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www.Haus-Seestrasse.deSchüler der Emmi-Bonhoeffer-Schule sprechen über lebendige Erinnerungskultur:
Ministerpräsident Daniel Günther besucht Gedenkstätte in Ahrensbök
Ahrensbök.
Wie funktioniert leben-
dige Erinnerungskultur 80 Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkriegs? Diese
Frage stellten die Schülerinnen und
Schüler des 12. Jahrgangs der Em-
mi-Bonhoeffer- Schule Pönitz als
Einstieg in die Gesprächsrunde mit
Ministerpräsident Daniel Günther
(CDU) in der Gedenkstätte Ahrens-
bök am vergangenen Donnerstag,
dem 8. Mai, 80 Jahre nach der Kapi-
tulation der Wehrmacht und des da-
mit einhergehenden Endes des Zwei-
ten Weltkrieges.
Es gibt untypisch wenige Reden bei
diesem Besuch des Ministerpräsiden-
ten: Monika Metzner-Zinßsmeister,
Mitbegründerin der Gedenkstätte
Ahrensbök, erzählt von den Anfängen
der hiesigen Gedenkstättenarbeit,
von der Gruppe 33 (einem Ahrens-
böker Arbeitskreis für Zeitgeschich-
te), die an die Grausamkeiten der
Nazi-Zeit vor der eigenen Haustür
erinnern wollte, und von den ehren-
amtlichen Mitarbeitenden, die dafür
sorgten, dass in dem Gebäude des
ehemaligen frühen Konzentrationsla-
gers ein außerschulischer Lernort ent-
stand. „Viele von uns haben damals
überhaupt zum ersten Mal von den
Todesmärschen gehört“, sagt Metz-
ner-Zinßmeister.
Nicht zuletzt Dank dem Engagement
von ihr und den meist ehrenamtli-
chen Mitarbeitenden der Gedenk-
stätte Ahrensbök gibt es heute mehr
Aufklärung über dieses dunkle Kapi-
tel der Ostholsteinischen Geschichte.
Ministerpräsident Daniel Günther
bedankt sich für ihre Arbeit und be-
tont, wie wichtig das Erinnern auch
80 Jahre nach Kriegsende ist, wäh-
rend es wieder Krieg in Europa gibt:
„Demokratie lebt nur, wenn die breite
Masse der Menschen die Demokratie
mittragen.“
Danach ist auch schon genug gesagt,
denn die nächste Generation derer,
die die Demokratie mittragen sollen,
wartet bereits im ersten Stock der Ge-
denkstätte: Schülerinnen und Schüler
der 12. Klasse der Emmi-Bonhoef-
fer-Schule Pönitz, die den Namen
seit nicht einmal einem Jahr trägt. Die
Widerstandskämpferin Emmi Bon-
hoeffer setzte sich ihr Leben lang für
Demokratie und gegen das Vergessen
der deutschen Verbrechen während
der Zeit des Nationalsozialismus ein.
Der Schulname wurde in einem de-
mokratischen Prozess beschlossen,
die Schülerschaft wollte ein Zeichen
gegen Rassismus, Antisemitismus und
Fremdenfeindlichkeit setzen, gerade
in einer Zeit, in der eine rechte Partei
in Deutschland auf dem Vormarsch
ist.
Das alles erzählt die 18-jährige Emma
Marit Dreckmann Ministerpräsident
Günther, während sie ihn durch die
Gedenkstätte führt.
Genau wie ihre Mitschüler ist Emma
ein bisschen nervös – gar nicht mal,
weil sie den Ministerpräsidenten tref-
fen, sondern vor allem weil mehre-
re Fernsehkameras auf sie gerichtet
sind, sobald Günther in der Nähe
ist. Doch die Zwölftklässler sind gut
vorbereitet, sie wollen erzählen, was
sie sich über Erinnerungskultur er-
arbeitet und was sie gelernt haben.
