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Simon Krüger

Fit dank Gaming: Videospiele als Therapieansatz für Senioren

Eine Klinik in Hamburg setzt auf einen neuen Therapieansatz: Videospiele für Senioren. Die koordinativen Spielprozesse sollen ältere Menschen im Alltag fitter halten können, so die Theorie des neuen Therapieansatzes. Doch ist diese Idee nur Theorie oder lässt sich das "virtuelle Sportgerät" effizient einsetzen?
 
Die Digitalisierung hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass weit mehr Menschen als früher am Bildschirm sitzen - sei es vor dem Computer oder Fernseher. Neben den vielen Vorteilen der Digitalisierung befürchten viele, dass Leute, die leidenschaftlich gerne spielen, in ihrer sozialen Isolierung vereinsamen. Jedoch hat sich herauskristallisiert, dass zahlreiche Spieler über das Netz neue Kontakte aufbauen, sich in ihrer Community austauschen und dadurch ihr Wohlbefinden verbessern.
 
Auch für Senioren, die oftmals viele Stunden allein in ihren eigenen vier Wänden verbringen, stellt Gaming eine Möglichkeit dar, der Einsamkeit auf diesem Weg zu entrinnen. Aber nicht nur das: Es eignet sich für ältere Menschen auch perfekt als Gedächtnistraining. Diesen Ansatz macht sich die Helios ENDO-Klinik nun zunutze.
 
Helios ENDO-Klinik möchte neue Maßstäbe setzen
Hinter dem Therapieansatz der Hamburger Klinik stehen folgende Erkenntnisse: Gaming stellt Spieler vor immer neue Herausforderungen. Es fördert erwiesenermaßen unsere Gedächtnisleistung. Darüber hinaus machen Computerspiele Spaß und bieten vielfältige Abwechslung. Neurowissenschaftler haben herausgefunden:
 
Der Hippocampus ist einer der wenigen Körperbereiche, in dem ein Leben lang neue Nervenzellen gebildet werden können - erforderlich ist dafür ausschließlich, ihn durch Reize regelmäßig zu stimulieren.
 
Versuche an Tieren zeigten auf: Sie werden besser mit altersbedingten Gedächtnisproblemen fertig, wenn ein Gehirntraining in Form von Erlebnissen stattfindet. Auch unser Hippocampus kann sich individuell an Herausforderungen anpassen. Er unterliegt einer stetigen Veränderung, die sich auf unsere persönlichen Erfahrungen begründet. So setzt man beispielsweise durch Lernen frische Reize. Infolgedessen verändert sich das neuronale Netz, denn es bilden sich zwischen den Nervenzellen neue Verbindungen.
 
Geplant ist die Integration von Videospielen in das Reha-Programm für ältere Patienten in der Hamburger Klinik. Zurzeit läuft das sogenannte "Golden Gaming", das Erkenntnisse über den Einsatz von Computerspielen zu Behandlungszwecken bringen soll. Seit dem Sommer können Patienten das Spielangebot als Freizeitaktivität nutzen. Der Leiter des Gaming-Centers äußerte sich wie folgt zum Therapieansatz:
 
"Man merkt automatisch, dass, wenn man sich mit Computerspielen beschäftigt, man geistig gefordert wird. Diese Forderung kommt automatisch zu einer Förderung. Also ich beschäftigte mich wieder aktiv und sitze nicht nur da und lass mich berieseln."
 
Gehirntraining an PC und Konsole
Sowohl Kernspin-Untersuchungen des Gehirns als auch kognitive Tests bestätigen, dass sich PC- und Konsolen-Spiele positiv auf die Hirnstruktur auswirken. Sie fordern Senioren heraus, zudem lassen sich mit ihnen - zumindest im Gehirn - die Folgen von mangelnder Bewegung kompensieren. Dass körperliche Aktivität unter anderem zur Vorbeugung sowie Behandlung von Patienten, die an Demenz leiden, hilfreich sein kann, ist seit Längerem bekannt.
 
Der positive Effekt von Video- und Computerspielen auf unsere Hirnstruktur ist ähnlich - auch wenn sich Betroffene nur selten bewegen: Sie tragen gleichfalls zu einer Vergrößerung des Hippocampus bei. Eine wichtige Grundbasis ist die Entwicklung einer dreidimensionalen Vorstellung des Spielers, wozu ein virtueller Raum erforderlich ist. Die Auswahl an Spielen jeder Art ist riesengroß und hält für jeden Geschmack das Passende bereit.
 
Interessant für Senioren können auch strategische Spiele wie Poker oder Blackjack der zahlreichen Casino Anbieter sein. Denn diese fördern gezielt das Erinnerungsvermögen und eignen sich bestens zum Trainieren des vorausschauenden Denkens. Ihre Beliebtheit stieg in den letzten Jahren stark an. Ein Grund dafür ist, dass man Spielcasino-Atmosphäre bequem von zu Hause aus genießen kann.
 
Bewegungsspiele bieten zusätzlichen Anreiz
Fakt ist: Der Hippocampus und im gleichen Atemzug die Leistungsfähigkeit unseres Gedächtnisses wachsen durch Bewegung - ob diese in virtueller oder echter Form erfolgt, spielt keine Rolle. In Hessen kommt seit etwa zwei Jahren eine therapeutische Spielkonsole im Altenpflegealltag zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein speziell kreiertes, digitales Spielsystem für Pflegeeinrichtungen. Es beinhaltet Tanzen, Kegeln, Postbote, Tischtennis, Singen sowie Sonntagsfahrt mit dem Motorrad.
 
Bei der sogenannten MemoreBox erfolgen die Befehlseingabe und die Steuerung durch Körperhaltungen sowie Gesten. Sie tragen zur Förderung der geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Nutzer bei. Es handelt sich bei dem Gerät um keine handelsübliche Spielkonsole. Vielmehr gilt es als hochspezialisiertes Bewegungsspiel inklusive therapeutisch abgestimmten Übungen für Senioren. Sowohl präventive als auch rehabilitative und therapeutische Elemente sind in die Spiele integriert. Sie tragen ausnahmslos zur Steigerung unserer Gedächtnisleistung bei.
 
Gaming und Gesundheit verstehen sich besser als gedacht
Unter einem typischen Gamer stellen wir uns in der Regel Folgendes vor: Er sitzt nächtelang am Bildschirm, hält sich mit Energy-Drinks wach, isst dabei Fast Food und tagsüber steht keine Bewegung, sondern Schlaf an. Es geht aber auch anders, und zwar so, dass Gaming und Gesundheit durchaus miteinander harmonisieren. Immer mehr professionelle eSportler machen es uns vor.
 
Eine eSport-Studie aus dem Jahr 2020 hat folgendes Ergebnis erbracht: Ein 90-prozentiger Anteil der befragten Gamer bewegt sich ausreichend. Ein Jahr zuvor waren es nur knapp 50 Prozent, d.h., es ist eine durchaus erfreuliche Entwicklung zu verzeichnen. Professor Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln nennt folgenden Grund für die markante Steigerung:
 
"Das liegt unter anderem an der Aufklärung, der besseren Führung und der besseren Information, die in der Branche wirklich Platz und Raum gefunden haben."
 
Bei Profis sei es mittlerweile gang und gäbe, feste Ziele in Sachen körperliche Fitness zu verfolgen. Seiner Meinung nach haben sie eine Vorbildfunktion, die mit einer Signalwirkung für Amateure einhergeht - auch im Bereich des eSports.


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