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20-2025

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Schüler der Emmi-Bonhoeffer-Schule sprechen über lebendige Erinnerungskultur:

Ministerpräsident Daniel Günther besucht Gedenkstätte in Ahrensbök

Ahrensbök.

Wie funktioniert leben-

dige Erinnerungskultur 80 Jahre nach

Ende des Zweiten Weltkriegs? Diese

Frage stellten die Schülerinnen und

Schüler des 12. Jahrgangs der Em-

mi-Bonhoeffer- Schule Pönitz als

Einstieg in die Gesprächsrunde mit

Ministerpräsident Daniel Günther

(CDU) in der Gedenkstätte Ahrens-

bök am vergangenen Donnerstag,

dem 8. Mai, 80 Jahre nach der Kapi-

tulation der Wehrmacht und des da-

mit einhergehenden Endes des Zwei-

ten Weltkrieges.

Es gibt untypisch wenige Reden bei

diesem Besuch des Ministerpräsiden-

ten: Monika Metzner-Zinßsmeister,

Mitbegründerin der Gedenkstätte

Ahrensbök, erzählt von den Anfängen

der hiesigen Gedenkstättenarbeit,

von der Gruppe 33 (einem Ahrens-

böker Arbeitskreis für Zeitgeschich-

te), die an die Grausamkeiten der

Nazi-Zeit vor der eigenen Haustür

erinnern wollte, und von den ehren-

amtlichen Mitarbeitenden, die dafür

sorgten, dass in dem Gebäude des

ehemaligen frühen Konzentrationsla-

gers ein außerschulischer Lernort ent-

stand. „Viele von uns haben damals

überhaupt zum ersten Mal von den

Todesmärschen gehört“, sagt Metz-

ner-Zinßmeister.

Nicht zuletzt Dank dem Engagement

von ihr und den meist ehrenamtli-

chen Mitarbeitenden der Gedenk-

stätte Ahrensbök gibt es heute mehr

Aufklärung über dieses dunkle Kapi-

tel der Ostholsteinischen Geschichte.

Ministerpräsident Daniel Günther

bedankt sich für ihre Arbeit und be-

tont, wie wichtig das Erinnern auch

80 Jahre nach Kriegsende ist, wäh-

rend es wieder Krieg in Europa gibt:

„Demokratie lebt nur, wenn die breite

Masse der Menschen die Demokratie

mittragen.“

Danach ist auch schon genug gesagt,

denn die nächste Generation derer,

die die Demokratie mittragen sollen,

wartet bereits im ersten Stock der Ge-

denkstätte: Schülerinnen und Schüler

der 12. Klasse der Emmi-Bonhoef-

fer-Schule Pönitz, die den Namen

seit nicht einmal einem Jahr trägt. Die

Widerstandskämpferin Emmi Bon-

hoeffer setzte sich ihr Leben lang für

Demokratie und gegen das Vergessen

der deutschen Verbrechen während

der Zeit des Nationalsozialismus ein.

Der Schulname wurde in einem de-

mokratischen Prozess beschlossen,

die Schülerschaft wollte ein Zeichen

gegen Rassismus, Antisemitismus und

Fremdenfeindlichkeit setzen, gerade

in einer Zeit, in der eine rechte Partei

in Deutschland auf dem Vormarsch

ist.

Das alles erzählt die 18-jährige Emma

Marit Dreckmann Ministerpräsident

Günther, während sie ihn durch die

Gedenkstätte führt.

Genau wie ihre Mitschüler ist Emma

ein bisschen nervös – gar nicht mal,

weil sie den Ministerpräsidenten tref-

fen, sondern vor allem weil mehre-

re Fernsehkameras auf sie gerichtet

sind, sobald Günther in der Nähe

ist. Doch die Zwölftklässler sind gut

vorbereitet, sie wollen erzählen, was

sie sich über Erinnerungskultur er-

arbeitet und was sie gelernt haben.

