Bereich arbeitet, der für die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur notwendig ist.
Ebenfalls können berufstätige Alleinerziehende dieses Angebot in Anspruch nehmen, wenn keine Alternativbetreuung organisiert werden kann. „Die Neustädter Verwaltung ist in dieser Situation besonders gefragt und muss die neue Verordnung für ihre eigenen Kitas praxisorientiert umsetzen und sehr viele Fragen beantworten“, so Sander Fenner vom Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten. Er weist darauf hin, dass die Notbetreuung in den städtischen Kitas zu den gewohnten Öffnungszeiten stattfindet.
Bürgermeister Mirko Spieckermann kann an dieser Stelle nur über die Situation in den städtischen Kitas berichten. Die Notbetreuung betrifft auch die anderen Kitas in der Stadt, genauso wie auf die Tagesmütter, welche größtenteils seit dem 16. März den Eltern die gewohnte Betreuung ihrer Kinder anbieten.
 
Wie kann Kinderbetreuung zu Corona-Zeiten funktionieren?
„Unsere eigenen Erzieher und das gilt auch für alle anderen Erzieher und Tagesmütter in Neustadt machen in den Zeiten der Notbetreuung einen ganz tollen Job“, so Bürgermeister Mirko Spieckermann. „Denn sie sind großen Gefahren ausgesetzt, da gerade in ihrem Bereich die Arbeitsschutzmaßnahmen nur bedingt greifen. Es gelte zwar auch hier das Gebot, die Kontakte zu minimieren, aber jeder kann sich vorstellen, dass dies im Bereich der Kinderbetreuung nicht eins zu eins umzusetzen ist. „Kinder reagieren ganz besonders auf die nonverbale Kommunikation, daher können die Erzieher jetzt nicht einfach Masken tragen, die ihr Gesicht größtenteils bedecken. Gerade bei den ganz kleinen Kindern sind Stimme, Gestik und Mimik besonders wichtig“, so der Bürgermeister, der diese Information immer wieder von seinen Mitarbeitern als Rückmeldung erhält. „Natürlich ist gerade bei kleinen Kindern auch das Thema Sicherheitsabstand schwer umzusetzen“.
 
Minimierung der Kontakte und Hygieneregeln
Die städtischen Kitas berichten aus ihrer Erfahrung der letzten Wochen. So dürfen die Eltern die Einrichtung gar nicht mehr betreten und ihre Kinder somit auch nicht mehr bis in die Gruppe begleiten. Es bleibt bei wenigen und kurzen „Türangelgesprächen“ zwischen Erziehern und Eltern. Weitere Notbetreuungsmaßnahmen sind die räumliche und zeitliche Trennung der Gruppen. Konkret bedeutet dies, dass die jeweiligen Notgruppen entweder auf abgetrennten Bereichen auf dem Spielplatz spielen oder zu unterschiedlichen Zeiten. Diese Regelung gilt auch für die sanitären Einrichtungen. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich die Kinder der verschiedenen Notgruppen im Laufe des Tages begegnen. Dies erfordert von allen Beteiligten ein großes Maß an Abstimmung, Kommunikation und Disziplin. Die Kinder sind von ihren Eltern gut vorbereitet worden, halten selbstverständlich Abstand voneinander und wissen, dass sie sich als erstes die Hände waschen müssen und erst dann in die Notgruppe gehen. Auch gehört das regelmäßige Lüften in den Kitas zum Tagesprogramm.
 
Eltern, Kinder und Erzieher arbeiten Hand in Hand
„Die Kinder machen das ganz toll“, berichten die Leiter der städtischen Einrichtungen. „Hier zeigt sich, dass das Eingewöhnungskonzept nach denen die städtischen Kitas seit Jahren arbeiten greift, und so ist es einfach schön zu sehen, wie selbst die kleinsten Kinder, die sonst von ihren Eltern bis in die Gruppe begleitet werden, nun ganz selbstverständlich und ohne Angst alleine den Weg in die Gruppe finden. Sie fühlen sich hier sicher und gut aufgehoben“. Auch Susanne Ohde von der Kita Am Wasserturm und René Lange von der Kita Am Kaiserholz berichten, wie gut das Ganze funktioniert, denn: „die Kinder in den Notgruppen haben plötzliche neue Spielpartner und auch auf ihren oder ihre Bezugserzieher müssen sie in den meisten Fällen verzichten. Auch wenn sich in unseren Einrichtungen alle kennen, sind dies doch sehr viele Veränderungen auf einmal und wir sind begeistert, wie gut das alles klappt und wie gut das die Kinder mitmachen“.
Besonders gefragt ist mehr denn je das Thema „Kommunikation“. Es gibt viel mehr Fragen, viel mehr Anrufe, einen hohen Informations- und Gesprächsbedarf. Auch innerhalb des Teams gibt es einen intensiven Kontakt. Es fallen somit viel mehr Gespräche und mehr Telefonate als sonst an, so die Rückmeldung aus den städtischen Kitas.
 
Ängste, Grüße und Wünsche
„Für alle ist die Corona-Pandemie eine außerordentlich schwierige Situation, die mit vielen Sorgen
und Ängsten verbunden ist und so möchte ich mich an dieser Stelle auch einfach einmal bei allen Erziehern bedanken, die in diesen Zeiten ihre eigenen Ängste nach hinten stellen, um den Kleinsten unserer Gesellschaft ein Stück Alltag und Normalität zu bieten. Durch ihren Einsatz geben sie den Eltern die Möglichkeit ihrer Arbeit nachzukommen. Ich danke allen, die in diesem Bereich tätig sind, ob in den eigenen Einrichtungen, in den Kitas des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), der Ev. Kirche oder in den Waldorf-Einrichtungen. Mein Dank gilt auch den Tagesmüttern“, so Mirko Spieckermann.
Notbetreuung bedeutet aber auch, dass viele Kinder gerade „ihre“ Kita nicht besuchen dürfen und viele Kinder und Erzieher sich schon lange nicht gesehen haben und sich leider auch weiterhin nicht sehen dürfen, daher ist an dieser Stelle auch ein Gruß eingefügt:
 
„Liebe Kinder, liebe Eltern,
wir vermissen Euch und wir denken an Euch. Wir freuen uns auf die Zeit, in der wir uns alle wiedersehen dürfen. Wir sind in Gedanken bei Euch und wünschen allen Kindern und Eltern, dass sie trotz aller Schwierigkeiten eine gute Zeit haben“, so die Grüße und Wünsche der Erzieher, die in dieser Zeit so zu Heldinnen und Helden des Alltags werden.
„Und dass die Eltern und Kinder auch ihre Erzieher vermissen, das zeigt das Beispiel des kleinen Schutzengels, der eines Tages einfach vor unserer Kita-Eingangstür lag“, berichtet Franka Haamann von der Kita Am Kaiserholz. Diese kleine Geste hat eine große Freude ausgelöst: Auch das ist passiert in den Kitas zu Corona-Zeiten.
Weitere Informationen zur Notbetreuung in den Kitas erteilt Sander Fenner unter 04561/ 619-411
oder per Mail unter sfenner@stadt-neustadt.de. Die Allgemeinverfügung des Kreises Ostholstein vom 19.04. ist unter: www.kreis-oh.de einsehbar. (red)


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