

Heute ist „Aschermittwoch“. In vielen Gottesdiensten lassen sich heute Menschen ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen. So ein sinnenhaftes Zeichen erreicht andere Schichten unserer Seele als Worte allein. Eine symbolische Handlung, die an die menschliche Vergänglichkeit erinnern will, denn bei jeder Beerdigung sprechen wir unter dreimaligem Erdwurf über dem Grab: „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube“. Am Beginn der Passionszeit steht also die Erinnerung, dass wir Geschöpfe Gottes sind. Von Gott aus Erde, Asche und Staub geformt und durch seinen Odem belebt, wie es im 2. Schöpfungsbericht beschrieben ist (1. Mose 2,7). Lebendige „Erdlinge“, die aber auch vergänglich, endlich und erlösungsbedürftig sind.
In der Passionszeit bedenken wir dann den Weg Jesu ans Kreuz, seinen Leidensweg, seine Ablehnung durch die Hohenpriester und römischen Machthaber, sein Ende – aber auch den Neuanfang, den Gott am Ostermorgen gesetzt hat. Von je her waren diese besonderen 40 Tage eine Buß- und Fastenzeit. Viele Menschen fasten in den 40 Tagen vor dem Osterfest auch heute. Sie verzichten auf Alkohol, Schokolade, Zigaretten und andere Dinge, um unbewusste Abhängigkeiten zu durchbrechen und freier zu werden. Dass es neben der Besinnung auf den Leidensweg Jesu, neben dem Fasten, auch um Buße geht, haben viele fast ganz vergessen. Was aber ist Buße ?
Die Worte Jesu, die Martin Luther aus dem griechischen Neuen Testament ins Deutsche mit „Buße tun“ übersetzt hat, meinen „Umkehr“, „Veränderung“, „Erneuerung“. In den ersten christlichen Jahrhunderten war die Bußpraxis noch das Herzstück der Passionszeit. Die Büßer legten nach biblischer Tradition ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Davon ist nur noch das Ritual des Aschekreuzes am Aschermittwoch übrig geblieben. Und trotzdem sehnen sich viele Menschen nach Veränderung und Erneuerung in ihrem Leben. Sie haben das Gefühl, dass manche Träume, Wünsche, Sehnsüchte gescheitert sind, der eigene Lebensentwurf „zu Asche und Staub“ zerfallen ist.
Woher bekommen wir die Kraft zu „Umkehr“, „Veränderung“ und „Erneuerung“? Woher kann neue Hoffnung kommen, uns neuer Lebensmut geschenkt werden? Christen glauben, dass die Kraft der Auferstehung Jesu auch im hier und jetzt neues Leben schenken und unser Leben von Grund auf verwandeln kann. Mit Christus werden auch wir „aus Staub und Asche“ zu neuem Leben emporgehoben. Auferstehung gibt es mitten im Leben – aber auch am Ende unseres Lebens. Das ist die große Verheißung von Karfreitag und Ostern.
Ihr Propst Dirk Süssenbach