Seitenlogo
Simon Krüger

Soziale Medien - Was sind die aktuellen Plattformen und Gefahren für Jugendliche

Jugendarbeit nimmt bei der Sozialisierung von Heranwachsenden eine wichtige Rolle ein. Doch in den Generationen der Digital Natives haben soziale Medien einen ebenfalls gewichtigen Einfluss auf den Sozialisationsprozess. Dennoch sind die Jugendlichen nicht immer auf die Gefahren, die durch den Gebrauch von Social-Media entstehen können, vorbereitet. Aufklärung ist deshalb elementar. Diese sollte nicht erst starten, wenn ein Problemfall in der eigenen Gruppe aufgetreten ist. Doch wo beginnen, wenn man selbst nicht besonders affin für soziale Medien ist?

 

Welche Plattformen sind aktuell beliebt
Für viele, kann es schwierig sein, in der schnelllebigen Internetgesellschaft mitzuhalten. War vor zehn Jahren noch Facebook der Ranglistenführer bei Statistiken über die meistgenutzte Social-Media-Plattform, hat sich der Trend gedreht. Laut der ARD/ZDF Onlinestudie 2023 nutzen nur noch 34 Prozent der zwischen 14- und 29-jährigen Facebook einmal in der Woche. Das reicht gerade einmal für den vierten Platz. Damit Ihr aber wisst, auf welchen Plattformen eure Jugendlichen unterwegs sind, folgt eine kurze Einführung in die gängigsten Dienste:

  • Snapchat: Bekannt für seine Story-Funktion. Wer hier etwa ein Foto oder ein Video hochlädt, der weiß, dass dies nicht für die Ewigkeit hochgeladen wurde. Nach etwa zehn Sekunden verschwindet ein hochgeladener "Snap" schon wieder. Wenn der Snap aber zu einer persönlichen Story hinzugefügt wurde, dann bleibt der Inhalt 24 Stunden sichtbar.
  • Instagram: Die bei Jugendlichen beliebteste Plattform. Wer sich hier ein Konto erstellt, legt den Fokus auf das Erstellen, Teilen und Verfolgen von Fotos und Videos. Diese können mit Hashtags versehen werden, um so stärker aufzufallen. Besonders die vielen Filter und Bearbeitungsprogramme sind hier beliebt. Erlaubt ebenfalls die Story-Funktion.
  • TikTok: Der Schwerpunkt bei TikTok ist das Erstellen und Teilen von kurzen Videos. Diese dauern in der Regel nur ein paar Sekunden. Es sind aber bis zu zehn Minuten lange Videos möglich. Das einfache Hinzufügen von Musik über die Apple Music Library und das Vernetzen und Kombinieren von Videos macht hier den Reiz aus.
  • Twitch: Auf Twitch steht das Live-Streamen von Videos und die gemeinsame Kommunikation über den Chat im Fokus. Ursprünglich für die Übertragung von Videospielen und E-Sport konzipiert, wird mittlerweile auch für das Übertragen vieler weiterer Inhalte verwendet.
  • Pinterest: Hier wird eine eigene Pinnwand angelegt, auf der Bilder, aber auch Videos geteilt werden können. Die eigene Pinnwand kann dazu genutzt werden, Ideen zu sammeln etwa für Kochrezepte oder für Beauty-Tipps.
  • YouTube: YouTube ist zwar keine klassische Social-Media-Plattform, allerdings tauschen sich auch hier viele Jugendliche in der Kommentarfunktion unter den Videos aus. Es ist ebenfalls eine bedeutende Plattform beim Live-Streamen von Inhalten.

 

Digitale Medien als Sozialräume
Die Bedeutung von digitalen Medien für Teenager sollte also nicht unterschätzt werden. Das Smartphone und der Computer sind für viele eine Möglichkeit, in Kontakt mit ihren Freunden zu treten. Gleichzeitig kann man sich dort direkt zu Online-Inhalten austauschen, zusammen Spiele spielen oder einfach abhängen. Die Online-Welt ist zu einem bedeutenden sozialen Raum geworden. Das bietet einige Vorteile. Bei einem Umzug ist nicht automatisch die ganze Peer-Group verschwunden, denn den Kontakt über soziale Medien zu halten fällt deutlich leichter. Ebenso können Social-Media-Plattformen positive Effekte auf die Kreativität haben, wenn die Jugendlichen gemeinsam Inhalte für beispielsweise Instagram erstellen. Wer dort nicht partizipiert, ist andererseits schnell ausgeschlossen. Jugendliche, die hier einen Trend verpassen, haben keine Möglichkeit mitzureden. Ihnen fehlt damit nicht nur der Zugang zu diesem Sozialraum, auch in Schule und Freizeit können sie so isoliert werden. Das kann sogar bis zu gezieltem Mobbing gehen, insbesondere wenn aufgrund ökonomischer Faktoren oder "spießiger" Eltern der Zugang zu einem Smartphone fehlt.

