

Scharbeutz/Klingberg. Unter den zahlreichen Flüchtlingen,
die derzeit nach Deutschland kommen und auch im Kreis Ostholstein untergebracht
werden, sind viele unbegleitet minderjährige Ausländer, meist im Alter zwischen
15 und 18 Jahren. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) Ostholstein nimmt diese
Jugendlichen in Obhut und bringt sie zunächst für sechs bis acht Wochen in
seinen Jugendhäusern unter, bevor sie in betreute Wohngruppen kommen. Aufgrund
der steigenden Flüchtlingszahlen sind die Jugendhäuser derzeit ausgelastet,
weshalb der DKSB nun auf Initiative des Sozialministeriums erstmals auf eine
Jugendherberge auswich. In der Jugendherberge Scharbeutz-Uhlenflucht wohnen seit
Kurzem 18 männliche Jugendliche, 17 aus Afghanistan, einer aus Gambia. Die
DKSB-Mitarbeiter Heinrich Wrage und Udo Michelsen betreuen die Minderjährigen
rund um die Uhr.
„Das hier ist keine Dauereinrichtung, sondern nur eine Notlösung“, erklärte
DKSB-Geschäftsführer Martin Liegmann, die Jugendherberge sei bis zum 15. April
nächsten Jahres gemietet. Herbergsvater Stephan Hasse und sein Team nahmen den
im Winter eigentlich geschlossenen Betrieb für das Unterfangen wieder auf und
kümmern sich um die Verpflegung. Dabei werde auch auf die besonderen
Ernährungsgewohnheiten eingegangen. So stünden vor allem Tomaten, Gurken und
Weißbrot ganz weit oben auf dem Speiseplan. „Ganz wichtig ist auch der Tee am
Nachmittag. Diesen Brauch haben die Jungs aus Afghanistan mitgebracht“, erzählte
Udo Michelsen.
Neben zehn Doppelzimmern in einem eigenen Gruppenhaus auf dem Gelände gibt es
einen Aufenthaltsraum, der unter anderem für Unterrichtseinheiten genutzt werden
kann. „Wir versuchen sie darauf vorzubereiten, ein eigenständiges und
selbstbestimmtes Leben zu führen“, erläuterte Andrea Belitz, die im Rahmen des
DKSB-Projekts „Lern-reich“ hier erste Unterrichtsstunden in Deutsch und anderen
Fächern erteilt. Auch das Antrainieren eines Ressourcen-schonenden Verhaltens im
Haushalt stehe dabei im Fokus.
In Ostholstein leben derzeit 64 unbegleitet minderjährige Ausländer,
berichtete Rüdiger Tuschewski, Bereichsleiter für stationäre und teilstationäre
Einrichtungen des DKSB. Er lobte zudem die gute konstruktive Zusammenarbeit mit
der Kreisverwaltung, dem Jugendamt und der Ausländerbehörde und freute sich über
die hohe Bereitschaft der Jugendlichen, sich integrieren zu lassen. „Es ist in
den Wohneinrichtungen bisher zu keinen größeren Schwierigkeiten gekommen“,
betonte der Bereichsleiter. Der gute Austausch im Kreis sei dabei das
Erfolgsrezept und der Grund für den bislang weitestgehend reibungslosen Ablauf
in Ostholstein. Dem pflichtete Annette Langner (SPD), Staatssekretärin im
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes
Schleswig-Holstein, beim Besuch der Jugendherberge in der letzten Woche zu. Sie
lobte die hervorragenden, bereits etablierten Strukturen, die bereits viel
weiter als in anderen Kreisen entwickelt seien.
Martin Liegmann bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit dem
Sozialministerium, die ermöglichte, das Projekt in der Jugendherberge innerhalb
von fünf Wochen zu realisieren, ohne dabei eine Absenkung der
Unterbringungsstandards in Kauf nehmen zu müssen. Er stellte fest: „Hier sind
die Jugendlichen in einer liebevollen Atmosphäre sehr gut aufgehoben.“ (kp)