

„Wir brauchen mehr Menschen!“
Uwe Borchers: Schulleiter der Grundschule Bad Malente-Gremsmühlen
1. Wie wichtig sind die Angebote des Kinderschutzbundes für die Bildungsinfrastruktur der Grundschule in Malente?
Borchers: Sehr wichtig, weil wir damit einen verlässlichen und kompetenten Partner in der Begleitung unserer Erziehungsarbeit bekommen. Durch sinnstiftenden Austausch kann man zielgerichtet mit den Kindern arbeiten.
2. Wie erleben Sie die Arbeit des Kinderschutzbundes vor Ort?
Borchers: Hier in der Grundschule als Träger unserer Betreuung, beziehungsweise auch der offenen Ganztagsschule drüben an der Schule an den Auewiesen.
3. Wie ordnen Sie die Bedeutung der Offenen Ganztagsschule und der Schulsozialarbeit in den schulischen Alltag ein?
Borchers: Als absolut wichtig durch die intensive Arbeit mit den Kindern aus ihrer Problemstellung heraus. Ob es nun Probleme sind in Richtung „ich fühle mich im Augenblick nicht gut“, oder aber „ich habe gerade großen Streit mit einem Freund oder einer Freundin“ - alles wird aufgenommen und bearbeitet. Manchmal kommen auch Eltern zu uns in die Sozialarbeit, um dort ihre Probleme zu schildern.
4. Wie haben sich die individuellen Problemlagen von Schülerinnen und Schülern in den letzten Jahren verändert und welche Antwort kann darauf das Aufgabenfeld Schulsozialarbeit liefern?
Borchers: Das ist ein schwieriges Thema. Die Hauptproblematik von Kindern ist in meinen Augen die für die Eltern schwieriger werdende Erziehungsarbeit. Diese liegt teilweise auch an unserer gesamtgesellschaftlichen Struktur, im Anspruch ständiger Mobilität, ständiger Arbeitsfähigkeit und auch in der zum Teil prekären Situation der Eltern, mehrere Jobs haben zu müssen, um überhaupt soviel Geld zu bekommen, dass man halbwegs gut leben kann. Das führt auch dazu, dass Erziehungsfähigkeit von Eltern zunehmend eingeschränkt wird.
5. Was könnte konkret für Eltern und für die Schülerinnen und Schüler verbessert werden?
Borchers: In unserem Team sind wir gut aufgestellt. Das bekommen wir über die Elternschaft zurückgespiegelt. Wir haben immer ein offenes Haus und man kann immer offen über eine Problemstellung sprechen. Eine Verbesserung für Kinder und Eltern kann nur von staatlicher Seite kommen. Da geht es nicht immer nur um Geld, sondern hauptsächlich um mehr Menschen.
6. Vor welchen künftigen Herausforderungen stehen die Bildungs- und Betreuungsangebote der Offenen Ganztagsschule und der Bereich Schulsozialarbeit?
Borchers: Hier kommt der Teilaspekt der Inklusion noch stärker ins Spiel, die sich ja nicht nur auf Schule bezieht, sondern auch auf Schulsozialarbeit. Das bekommen wir nur auf eine vernünftige Schiene gebracht, wenn die sogenannten „multiprofessionellen Teams“, die immer allerorten gedacht und gefordert werden ernst gemeint sind und man jedem Problem auch den entsprechenden Fachmann zur Seite stellen kann, und zwar kurzfristig.