Und Daniel Günther hört zu. Sie be-
richten von der Schulumbenennung,
ihrer Erinnerungsarbeit und einem
Schüleraustausch nach Polen, der
die Deutsch-Polnische Freundschaft
stärken sollte. „In Polen wird der 8.
Mai nicht als Tag der Befreiung wahr-
genommen, das Nazi-Regime wur-
de lediglich von der Herrschaft der
Sowjetunion abgelöst“, erzählt der
19-jährige Aleks Chabiniak.
Der Austausch mit den polnischen
Schülern sei spannend gewesen, ei-
nige Kontakte sind bis heute beste-
hen geblieben. „Dadurch, dass wir
gemeinsam in Auschwitz waren und
auch hier in der Gedenkstätte in Ah-
rensbök, ist dieses Thema für uns viel
emotionaler geworden, als es im Ge-
schichtsunterricht je hätte sein kön-
nen“, findet Benito Kreutzfeld (18).
In der Gesprächsrunde mit dem Mi-
nisterpräsidenten kristallisieren sich
drei Punkte heraus, die für lebendige
Erinnerungskultur unverzichtbar sind:
Erstens müssen Orte der Erinnerung
erhalten bleiben, um Aufmerksam-
keit auf Themen zu lenken und das
Geschehene real erscheinen zu las-
sen. Zweitens braucht es persönli-
che Geschichten, um das Interesse
zu wecken. „Ich durfte meine Oma
noch kennenlernen, sie konnte mir
vieles selbst erzählen“, sagt Emma.
Die Generationen nach ihnen wer-
den niemanden mehr haben, den sie
fragen können. „Man lernt auch für
die Generationen danach, weil man
das Wissen weitergeben kann“, sagt
Philine Jahns (19). Der Dritte Punkt
ist die Regionalität: Was ist hier bei
uns vor Ort passiert? „Der National-
sozialismus ist nichts Anonymes, was
irgendwo anders passiert ist, sondern
überall, an ganz vielen Orten“, sagt
Daniel Günther. Er will wissen, wie
die jungen Menschen besser erreicht
werden können, wie der Rechtsruck
bei Jugendlichen aufgefangen werden
kann.
Die Antwort der Schüler: Mehr Auf-
klärung. Auf Social Media, aber vor
allem früher im Geschichtsunterricht.
„Es reicht nicht, in der neunten Klas-
se mit der NS-Zeit anzufangen, da
ist die Meinungsbildung bei vielen
schon weit fortgeschritten, wir müs-
sen früher darüber lernen“, findet
Emma. Benito ergänzt: „Gerade für
diejenigen, die nach der neunten
Klasse die Schule verlassen, bleibt
nicht genug Zeit, sich ausführlich mit
dem Thema auseinanderzusetzen.“
Und Geschichte sollte nahbar wer-
den: Im Geschichtsunterricht lernen
die Jugendlichen oft sehr allgemein
über den Zweiten Weltkrieg und den
Holocaust, aber abstrakte Bücher
reichen oft nicht aus, um ein tieferes
Interesse zu wecken. Es braucht Besu-
che in Gedenkstätten wie Ahrensbök,
um zu verstehen, dass all die Schre-
cken, über die man in Geschichtsbü-
chern liest, real waren.
Im Anschluss an die Gesprächsrunde
gedachten die Anwesenden, darunter
auch Landrat Timo Gaarz, Kreisprä-
sidentin Petra Kirner, Ahrensböks
Bürgermeister Andreas Zimmermann
und Bürgervorsteherin Karin Beythien
bei einer Kranzniederlegung vor der
Gedenkstätte den Opfern der Natio-
nalsozialistischen Gewaltherrschaft.
(hr/rk)
Ministerpräsident Daniel Günther im Gespräch mit den Schülerinnen
und Schülern der Emmi-Bonhoeffer-Schule aus Pönitz.
Monika Metzner-Zinßmeister (Gründungsmitglied der Gedenkstätte
Ahrensbök) im Gespräch mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
Bei der Kranzniederlegung gedachten die Anwesenden der Opfer
der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
(Fotos: Kleinschmidt (1), Rüder (2))