Marlies Henke

„Der beschissenste Traumberuf der Welt“ – Imme Scheits bewegendes Buch über den Alltag eines Altenpflegers

Imme Scheit studierte Politik- und Literaturwissenschaften und betreibt mit ihrem Mann die Erinnerungsplattform Yay. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern leben sie in Sibstin. Ihr erstes Buch: „Der beschissenste Traumberuf der Welt“ ist über den Buchhandel bestellbar.

Imme Scheit studierte Politik- und Literaturwissenschaften und betreibt mit ihrem Mann die Erinnerungsplattform Yay. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern leben sie in Sibstin. Ihr erstes Buch: „Der beschissenste Traumberuf der Welt“ ist über den Buchhandel bestellbar.

Bild: Marlies Henke

Neustadt in Holstein. Eigentlich hat Imme Scheit weder beruflich noch privat etwas mit Pflege zu tun. Trotzdem hat sie ein bemerkenswertes Buch darüber geschrieben. „Der beschissenste Traumberuf der Welt“ ist eine biografische Erzählung über ihren Bruder, den Altenpfleger Momme, und eine Hommage an alle, die sich der Pflege verschrieben haben. Das Buch reflektiert Mommes turbulenten Berufsalltag, seinen Weg zu sich selbst und das kostbare Gut der Zeit.

Schon früh wusste ihr Bruder, dass er in die Pflege wollte, erzählt uns Imme Scheit bei einem Treffen im Waterkant. Während der Schulzeit absolvierte er Praktika in diesem Bereich, fühlte sich dazu berufen. Doch der Traumjob stellte sich schließlich als harte Realität heraus. Dass der Beruf des Altenpflegers als wenig attraktiv gilt, ist nicht erst seit der Corona-Pandemie bekannt. Niedriger Pflegeschlüssel, überlastete Pflegekräfte, wenig Zeit für diejenigen, die es eigentlich brauchen. Der sympathische Protagonist des Buches beschreibt es so: „Altenpflege heißt: zu viel Stress, zu viel Verantwortung, zu viel von allem. Und immer fehlt es an Zeit. Dabei möchte ich den Menschen am Lebensende so viel Zeit wie möglich schenken, denn Zeit ist für sie das einzige, was noch zählt.“

Mommes Fähigkeit, trotz aller Herausforderungen, den alten Menschen mit Empathie und Hingabe zu begegnen, beeindruckt seine Schwester. „Mommes Erzählungen waren sehr berührend und teilweise auch schockierend. Ich habe ihn immer wieder ermutigt, seine Erlebnisse aufzuschreiben, aber er winkte ab und meinte: ‚Schreiben ist nicht mein Ding.‘“, berichtet Imme Scheit. Glücklicherweise liegt ihr das Schreiben im Blut. „Das ist mein größtes Hobby, mein Atem. Ich habe schon immer gern geschrieben.“ Und irgendwann wurde ihr klar: „Ich muss Mommes Geschichte aufschreiben. Ich mach das jetzt.“

Im Internet entdeckte sie die Self-Publishing-Plattform Story-One, die gerade gemeinsam mit „Thalia Bücher“ den Thalia-Storyteller-Award ausgeschrieben hatte. In nur vier Monaten entstand das Buch, den Award gewinnt Imme Scheit in der Kategorie „Best Story“.

Bewegender Moment: Imme Scheit und ihr Bruder Momme halten Ende März zum ersten Mal das Buch in den Händen.

„Der beschissenste Traumberuf der Welt“ richtet sich nicht nur an Pflegekräfte und Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen. „Wir möchten mit dem Buch auch Orientierung für junge Menschen auf der Suche nach einem erfüllenden Lebensweg geben“, so Imme Scheit. Und das scheint bereits zu klappen. So erscheint demnächst ein Porträt von Scheits Bruder in dem Fachmagazin „Altenpflege“. Und in Kooperation mit einer Schule und einer Buchhandlung soll ein Berufsabend organisiert werden, bei dem junge Menschen die Gelegenheit bekommen, mehr über die Herausforderungen der Pflegeberufe zu erfahren.

Was müsste denn eigentlich geschehen, um den Beruf wieder attraktiver zu machen, fragen wir die Debütautorin am Ende unseres Gesprächs. Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, die Gehälter höher ausfallen, genauso wie die gesellschaftliche Wertschätzung, meint Imme Scheit und betont: „Menschen, die soziale Berufe ergreifen, tun dies doch aus dem Wunsch heraus, zu helfen – das ist ein Zeichen von sehr großer menschlicher Stärke. Diese Bereitschaft zu fördern, sollte oberste Priorität haben.“ (he)

 


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