Und Daniel Günther hört zu. Sie be-

richten von der Schulumbenennung,

ihrer Erinnerungsarbeit und einem

Schüleraustausch nach Polen, der

die Deutsch-Polnische Freundschaft

stärken sollte. „In Polen wird der 8.

Mai nicht als Tag der Befreiung wahr-

genommen, das Nazi-Regime wur-

de lediglich von der Herrschaft der

Sowjetunion abgelöst“, erzählt der

19-jährige Aleks Chabiniak.

Der Austausch mit den polnischen

Schülern sei spannend gewesen, ei-

nige Kontakte sind bis heute beste-

hen geblieben. „Dadurch, dass wir

gemeinsam in Auschwitz waren und

auch hier in der Gedenkstätte in Ah-

rensbök, ist dieses Thema für uns viel

emotionaler geworden, als es im Ge-

schichtsunterricht je hätte sein kön-

nen“, findet Benito Kreutzfeld (18).

In der Gesprächsrunde mit dem Mi-

nisterpräsidenten kristallisieren sich

drei Punkte heraus, die für lebendige

Erinnerungskultur unverzichtbar sind:

Erstens müssen Orte der Erinnerung

erhalten bleiben, um Aufmerksam-

keit auf Themen zu lenken und das

Geschehene real erscheinen zu las-

sen. Zweitens braucht es persönli-

che Geschichten, um das Interesse

zu wecken. „Ich durfte meine Oma

noch kennenlernen, sie konnte mir

vieles selbst erzählen“, sagt Emma.

Die Generationen nach ihnen wer-

den niemanden mehr haben, den sie

fragen können. „Man lernt auch für

die Generationen danach, weil man

das Wissen weitergeben kann“, sagt

Philine Jahns (19). Der Dritte Punkt

ist die Regionalität: Was ist hier bei

uns vor Ort passiert? „Der National-

sozialismus ist nichts Anonymes, was

irgendwo anders passiert ist, sondern

überall, an ganz vielen Orten“, sagt

Daniel Günther. Er will wissen, wie

die jungen Menschen besser erreicht

werden können, wie der Rechtsruck

bei Jugendlichen aufgefangen werden

kann.

Die Antwort der Schüler: Mehr Auf-

klärung. Auf Social Media, aber vor

allem früher im Geschichtsunterricht.

„Es reicht nicht, in der neunten Klas-

se mit der NS-Zeit anzufangen, da

ist die Meinungsbildung bei vielen

schon weit fortgeschritten, wir müs-

sen früher darüber lernen“, findet

Emma. Benito ergänzt: „Gerade für

diejenigen, die nach der neunten

Klasse die Schule verlassen, bleibt

nicht genug Zeit, sich ausführlich mit

dem Thema auseinanderzusetzen.“

Und Geschichte sollte nahbar wer-

den: Im Geschichtsunterricht lernen

die Jugendlichen oft sehr allgemein

über den Zweiten Weltkrieg und den

Holocaust, aber abstrakte Bücher

reichen oft nicht aus, um ein tieferes

Interesse zu wecken. Es braucht Besu-

che in Gedenkstätten wie Ahrensbök,

um zu verstehen, dass all die Schre-

cken, über die man in Geschichtsbü-

chern liest, real waren.

Im Anschluss an die Gesprächsrunde

gedachten die Anwesenden, darunter

auch Landrat Timo Gaarz, Kreisprä-

sidentin Petra Kirner, Ahrensböks

Bürgermeister Andreas Zimmermann

und Bürgervorsteherin Karin Beythien

bei einer Kranzniederlegung vor der

Gedenkstätte den Opfern der Natio-

nalsozialistischen Gewaltherrschaft.

(hr/rk)

Ministerpräsident Daniel Günther im Gespräch mit den Schülerinnen

und Schülern der Emmi-Bonhoeffer-Schule aus Pönitz.

Monika Metzner-Zinßmeister (Gründungsmitglied der Gedenkstätte

Ahrensbök) im Gespräch mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

Bei der Kranzniederlegung gedachten die Anwesenden der Opfer

der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

(Fotos: Kleinschmidt (1), Rüder (2))