

Neustadt. Zum Volkstrauertag am vergangenen Sonntag versammelten sich zur zentralen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung wieder zahlreiche Neustädter Bürger am Ehrenmal „Am Heisterbusch“, um den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Neben der Stadt Neustadt hatten dazu Marine-Kameradschaft, Sozialverband, Reservisten-Kameradschaft, Verband der Heimkehrer, Verband Deutscher Soldaten, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Standortkameradschaft des Deutschen Bundeswehrverbandes und die Landsmannschaften der Ostpreußen und Pommern aufgerufen.
Nach Kranzniederlegungen durch Bürgervorsteher Sönke Sela, stellvertretendem Bürgermeister Friedrich-Karl Kasten, durch Verbände und der Kirchen und Abordnungen der Deutschen Marine, Bundespolizei See und der Feuerwehr hielt Propst Dirk Süssenbach eine eindringliche Ansprache an den Frieden.
Rückblickend auf seine Kindheit könne er sich noch gut an Schuttreste und rußgeschwärzte Hausfassaden in Hamburg erinnern – Zeugnisse des verheerenden Feuersturmes. Auch ältere Männer ohne Arm oder Bein habe er als Teil der Generation der Kriegsenkel noch vor Augen. „In meiner Kindheit in den 70er Jahren hatte der Volkstrauertag noch eine ganz andere Bedeutung als heute. Die Leute kleideten sich dunkel und im Radio lief auf allen Sendern klassische, getragene Musik. Heute sind die Trümmer beseitigt, die Fassaden sauber und im Radio läuft fröhliche Musik. Für viele Menschen ist der Volkstrauertag völlig bedeutungslos geworden“, bemängelte Propst Süssenbach.
Heute gedenke man zudem nicht nur der Gefallenen der Weltkriege, sondern auch den Toten durch Vertreibungen, den Opfern der Nazis, den Widerstandskämpfern, den Opfern des islamistischen Terrorismus, den Gefallenen der Friedensmissionen der Bundeswehr sowie den Opfern von Fremdenhass und Gewalt.
„Dieser Tag hat eine namentliche Neubestimmung nötig, um auch junge Leute dafür zu sensibilisieren. Aus dem Volkstrauertag sollte ein ‚Aktionstag für den Frieden‘ werden“, so Dirk Süssenbach.
Ein neues Gefühl der Angst um den Weltfrieden mache sich in der Gesellschaft breit, bestärkt durch neuen Nationalismus in Europa, durch Trump, Erdogan, Putin und Kim Jong-un.
„Die Spannungen in Syrien durch verschiedenste Konfliktparteien können wie 1914 schnell zu einem Weltenbrand führen. Der Frieden ist heute unsicherer denn je. Parteien und Kirchen brauchen daher heute Antworten auf die Friedensfragen.“
Denkbar dafür sei ein Weg, losgelöst von Veranstaltungen an den alten Denkmälern hin zu neuen Orten, wie zum Beispiel auch Schulen, um junge Leute besser erreichen zu können. (ab)