 

Die Gefahr Cybermobbing
Mobbing in der Offline-Welt ist schlimm genug, doch besteht für das Kind meist zumindest die Möglichkeit in sichere Räume zu fliehen. Bei Cybermobbing ist das aufgrund der permanenten Verfügbarkeit von sozialen Medien anders. Dem Mobbing zu entkommen quasi unmöglich. Egal wo das Opfer sich aufhält, egal wie viel Uhr es ist, Belästigungen können immer zugeschickt werden. Daneben ist es auf vielen Plattformen relativ leicht, sich ein anonymes Konto zu eröffnen. So sinkt die Hemmschwelle zum Täter zu werden, da man sich sicher fühlt. Durch das Bearbeiten von Bildern oder Videos des Opfers ist es so einfach möglich, Inhalte zu erstellen, die die Person herabsetzen. Die Folgen von Cybermobbing sind ähnlich zu Offline-Mobbing. Betroffene leiden an Isolation und nicht selten wird das Selbstwertgefühl stark geschädigt. Psychische Probleme wie Angstzustände, Panikattacken, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten oder Depressionen, im schlimmsten Fall sogar Selbstmordgedanken, können das Ergebnis von Cybermobbingattacken sein. Aber auch körperliche Probleme wie Kopfschmerzen, Magenprobleme und Herzrasen können durch den Stress von solchen gezielten Belästigungen ausgelöst werden. Doch was tun, wenn ein Fall von Cybermobbing in der eigenen Gruppe auftritt? Ein erster Rat kann sein, dass der Betroffene belästigende Kommentare und Nachrichten dem Social-Media-Portal melden soll und die Absender blockiert werden. Viele Dienste haben die Möglichkeit des Shadowban, also das Blockieren eines Kontos, ohne dass dem Besitzer angezeigt wird, dass er blockiert ist. Er kann weiter Bilder und Videos kommentieren oder Nachrichten verschicken, allerdings werden diese Inhalte für alle anderen verborgen.

 

Auch für die Täter in der eignen Gruppe kann es Konsequenzen geben. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Oft ist den Jugendlichen gar nicht bewusst, dass sie rechtliche Grenzen überschreiten, wenn sie Fotos von anderen bearbeiten. Das Recht am eigenen Bild ist aber aus gutem Grund geschützt. Wer etwa heimlich Bilder oder Aufnahmen seines Opfers anfertigt und diese hochlädt oder bearbeitet, verstößt gegen die Datenschutzgrundverordnung. Doch leider sind heimliche Aufnahmen von Jugendlichen häufig in Gruppenchats zu finden. Dort wird sich dann über die Opfer lustig gemacht. Um diese Situation zu vermeiden, ist es wichtig, sich selbst und eure Jugendlichen über die Gefahr Cybermobbing aufzuklären und zu sensibilisieren. Durch Rollenspiele oder durch von Beratungsstellen durchgeführte Maßnahmen kann so präventiv gearbeitet werden.

 

Cyber-Grooming und -stalking
Doch Gefahren müssen nicht nur von gleichaltrigem Ausgehen. Dass man im Internet auf jemanden trifft, der nicht ist, wer er zu sein scheint, kann täglich passieren. Durch die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz, etwa bei Bild- oder Ton-Generierung, ist es mittlerweile unglaublich einfach sich eine Fake-Identität zusammenzubauen. Gerade im Bereich Pädokriminalität nutzen Verbrecher diese Taktiken, um unwissende Kinder in die Falle zu locken. Es wird vorgespielt, man sei ein ungefähr gleichaltriger Gesprächspartner und schmeichelt dem Opfer. Nach und nach, teils über Monate, versucht der Täter so das Vertrauen zu erlangen. Im Laufe der Zeit sammeln sie mehr und mehr Informationen über das Kind. Sie versuchen sich in den Alltag einzubauen und eine emotionale Stütze zu sein. Das Perfide ist, dass sie im nächsten Schritt das Opfer dazu bringen wollen, sexuelle Inhalte zu verschicken, wie etwa Nacktfotos. Die Opfer sind dem Täter nun meist so hörig, dass sie diesen Bitten nachkommen. Danach werden sie mit diesen Informationen oder Inhalten erpresst und sind dem Täter ausgeliefert. Täter, die diesem Muster folgen, begehen sogenanntes Cyber-Grooming.

 

Oft geht mit dieser Straftat Cyberstalking einher. Dabei werden die Opfer online ausgespäht und ihre Aktivitäten verfolgt. Unerwünschte Kontaktaufnahme ist noch das Harmloseste dabei. Schnell geht es in die Bereiche Belästigungen und Bedrohungen über. Selbst Blockieren und Melden hilft hier oft nichts, da die meisten Konten Fakes sind. Auch in diesen beiden Fällen ist Sensibilisierung das beste Mittel der Präventivarbeit für die Jugendlichen. Wer von Fremden angeschrieben wird, die keine gemeinsamen Kontakte mit einem selbst haben, sollte sofort hellhörig werden. Vor Gefahren, durch das Versenden von persönlichen Informationen oder gar sexuellen Inhalten, sollte gewarnt werden. Für den Fall, dass ein Kind Opfer eines solchen Täters geworden ist, ist es ebenso wichtig, offen mit dem Kind zu sprechen und ihm zu vermitteln, dass es keine Schuld trifft. Außerdem ist es notwendig, die Behörden einzuschalten, um die Sicherheit des Opfers zu gewährleisten. Selbstverständlich gibt es noch weitere Probleme im Bereich soziale Medien wie Vereinsamung, Fake News, Suchtgefahr und Phishing. Als Beschäftigter in der Jugendarbeit ist es unabdingbar, sich mit der Lebensrealität der Jugendlichen auseinanderzusetzen und sich stets weiter zu schulen.


UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen