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Mit Video: Würdevolles Gedenken der Verstorbenen am Cap-Arcona-Ehrenmal

Neustadt. Zum 73. Jahrestag der Cap Arcona-Katastrophe kamen am vergangenen Donnerstag zahlreiche Menschen zum Ehrenmal am Stutthofweg, um den mehr als 7.000 Opfern der Bombardierung der Häftlingsschiffe am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht zu gedenken.
 
Generalsekretärin der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) Christine Eckel überbrachte den Anwesenden gleich zu Beginn der Veranstaltung die traurige Nachricht, dass der Niederländer und Überlebende der Katastrophe Wim Alosery am Tag zuvor in Hamburg verstorben sei. Er habe zu der Gedenkveranstaltung kommen wollen und hätte die Reise trotz seines hohen Alters von 94 Jahren auf sich genommen. Außerdem dankte sie dem Überlebenden Jewgenij Malychin aus der Ukraine für sein Kommen sowie allen Angehörigen ehemaliger Häftlinge: „Die Anwesenheit der zweiten und dritten Generation zeigt uns, welche Folgen die nationalsozialistischen Verbrechen bis heute in den Familien haben. Diese Vergangenheit ist nicht fern, die Spuren sind in den Gesellschaften Europas spürbar“. Auch Bürgervorsteher Sönke Sela mahnte eindringlich, dass das Wissen um die Leidenszeit der Opfer nicht in Vergessenheit geraten dürfe und lobte das Schülerprojekt des Küstengymnasiums, bei dem sich einige Schüler mit der Person des Häftlings Henryk Francuz (Video) beschäftigt hatten und das schulübergreifende Filmprojekt von Neustädter Schülern, dass anlässlich des Jahrestages am vergangenen Donnerstag in der Jacob-Lienau-Schule der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
 
Jewgenij Malychin erinnerte sich in bewegenden Worten an die Zeit des Krieges, seine Inhaftierung im Konzentrationslager, das brennende Schiff und das kalte Meerwasser, in dem er um sein Überleben kämpfte. Abschließend richtete auch er seinen Appell an die jüngeren Generationen: „Unsere Zeitgenossen, besonders die jüngere Generation, müssen aktiv auf die Ungerechtigkeit reagieren, nicht gleichgültig bleiben, denn alle Verbrechen werden durch unsere stillschweigende Zustimmung begangen“, so Malychin.
 
Präsident der AIN Jean-Michel Gaussot sagte: „Wachsamkeit, Mut, der unermüdliche Kampf gegen den Obskurantismus und das Aufzeigen der freiheitsfeindlichen Bestrebungen sind für jeden von uns eine ständige Pflicht“.
 
Würdevoll umrahmt wurde die Veranstaltung von der Musik der Bläser des Kirchenkreises Ostholstein unter Leitung von Andreas Brunion.
 
Die Filmvorführung des auf Initiative vom Kinder und Jugend Netzwerkes (KJN) von insgesamt 12 Schülern durchgeführten Filmprojekts „Geschichte ganz nah - die Erinnerung muss bleiben“ am Donnerstagabend fand große Resonanz. In einer anschließenden Podiumsdiskussion gingen die Anwesenden der Frage nach, wie man die Nachhaltigkeit des gedenkenden Umgangs mit dem Untergang der Cap Arcona voranbringen kann. (gm)


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