

Rosario/Argentinien. Giniel de Villiers und der Karlshofer
Dirk von Zitzewitz haben bei der Rallye Dakar den sechsten Podiumsplatz in acht
Jahren erreicht. Bei der härtesten Rallye der Welt fuhren sie in zwölf
gewerteten Etappen und etwa 4.800 Kilometern gegen die Uhr im Hilux des Teams
Toyota Gazoo Racing SA auf den dritten Platz.
Schwindelerregende Höhen von bis zu 4.600 Meter über Normalnull im
Rallye-Tempo, Gewitterstürme mit sintflutartigem Regen, extreme Hitze,
puderartiger „Guadal“-Sand, weiche, turmhohe Dünen, gewundene Gebirgspässe und
staubige, schnelle Schotterpisten bewältigten „GdV“ und „DvZ“ nahezu fehlerfrei.
Das südafrikanisch-deutsche Duo vermochte dennoch die Vormachtstellung der
Turbodiesel-Fahrzeuge nicht zu durchbrechen, weil kleinere und größere
Rückschläge Zeit kosteten. Zwar waren sie als Dritte bestplatziertes Duo mit
einem Saugmotor-Benziner, dennoch bleibt der Diesel-Antrieb in Südamerika
ungeschlagen. Eine Ära, die sie mit ihrem Sieg anno 2009 selbst einleiteten, als
sie den ersten Triumph eines Selbstzünders mit Volkswagen feierten.
Nasser Al-Attiyah hat fünf, Stéphane Peterhansel und Jean-Paul Cottret haben
vier. Doch das erfolgreichste Duo der „Südamerika“-Dakar bleiben Giniel de
Villiers und Dirk von Zitzewitz. Kein anderes Duo kann auf mehr Top-3-Resultate
verweisen. Und seit Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz gemeinsam starten
– erstmals bei der „Dakar“ 2006 – haben sie stets das Ziel erreicht.
Die Rallye Dakar 2016 verlangte von Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz
ein Höchstmaß an Geduld und Cleverness ab. Früh stellte sich die Überlegenheit
der konkurrierenden Peugeot und X-raid-Mini heraus, die alle Etappensiege
feierten. Und das, obwohl das Team von Toyota Gazoo Racing SA den bisher besten
Hilux bei einer „Dakar“ an den Start brachten. Doch in der enormen Höhenlage der
ersten Woche des Wüstenklassikers ging früh eine halbe Stunde verloren. Ein
unnachgiebiger Wüstenbusch sorgte zudem bei der Rückkehr nach Argentinien nach
dem Ruhetag für weitere eingebüßte 20 Minuten, als „GdV“ und „DvZ“ mit allen
vier Rädern in der Luft standen und eine Befreiungsaktion starten mussten.
In den besonders harten Wüstenetappen in Argentinien schlugen die Stunden von
de Villiers/von Zitzewitz, die sich in den weichen Dünen und im Schluchtengewirr
von Fiambalá von der sechsten auf die dritte Position des Gesamtklassements
verbesserten und fortan verteidigten. Dirk von Zitzewitz gehört zu den wenigen
Co-Piloten, denen 2016 kein Navigationsfehler unterlief.
„Die Podiumsgaranten haben wieder Wort gehalten! Sechs Podiumsplätze in acht
Jahren – das kann sich sehen lassen. Dass wir bei der Rallye Dakar auf dem
Treppchen gelandet sind, versöhnt uns am Ende mit ihr. Es war eine Rallye, die
alles andere als rund für uns gelaufen ist und damit natürlich nicht so, wie wir
uns das vorgestellt hatten. In der ersten Woche war die Route zu leicht. Der
Veranstalter wollte auf große Höhe hinauf und bis nach Bolivien, der Preis dafür
war sportliche Eintönigkeit. Die Härte wurde nicht durch die Strecke bestimmt,
sondern durch die Länge der Tage. Es war also anstrengend, aber nicht
anspruchsvoll. Außer auf drei Etappen gab es ausschließlich Rallye-WM-ähnliche
Routen. Die ‚Dakar‘ sollte aber eine Wüsten-Rallye bleiben. Wir müssen zugeben,
dass wir zu Beginn von der Stärke der Peugeot überrascht waren, denn die erste
Woche hätte uns entgegenkommen müssen. Genauso überrascht waren wir dann in der
zweiten Woche, als wir in der Wüste, die den Buggys liegen sollte, Zeit und
Plätze gutgemacht haben, obwohl wir viele Plattfüße und eine Antriebswelle
tauschen mussten. Dennoch war unser Hilux ein tolles Auto, das beste, das wir je
gebaut haben. Unterm Strich sind wir zufrieden mit der ‚Dakar‘ und werden jetzt
an der Zukunft bauen“, sagte Dirk von Zitzewitz nach der Rallye Dakar 2016.
Dirk von Zitzewitz: Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren.
Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren
ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Karlshof stammende
Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer
gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene
„Dakar“. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale
Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der
Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager
spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“.
Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den
Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz
gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar
auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als
Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für
Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten –
ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2016 ging die Kombination
De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die fünfte Runde. Dazwischen liegt ein
großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen 13 Podiumsresultate, davon fünf
Siege zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz zu den erfolgreichsten
Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten. (red/mg)