Marlies Henke

„Wir wollen die touristische Attraktivität erhalten“ Kellenhusen begrüßte das neue Jahr

Kellenhusen. Traditionell begann der Neujahrsempfang mit einer Andacht und endete mit Kartoffelsalat und Würstchen. Zwischen geistiger Nahrung und leiblichem Wohl gestaltete sich der Sonntagvormittag im Kursaal mit Rückblicken und Perspektiven, Musik und Gesprächen als kurzweilige Zusammenkunft für die Bürger der Gemeinde.
 
Angesichts des im Januar üblichen Blicks auf die Vorhaben im neuen Jahr, veranschaulichte Pastor Burkhard Kiersch mit dem Brief des Jakobus, dass nicht jeder Plan gelingt. Dazu ließ er die Gemeinde an seiner Wiederentdeckung des Kürzels s.c.j. teilhaben. Dieses „sub conditione Jacobaea“ bedeutet, dass die Zukunft dem Willen Gottes unterliegt. „s.c.j ist ein wunderbares Vorzeichen für das neue Jahr. Ich kann darauf vertrauen, dass Gott einen guten Plan für mein Leben hat. Und meine Enttäuschung, wenn etwas nicht so klappt oder ganz anders kommt, muss dann nicht allzu groß sein, denn ich kann alles in einem größeren Zusammenhang sehen“, so der Pastor.
 
Das Motto „unverhofft kommt oft“ stellte dann auch Bürgermeister Carsten Nebel seiner Ansprache zur Ortsentwicklung voran. Dauerbrenner bleibe die Waldstraße. Ende 2015 sei hierzu ein externer Sachverständiger beauftragt worden, um eine Bewertung abzugeben, gab Nebel bekannt. „Ich hoffe, dass wir Ende dieses Jahres zu einem endgültigen Ergebnis kommen.“ Auch das Projekt Kreisel werde weiterhin Bestandteil der Neugestaltung am Ortseingang bleiben, genauso wie die Erschaffung von gewerblichen Flächen, bezahlbarem Wohnraum und Parkraum. Gästezentrum, Feriendorf sowie die gemeindeeigene Kaiserhoffläche zu gestalten - diese drei Punkte gelte es langfristig umzusetzen, betonte Nebel. Auch habe die Gemeindevertretung im Dezember eine weitreichende Entscheidung getroffen: „Wir haben über den gesamten innerörtlichen Bereich eine Veränderungssperre gelegt. Die Gemeindevertreter haben sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber den Abriss von so vielen Häusern können wir nicht weiter unkontrolliert zulassen“, erklärte der Bürgermeister.
 
Im Rahmen dieser Veränderungssperre kann die Gemeinde unabhängig von gültigen Bebauungsplänen in jedem Einzelfall entscheiden, ob sie mit dem geplanten Gebäude einverstanden ist. So kann zum Beispiel dafür gesorgt werden, dass in bestimmten Lagen Ladenflächen oder Wohnungen zur festen Vermietung geschaffen werden. „Wir wollen nicht verhindern, aber wir wollen Einfluss auf die Gestaltung unseres Ortskerns nehmen und die touristische Attraktivität unseres Ortes erhalten und steigern“, sagte Nebel.
 
Als ein weiteres großes Thema führte der Bürgermeister das Thema Asylbewerber und Flüchtlinge an. „Das ist zeitlich gesehen ein sehr starker Faktor. Wir brauchen weiterhin ehrenamtliche Verstärkung und Wohnungen, Zimmer oder Häuser,“ appellierte Nebel. Die Bereitschaft der Kellenhusener, zu helfen, bezeichnete er als toll und unentbehrlich: „Das zeigt sich nicht nur in der Situation Flüchtlingsaufnahme, sondern auch im täglichen gesellschaftlichen Leben des Ortes. Feuerwehr, Sportverein, DRK, AWO, Seniorenbeirat, Jugendbeirat und einige mehr setzen sich für den Ort ein.“ Als schwieriges Thema führte Nebel das geplante Gästezentrum an: „Es wird schon seit vielen Jahren entwickelt, informiert und gesprochen, aber die Landesregierung macht es uns nicht leicht.“ Auch Touristikleiterin Eva Krüger sagte: „Wir wissen nicht, wie es weitergeht.“ Zunächst wolle man den alten Kursaal mit neuen Stühlen und Tischen aufhübschen.
 
„Tourismus ist wie ein Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt.“ Mit diesem Slogan begann Eva Krüger ihren Vortrag, in dem sie die touristische Zukunft des Ostseebades in den Fokus stellte. Neue Urlaubsangebote solle es darin geben, Bewährtes solle etwas umgestrickt werden. So finden die Plattfischtage unter dem neuen Namen Fischertage statt. Außerdem sind wieder Grusel-Musel-Tage geplant sowie erstmalig die Kellenhusener Glückstage. Um Außenwirkung und Werbeauftritt zu vereinheitlichen, wird ein Plakat- und Flyer-Service für Vermieter angeboten. Außerdem soll der Wald mit dem Eichenwanderweg wieder attraktiver werden und nach einem Maskottchen für Kellenhusen gesucht werden.
 
Die Tourismusleiterin, die im vergangenen Jahr wegen einer Erkrankung von Martin Riedel vertreten werden musste, richtete sich abschließend mit einem persönlichen Anliegen an die Besucher: „2015 war für mich und meine Familie kein einfaches Jahr. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie zu mir gestanden haben, und ich hoffe, dass ich nun beweisen kann, dass sich ihre Unterstützung gelohnt hat, indem ich in diesem Jahr durchstarte.“ (he)


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