

Neustadt in Holstein. Das Bauvorhaben am BUND Umwelthaus warf in letzter Zeit immer wieder Fragen bei den Neustädterinnen und Neustädtern auf. Der Grund: Es passierte einfach nichts auf dem Gelände. Erst starteten Abrissarbeiten, dann folgte ein Spatenstich und danach lange Zeit nichts. Wir haben bei Haus- und Projektleiter Dr. Andreas Schmidt nachgefragt und wollten wissen: Was ist eigentlich los und warum geht es nicht weiter? Er erklärte, dass massive Baukostensteigerungen zu diesem Stillstand geführt haben und das ganze Vorhaben gefährden, doch nun gibt es endlich gute Nachrichten: Der Bau kann weitergehen. Die GLS Treuhand hat einem Spendenantrag zugestimmt. „Damit rettet sie das ursprüngliche BUND-Umwelthaus-Ausbauprojekt“, freute sich auch Jürgen Leicher, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Schleswig-Holstein.
Für den Anbau und die Sanierung des BUND Umwelthauses hatten Vertreter der Landes- und Bundespolitik sowie Bürgermeister Mirko Spieckermann bereits im November 2023 den ersten Spatenstich gesetzt. Eigentlich sollten die Bauarbeiten an der historischen Villa am Strand längst kurz vor dem Abschluss stehen, doch seit dem Spatenstich rückten entgegen der Erwartungen keine schweren Baumaschinen an, es passierte nichts - bis heute. Längst ist klar, dass die geplante Fertigstellung im Sommer 2025 nicht realisierbar ist.
Besonders bitter ist das auch, weil es nicht das erste Mal ist, dass sich der Baustart verschiebt. Geplant wurde ursprünglich mit einer Fertigstellung im Jahr 2021 bei vier Millionen Euro Baukosten. Hier kamen aufwendige Prüfungsmaßnahmen, Inflation und Lieferengpässe in die Quere. Auch jetzt gibt es Gründe für den Verzug: Die Kosten waren dieses Mal mit deutlich über neun Millionen Euro veranschlagt. Nach den Ausschreibungen wurde jedoch klar, auch das ist zu wenig.
Wir haben Andreas Schmidt vom BUND-Umwelthaus gefragt, warum sich nun bereits zum zweiten Mal die Kalkulation als zu niedrig erwiesen hat. Er antwortete, dass die Baukostensteigerung so massiv gewesen sei und man mit diesen Mehrkosten einfach nicht habe rechnen können. So wie dem BUND mit dem Umwelthauses ging es in 2023 auch vielen Häuslebauern und Baufirmen. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland im Februar 2023 um 15,1 Prozent gegenüber Februar 2022 gestiegen sind. Mit dem Sprung von 9 auf 12 Millionen Euro ist man beim Umwelthaus sogar bei über 30 Prozent Kostensteigerung, die nicht einkalkuliert war.
Aufgrund dieser explosionsartigen Steigerung, konnte die Summe von neun Millionen Euro nicht mehr eingehalten werden, es mussten zusätzliche Sponsoren und Spenden akquiriert werden, genauer gesagt weitere drei Millionen Euro. Und solange diese Zusatzkosten nicht sicher getragen werden konnten, war die Fördersumme von Bund und Land eingefroren, denn dieses Geld kann nur fließen, wenn auch sicher ist, dass der Bau fertiggestellt werden kann.
Neben einem Antrag auf Mehrkostenübernahme beim Hauptfördermittelgeber, dem Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) wurde daher in alle Richtungen versucht, weitere Finanzmittel zu erhalten. Eine Mehrkostenübernahme durch das BMUV wurde schließlich im Sommer 2024 abgelehnt. Auch der Weg über die Bundespolitikerinnen und -politiker Gelder im Zuge der Haushaltsberatungen des Bundeshaushaltes zu erhalten, hat nicht funktioniert.
Wegen geltender Fristen für die vorhandene Bundesförderung und dem unsicheren Ausgang der Haushaltsberatungen musste das Umwelthaus-Team daher Plan B anwenden: umplanen und Standards reduzieren, um die Baukosten zu senken. Daneben gab es immer wieder Kontakte mit der GLS Bank, die schon länger als Kreditmittelgeberin für das Umwelthaus einsteht. Von hier kam der Hinweis, das Umwelthaus solle sich bei der bankeigenen Stiftung, dem gemeinnützigen Verein GLS-Treuhand, mit dem Ausbauprojekt des Umwelthauses für Spenden bewerben. Im November 2024 wurde gewiss, was in Telefonaten schon angekündigt worden war. „Doch niemals hätte ich gedacht, dass es so freigiebige Spenderinnen und Spender gibt“, freut sich Dr. Andreas Schmidt. “Aktuell starten erneut die Ausschreibungen und so schnell es geht sollen die Bauarbeiten beginnen“, ergänzt er. „Diese Spende ändert alles: sie ermöglicht die Umsetzung des ursprünglichen Bauvolumens, sie bewirkt den Erhalt der Bundes- und Landesförderung von vier Millionen, beziehungsweise 1,6 Millionen Euro und damit, das muss man so deutlich sagen, rettet sie das ursprüngliche BUND-Umwelthaus-Ausbauprojekt“, resümiert Jürgen Leicher, der sich schon seit Jahren in dem Projekt engagiert. Das Bauvorhaben soll also nun im dritten Anlauf in seinem ursprünglichen Volumen mit leichter Reduktion der Standarts im Bereich Haustechnik umgesetzt werden. „Wir können alle Räume wie geplant bauen und müssen nicht die Nutzfläche reduzieren“, teilte Andrea Schmidt mit. Die Beteiligten erwarten, dass durch die Spende die Baukosten der reduzierten Planung punktgenau gedeckt werden können. Nach dem aktuellen Bauzeitenplan ist für die erste Hälfte 2027 die Neueröffnung vorgesehen.
In der Zeit bis zur Wiedereröffnung gibt es auch ohne Gebäude ein Bildungsangebot. Von der Bildungsreferentin des Umwelthauses Magdalena Gatta wurden in 2024 über 90 Angebote mit über 1.500 Teilnehmenden geplant und durchgeführt. Auch dieses Jahr wird es wieder ein vielfältiges Umweltbildungsangebot geben. (ko)