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Kristina Kolbe

Stehen bleiben, lesen, innehalten - Aktionen zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung

Neustadt. Vergangenen Montag jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Weit über eine Millionen Gefangene, davon 90 Prozent Juden, wurden in dem Lager ermordet. Am 27. Januar 1945 wurde das Gefangenenlager Ausschwitz durch die Rote Armee befreit. Bis heute gilt das größte deutsche Konzentrationslager als Symbol für den Holocaust.
 
Heute, 75 Jahre später, gibt es nur noch sehr wenige Zeitzeugen, die das Lager überlebt haben. Umso wichtiger, an diesem Jahrestag den Opfern zu gedenken und sich an den systematischen Massenmord in unserer Geschichte zu erinnern. Gerade weil es immer noch Menschen gibt, die den Holocaust leugnen.
 
In Zusammenarbeit mit dem Bundesprogramm „Demokratie Leben!“, Vertretern der Stadt und der Schule am Rosengarten hat sich Neustadt bereits am vergangenen Freitag für Aufklärung, Demokratie und Toleranz stark gemacht und sich und die Marktbesucher an die schreklichen Taten erinnert.
 
Menschenfeindliche Äußerungen und Handlungen gefährden die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Daher fördert das Bundesfamilienministerium mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ bereits seit 2015 Projekte, die sich für Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit einsetzen.
 
Die Beteiligten stellten an verschiedenen Stellen auf dem Marktplatz Pappkartons mit bedruckten Zitaten von Zeitzeugen, die in Ausschwitz waren, auf. „Am 3. März 1943 kamen in zwei Transporten 3.000 Personen in Ausschwitz an. Davon kamen 585 Männer und 309 Frauen in das Lager. 2.100 Menschen - Männer, Frauen, Kinder - wurden in der Gaskammer getötet. Das sind ungefähr so viele, wie bei der Katastrophe in New York im World Trade Center umkamen. Nur, dass diese Todesrate in Auschwitz täglich über Jahre hinaus erfüllt wurde“, ist zum Beispiel ein Zitat von Dr. Heinz Kahn, das auf einem der Kartons gezeigt wurde. Die Schüler der Schule am Rosengarten verteilten zusätzlich selbst gestaltete Postkarten mit Fotos, die die Schüler bei einem Besuch der Gedänkstätte des Konzentrationslagers aufgenommen hatten.
 
„Durch die Cap Arcona Katastrophe haben die Schüler einen lokalen Bezug“, erklärt Jugendcoach Danny Seidel, der die Aktion maßgeblich begleitet hat. Der steigende Rechtspopulismus gehe an Neustadt zwar auch nicht vorbei, durch die tolle Präventionsarbeit, nicht nur in den Schulen, steuere man dem aber erfolgreich entgegen, so Seidel.
 
„Wir wollten ein bisschen anders auf den Holocaust aufmerksam machen, nicht mit den klassischen Mitteln wie zum Beispiel einem Flugblatt“, erklärte Seidel. Daher habe man sich für die Kartontürme entschieden. Zusätzlich wurden an verschiedenen Stellen in Neustadt Zitate auf dem Boden angebracht, über die die Spaziergänger „stolpern“ sollten. Außerdem verschenkten die Beteiligten, darunter auch Bürgermeister Mirko Spieckermann, das Buch „Auschwitz und die ‚Auschwitz-Lüge‘“ von Till Bastian. „Ich finde die Aktion sehr gut“, so der Bürgermeister, „hier zeigt sich die Gemeinschaft und Entschlossenheit, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen“. (ko)
 
Eine weiter Aktion zum Jahrestag: Das Kinder und Jugend Netzwerk und SchülerInnen des Förderzentrums am Rosengarten nahmen an der bundesweiten Aktion „Lichter gegen Dunkelheit“ teil. Dazu illuminierten die Akteure mit Unterstützung der Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“ den Ehrenfriedhof Cap Arcona. Das bundesweite Projekt „Lichter gegen Dunkelheit“ soll die Pluralität von Gedenk- und Erinnerungsorten in Deutschland zum Ausdruck bringen und mit Blick auf das Gedenkjahr 2020 auf originelle Weise darauf hinweisen, welche Bedeutung diese Einrichtungen als Orte und Träger einer demokratischen Gedenk- und Erinnerungskultur haben.


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