Seitenlogo
Marlies Henke

Schönwalde: Volkstrauertrag mit Menschenkette und Mahnort Einweihung

Schönwalde. Ein Posaunenchor spielt, eine Gemeinde legt Kränze nieder, ein Redner mahnt zur Erinnerung an Kriegsopfer. So oder so ähnlich spielen sich seit vielen Jahren viele Gedenkfeiern zum Volkstrauertag ab. In Schönwalde wurde dieser traditionelle Ablauf am letzten Sonntag um neue Programmpunkte erweitert. Mit großer Resonanz. Fast 400 Menschen kamen, um Hand in Hand eine fast lückenlose Menschenkette für den Frieden zu bilden und gemeinsam einen neuen Mahnort einzuweihen. Spielende Kinder zwischen den Kränzen und stärkende Suppe für alle machten diese Veranstaltung nicht weniger ausdrucks- oder würdevoll, sondern modern und lebendig.
 
Bürgermeister Winfried Saak nannte das Programm der Gedenkveranstaltung einen „kühnen Versuch“ von Kirchengemeinde und Gemeinde, den tradierten Gedenkritus um zeitgemäße Ausdrucksformen zu ergänzen. „Wir wollten dem Volkstrauertag eine besondere Note verleihen.“ Angesichts der zahlreichen Teilnehmer betonte Saak: „Schönwalde kann stolz darauf sein, der leider vielfach verblassenden Bedeutung des Volkstrauertages neues Leben eingehaucht zu haben.“
 
Auch Pastor Dr. Arnd Heling verwies darauf, dass die Trauer über das millionenfache Sterben mit zunehmendem zeitlichen Abstand immer abstrakter erscheine. „Darum ist es wichtig, das Unfassbare durch die Zeit hindurch auf sich wirken zu lassen. Das geht in Gemeinschaft mit anderen und außerhalb der eigenen Komfortzone besser als zuhause mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa“, so Heling.
 
Im Rahmen der Kranzniederlegungen am kommunalen Ehrenmal erinnerte Major Felix Lotzin, Kompaniechef der Patenkompanie Schönwaldes 2./AufklBtl 6 „Holstein“, an den Beginn des Zweiten Weltkrieges. Unsägliches Leid hätten Menschen durch Menschen damals erfahren. Hiervon würden unter anderem die Totenbücher und Gedenktafeln in der neuen Gedenkstätte zeugen.
 
Ein Ort, der erinnert und mahnt
Im Anschluss fand die Einweihung des neuen Mahnortes für den Frieden statt. Auf Initiative von Pastor Dr. Arnd Heling war die ehemalige Leichenhalle neben der Kirche in den letzten Monaten umgestaltet worden. Unter anderem erinnern zwei historische Gedenktafeln und eine moderne Projektionsfläche an die Gefallenen der Weltkriege. Zudem ziert ein Fenster des Glaskünstlers Jürgen Drewer aus Nettetal den Raum. Der Gestaltungsentwurf des Mahnortes stammt von der Studentin Paulina Seubert von der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
 
„Dieser neue Gedenkort an der Schönwalder Kirche, eingewoben in den Naturerlebnisraum Pfarrhof Schönwalde, will Menschen an vergangenes Leid und Unrecht, an Krieg und Gewalt in der Vergangenheit erinnern, vor allem aber uns Menschen um Frieden mahnen und aufrufen“, sagte Propst Dirk Süssenbach, der das Gebäude anschließend segnete. Er betonte, dass es sowohl in der großen Politik als auch im täglichen Leben immer mit Anstrengungen und Bemühungen verbunden sei, den Frieden zu bewahren oder zu bewirken. „Gerade weil Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und schnell seine Tragfähigkeit verliert, ist der unaufhörliche Aufruf zu seiner Bewahrung notwendig. Und das nicht nur an diesem Volkstrauertag.“
 
Landrat Reinhard Sager stellte heraus, dass Orte wie die Gedenkhalle den Menschen Raum zur Besinnung und zum gegenseitigen Austausch geben würden. „Gemeinsames Erinnern ist ein Beitrag zur Friedenssicherung. Daraus entsteht die Hoffnung, dass die Menschen aus der Vergangenheit lernen und dabei erkennen, dass Toleranz, gegenseitige Achtung und Respekt vor den Werten anderer Menschen die Leitlinien unseres Alltags sein müssen.“
 
Nachdem Propst Süssenbach, Landrat Sager und Pastor Heling das Band zur neuen Gedenkhalle durchschnitten hatten, nahmen die Anwesenden den Raum in Augenschein. An Biertischen konnte Erbsensuppe aus der Feldküche der Patenkompanie genossen werden und in der Kirche stieß die am Abend zuvor eröffnete Ausstellung „Zeitzeugen“ auf reges Interesse. (he)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen