Petra Remshardt

Kommunen fordern flächendeckende Geburtshilfe

Oldenburg. „Bei ersten Sondierungen gut zwei Jahre nach Schließung der Geburtenstation in der Sana Klinik Oldenburg am 1. August 2014 hat sich herausgestellt, dass alle Kommunen im Norden des Kreises Ostholstein mit der nun vorherrschenden Situation unzufrieden sind“, fasste Oldenburgs Bürgermeister Martin Voigt die Stimmung bei einem diesbezüglichen Treffen der Bürgermeister und Gleichstellungsbeauftragten von 29 Kommunen am 1. Juni im Oldenburger Rathaus zusammen.
 
Der einhelligen Meinung, dass in einem reichen Land wie Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit Geburtskliniken inklusive kinderärztlicher Versorgung gewährleistet sein muss, kommen die Amtsinhaber der Gemeinden mit Nachdruck nach. So ist ein vor den Landtagswahlen angedachter Gesprächstermin leider nicht mehr zustande gekommen, aber den Fraktionen im Kieler Landtag sind Positionspapiere zugegangen, für die von den Gemeindevertretern, die mehr als 54.000 Bürger vertreten, das Einfließen in die Koalitionsverhandlungen gefordert wird. Auch ist ein Zusammengehen mit anderen Initiativen zu diesem Thema erfolgt und bei rechtlichen Beratungen sind Ideen des Umdenkens aufgegriffen worden.
 
So definiert das Bündnis Geburtshilfe Schleswig-Holstein als Zusammenschluss von Bürgerinitiativen, Hebammen, Geburtshelfern sowie Gemeinden in seinem Positionspapier im Mai 2017 bereits in der Präambel: „Wir treten für eine selbstbestimmte Geburt ein. Würde und Respekt sind wichtige Bestandteile einer gesunden und psychologischen Geburtshilfe. Wir schätzen den medizinischen Fortschritt dort, wo Interventionen notwendig sind. Vielfach benötigt eine Geburt aber nur Zeit und einen geschützten Raum...In den letzten Jahren hat ein Zusammenbruch der flächendeckenden Versorgung stattgefunden. Wir erwarten, dass dieser Zustand geheilt wird...“. Demgegenüber betonten die Teilnehmer der Runde am Donnerstag, dass es eine beunruhigende Vorstellung ist, dass eine Gebärende aus Fehmarn im Rettungswagen (was noch keine Notarztindikation ist) auf einem Autobahnparkplatz bei Heiligenhafen entbindet. Denn es ist zu bezweifeln, dass selbst eine fortgebildete Rettungswagenbesatzung auch nur annähernd die Kenntnisse einer Hebamme besitzt.
 
Einig waren sich alle in der Erkenntnis, dass nicht planbare Leistungen wie Geburtshilfe und Notfälle für einen Krankenhausbetreiber betriebswirtschaftlich unattraktiv sind, weil er gegebenenfalls erhebliche Vorhaltekosten in Kauf nehmen muss, die er für sich genommen nicht vergütet bekommt. Da dies jedoch nicht zu Lasten der Bevölkerung in ländlichen Gebieten führen darf (in dieser Region kommen auch noch die Urlaubs- und Feriengäste hinzu), ersuchen die beteiligten Kommunen die Parteien des Schleswig-Holsteinischen Landtages, in der kommenden Legislaturperiode die derzeitige Situation entscheidend zu verbessern. (eb/red)


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